Der Hauch der Politik

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Ehrlich gesagt, am liebsten würde ich heute meinen letzten Kommentar einfach wiederholen (nicht aus Faulheit!). Denn das Thema „Politische Börsen“ bleibt uns einfach erhalten und verlangt Aktualisierung. Außerdem fragen mich Anleger dauernd, was wohl stärker sei - Impulse durch Trump, Enttäuschungen durch Trump oder Belastungen durch Europa. Wenn ich das mal wüsste!

Eines gilt es klarzustellen: Politische Börsen haben eben doch keine kurzen Beine! Ihr wisst ja, dass ich mich seit Jahren vergeblich gegen die blöde Kurze-Beine-Metapher wende, die sich in den Köpfen einiger Analysten und Journalisten festgesetzt hat. Denn diese Behauptung stimmt nur, wenn man damit ein aktuelles politisches Ereignis meint, also Wahlen beispielsweise. Insbesondere das Brexit-Votum hat wieder einmal gezeigt, dass die Märkte unmittelbar meist nur kurz reagieren. „Lange Beine“ haben die Börsen aber, wenn man darunter die längerfristigen politischen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft versteht. Der Trumpeter lässt grüßen. Und das ist doch viel wichtiger.

Börsianer haben eigentlich keinen Bock auf politische Marktphasen. Denn die Politik ist einfach unberechenbar (gilt nicht nur für Donald) und analytisch nicht erfassbar. Es gibt nun einmal kein „KPV“, kein Kurs-Politik-Verhältnis. So kann man sich eigentlich nur an den Stimmungsindikatoren der Sentiment-Forscher orientieren.

Die laufende Woche zeigt ziemlich klar, wie unklar vieles ist. Der Trump-Faktor wechselt fast täglich - Donald wird nach dem vorläufigen Scheitern seines Gesundheitskurses jetzt zum Umweltsünder. Aber Wall Street wartet ja vor allem auf die Umsetzung des neuen Steuerprogramms. Derweil bringen wir Europäer uns in Erinnerung. Die Titelseite des Handelsblatts von gestern war wie ein warnendes Plakat. Im Aufmacher „Berlin fürchtet Brexit-Beben“ ist von den Sorgen des Bundesfinanzministers die Rede, dass es zu „Verwerfungen“ an den Finanzmärkten durch den Ausstieg der Briten kommen könnte. Darunter zu lesen die Story „Wirtschaft warnt Martin Schulz“.

Heute beginnt Deutsche-Bank-Chefanlagestratege Ulrich Stephan seine Morgenbotschaft mit „Das Drama nimmt seinen Lauf: Nach 44 Jahren in der Gemeinschaft beantragt Großbritannien heute offiziell den EU-Austritt. Nordirland hat keine Regierung, zudem stimmte das Parlament in Edinburgh gestern für ein neues Referendum, damit Schottland das Vereinigte Königreich verlassen kann - was London aber nicht billigen dürfte. Die Politik auf der Insel hält uns weiter in Atem.“

Jo. Und die Kurse? Die halten sich trotz diverser Ankündigungen eines stärkeren Rücksetzers oder zumindest einer längeren Konsolidierung gut, einfach gut. Wall Street bleibt stabil, der Dax klettert nach der Korrektur auf neue Jahreshochs. Gefällt mir. Die Börse will weiter nach oben. Aber nochmal die Bitte: Die politischen Einflüsse nicht aus dem Auge verlieren!

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