Deutsche Bank: Auf einmal ziehen wieder düstere Wolken auf! – Fällt die Aktie erneut auf ein historisches Tief?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Aktie des größten deutschen Finanzinstituts am Ende des deutschen Leitindex. In den vergangenen Jahren war das häufiger der Fall. Seit Dezember 2017 hat sich der Kurs der Deutschen Bank mehr als halbiert. 2019 kam dann wieder etwas Hoffnung auf. Der neue Mann am Ruder, Christian Sewing, konnte für 2018 einen Minigewinn vermelden. Nach einigen Jahren im Minus immerhin ein kleiner Lichtblick.

Dann sollte 2019 alles besser werden

Zu Beginn des Jahres hellte sich die Stimmung an den Märkten deutlich auf und davon profitierte auch das Wertpapier der Frankfurter. Mit einem Plus von rund 20 Prozent war die Aktie der Deutschen Bank sogar zeitweise im jungen Jahr der stärkste Wert im Dax. Die Anleger spekulierten auf bessere Zeiten bei den Frankfurtern. Vorstandschef Sewing betonte zwischendurch auch immer wieder, dass sein Finanzinstitut noch viel zu tun habe, aber auf dem richtigen Weg sei.

Dann kamen die Fusionsgespräche

Nachdem schon länger darüber spekuliert wurde, ob die Deutsche Bank und die Commerzbank hinter geschlossenen Türen verhandeln, folgte eine offizielle Bestätigung. Die beiden größten deutschen Banken loten einen Zusammenschluss aus. Der Plan: Die Deutsche Bank solle die Commerzbank übernehmen. Der größte Fan dieses Vorhabens: Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der von einer starken Bank träumte, die deutsche Unternehmen weltweit unterstützen kann. Dieser Traum zerplatzte diese Woche aber jäh.

So verpassen Sie keine wichtige Nachricht mehr! Der kostenlose Newsletter onvista weekly - hier geht es zur Registrierung.

Dann kam die Absage

In einer gemeinsamen Erklärung verkündeten die Deutsche Bank und die Commerzbank am Donnerstag, dass eine Fusion der beiden Finanzhäuser vom Tisch sei. „Nach gründlicher Prüfung seien die Vorstände der beiden Banken zu dem Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde.“ Die Erleichterung über diese Entscheidung war groß und auch die Anleger feierten den Entschluss zunächst. Allerdings nur kurzfristig. Den Handelstag beendet die Aktie der Deutschen Bank nämlich im Minus.

Dann kamen die Zahlen

Ein höherer Gewinn als erwartet ließ zunächst aufhorchen. Allerdings folgte kurze Zeit später schon die Ernüchterung. „Wir erwarten, dass unsere Erträge im Jahr 2019 im Wesentlichen unverändert zum Vorjahr bleiben werden.“ Das war dann für die Anleger zu viel. Sie schickten die Aktie weiter auf Talfahrt. Mittlerweile ist vom guten Start ins Jahr 2019 nicht mehr viel übriggeblieben. Das Plus von über 20 Prozent ist mittlerweile auf rund 6 Prozent geschmolzen und die Aktie nähert sich wieder ihrem Tiefpunkt aus dem Dezember 2018. Damals fiel die Aktie zum ersten Mal in ihrer Geschichte unter 7 Euro.

Kommt jetzt der Streit mit der Commerzbank?

Die Commerzbank hat die Darstellung eines hochrangigen DeutscheBank-Managers zurückgewiesen, die Initiative für die inzwischen abgebrochenen Fusionsgespräche sei von ihr ausgegangen. Die Verhandlungen seien „gemeinsam begonnen und gemeinsam beendet“ worden, sagte eine Commerzbank-Sprecherin am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters in Frankfurt. Zuvor hatte der DeutscheBank-Manager in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten erklärt: „Der anfängliche Impuls kam nicht von der Deutschen Bank. Die Commerzbank ist an uns herangetreten.“ Die Deutsche Bank wollte keinen Kommentar abgeben. Das Sewing kein Freund von einer Fusion der beiden Banken war, hat er nie verheimlicht. Allerdings bringt es jetzt auch nichts im Nachhinein schmutzige Wäsche zu waschen. Allerdings dürfte das Thema auch nicht weiter hochkochen.

Kommt jetzt ein neuer Partner?

Laut Medienberichten sollen sowohl die italienische Unicredit als auch die niederländische ING Interesse an der Commerzbank gezeigt haben. Die Unicredit ist in Deutschland mit ihrer Tochter Hypovereinsbank vertreten, die ING vor allem mit ihrer lange unter dem Namen ING Diba auftretenden Direktbank. Um die Deutsche Bank ranken hinsichtlich eines neuen Partners keine Gerüchte. Bevor die Spekulation zwischen den beiden deutschen Banken aufkam, haben die Medien versucht die Deutsche Bank als mögliches Übernahmeziel zu platzieren. Allerdings hagelte es hier reihenweise freundliche, aber bestimmte Absagen von den angeblichen Interessenten.

Kommt jetzt vielleicht die UBS ins Spiel?

Seit Wochen grassieren Gerüchte, wonach die Deutsche Bank die DWS mit einem Rivalen verschmelzen könnte. Insidern zufolge ist dabei neben Europas größtem Fondsanbieter Amundi vor allem die Schweizer Großbank UBS im Rennen. Sie könnte ihre Fondssparte mit der DWS zusammenführen. Die Beteiligten wollten diese Überlegungen bisher nicht kommentieren.

Die Deutsche Bank hatte die DWS 2018 an die Börse gebracht und hält immer noch 78 Prozent der Anteile. Zu konkreten Überlegungen wollte sich Sewing nicht äußern. Er erwarte aber, dass der Fondsanbieter weiter Teil der Kernstrategie der Deutschen Bank bleibe. Wäre das auch der Fall, wenn die UBS die Deutsche Bank komplett übernimmt?

Kommt vielleicht bald ein neuer Chef?

Nach den geplatzten Fusionsgesprächen ist Christian Sewing noch nicht angezählt. Er wollte die Fusion nicht wirklich und sie ist auch nicht zustande gekommen. Aber der Chef der Deutschen Bank muss in Zukunft liefern und neue Fantasie für die Aktie wecken. Ein Jahr Stagnation bei den Erträgen mag noch songerade zu verkraften sein, allerdings müssen daneben weitere Baustellen geschlossen werden. Schafft Sewing dies in den nächsten Monaten nicht, dann dürfte die Kritik an seiner Person größer werden.

Kommt ein neues, historisches Tief?

Diese Möglichkeit ist größer als ein Wechsel auf dem Chefsessel der Deutschen Bank. Langsam, aber sicher ebbt die gute Stimmung an den Börsen ab. Nach dem trüben Ausblick für das laufende Jahr sind die Anleger auch nicht sonderlich begeistert von der Aktie. Charttechnisch kommt es jetzt darauf an, ob der Kurs wieder bei 7 Euro seinen Boden findet oder durchrutscht. Sollte es unter 7 Euro gehen, dann dürfte es wohl oder übel neue Tiefstkurse bei der Deutschen Bank geben.

Kommen die Analysten zur Hilfe?

Wohl eher nicht. Trotz der guten Performance zu Jahresbeginn hat keiner der Experten seine Meinung oder sein Kursziel bei den Frankfurtern geändert. Im Durchschnitt liegt es bei 7,77 Euro. Allerdings lässt sich in der Analysten-Gilde niemand finden, der für „Kaufen“ votiert. 10 Mal findet sich das Votum „Halten“ und 6 Mal lautet der Rat „Verkaufen“. Unterm Strich hat sich damit nichts bei der Deutschen Bank geändert. Die Frankfurter sind angeschlagen und viele Anleger haben immer noch nicht das Vertrauen gefasst, dass die Deutsche Bank den richtigen Weg eingeschlagen hat.

Von Markus Weingran

Die neue App kommt! Es dauert nicht mehr lang - eine komplett überarbeitete Version unserer iOS- und Android-App steht in den Startlöchern.

Sie wohnen im Kreis Köln oder planen einen Trip dorthin? Dann laden wir Sie herzlichst zu uns ein, um unsere App exklusiv vor Ort in unserem Hause im Herzen Kölns zu testen. Sie probieren alle neuen Funktionen aus, bewerten das neue Design und können sich direkt mit unseren Entwicklern unterhalten und austauschen, damit wir der App vor ihrer Veröffentlichung gemeinsam den letzten Schliff verpassen können.

Interesse? Dann schicken Sie uns eine kurze Mail an fokusgruppe@onvista.de, um einen individuellen Termin zu vereinbaren.

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER AM WOCHENENDE PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Bild: phantomlord78 / Shutterstock.com

Meistgelesene Artikel