Die Fed hilft den Märkten

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Börsenprofis suchen ständig Klarheit, was das Morgen so bringen dürfte. Man will sich halt rechtzeitig darauf einstellen. Die Notenbank der Amis hat gestern geliefert und Klarheit geschaffen. Der Dollar war daraufhin wieder gefragt. Ehrlich gesagt hatte ich mir nach Bekanntwerden der Beschlüsse auch von den Aktienkursen mehr erwartet. Aber vielleicht kommt das ja noch. Der festere Dollar hat Gold geschadet, es ist wieder mal unter 1.300 Dollar abgebröckelt.

Die Fed beginnt mit dem Abbau ihrer in den Jahren nach der Finanzkrise auf 4,5 Billionen Dollar (!) angeschwollenen Bilanz. Die Währungshüter gaben in Washington bekannt, dass das bereits von langer Hand vorbereitete Manöver ab Oktober anlaufen soll. Die Fed macht damit einen Schritt hin zur Normalität, da sie lange die Konjunktur mit einer Geldflut gestützt hat. Diese wird nun erstmals etwas eingedämmt. „Wir glauben, die Erholung ist auf einer starken Strecke”, sagte Fed-Chefin Janet Yellen. Das klingt gut. Auslaufende Wertpapiere aus dem Bestand der Notenbank werden dann zu einem Teil nicht mehr ersetzt. Die bislang konstant gehaltene Bilanzsumme kann so nun monatlich um zweistellige Milliardensummen schrumpfen. Der Abbau erfolgt schrittweise, wobei sich das Tempo mit der Zeit erhöht.

Zugleich verzichteten die Amis auf eine Änderung des Leitzinses (war auch nicht erwartet worden). Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken bleibt also in der Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent. Allerdings wurde eine weitere Straffung der Geldpolitik in den nächsten Monaten in Aussicht gestellt. Zwölf von insgesamt 16 Ratsmitgliedern gehen davon aus, dass es bis Jahresende noch eine Zinserhöhung geben wird.

Analysten gehen jetzt davon aus, dass diese Strategie dem Dollar gegenüber dem Euro nachhaltig den Rücken stärken wird - spontan meldeten sich Experten mit der Prognose, der Euro dürfte sich mindestens bis Jahresende zwischen 1,17 und 1,20 Dollar bewegen. Na also, dann braucht sich die Börse keine Kopp mehr wegen der Exporteure mehr zu machen.

Interessant ist eine Stellung des ZEW-Forschungsbereichsleiter Prof. Dr. Friedrich Heinemann: Die Entschlossenheit der Fed, die Normalisierung der Geldpolitik voranzutreiben, ist zu begrüßen. Der nun konkreter absehbare Bilanzabbau mindert das Risiko, dass Donald Trump seine geplanten Steuersenkungen mit der Notenpresse finanzieren kann. Obwohl sich die Inflationsraten der USA (1,9 Prozent im August 2017) und der Eurozone (1,5 Prozent) nur wenig unterscheiden, agieren Fed und Europäische Zentralbank (EZB) damit derzeit völlig unterschiedlich. Während die Fed handelt, verzögert die EZB den Exit. Der geldpolitische Kontrast zwischen den USA und der Eurozone ist heute noch schärfer geworden. Der Druck auf den EZB-Rat, im Oktober endlich zu handeln, ist dadurch weiter gewachsen. Das sehe ich auch so. Gucken wir mal, ob der sture Super-Mario bald reagiert.

Es könnte sein, meine Freunde, dass im bald beginnenden vierten Quartal die Aktienkurse ihren Aufschwung wieder fortsetzen. Deshalb mein Rat, die ausgeprägte Vorsicht vorsichtig aufzugeben (= kein Formulierungsfehler). Ich meine nämlich, man könnte wieder mitmachen, also kaufen an schwächeren Tagen, aber noch nicht alles einsetzen.

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