Die Jahresendrallye fällt wohl aus

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Börsianer muss flexibel bleiben. Zuvor getroffene Prognosen muss er bereit sein, jederzeit in Frage zu stellen. Denn manchmal kommen die Dinge anders als man denkt. Mein hier propagierter Optimismus war auf jeden Fall richtig, doch es sieht jetzt danach aus, als ob eine echte Jahresendrallye wohl nicht mehr kommt. Das deutete sich im DAX schon in den vergangenen Tagen an. Unter 13.200 Punkten starb jede Aufwärtsbewegung ab, obwohl die Wall Street immer neue Rekorde feierte. Was ihn gestern wohl noch stützte, war der Ultimo-Termin. Damit die Monatsperformance gut aussieht, wird der Markt zu diesem Termin gern noch einmal hoch gezogen. Heute entlädt sich nun der Verkaufsdruck durch diejenigen, die auf einen schnellen Wiederanstieg gesetzt hatten.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Doch selbst wenn die Jahresendrallye wohl ausfällt, oder sagen wir, die Rekordstände nicht wieder erreicht werden bis zum Jahresschluss, bedeutet das noch nicht das Ende des Bullenmarktes. Die Argumente, die für steigende Kurse sprechen, bleiben nach wie vor in Takt. Die Konjunktur vor allem in Europa läuft und das zunehmend besser. Trotzdem bleibt die Geldpolitik in Europa und Japan äußerst locker. Aus den USA kamen ebenfalls entspannende Signale. Der designierte Chef der Federal Reserve in New York, Jerome Powell, hat in etwas anderen Worten das formuliert, was einst EZB-Chef Mario Dragi mit dem Satz „Whatever it takes“ zum Ausdruck brachte. Das bedeutet zwar nicht, dass die USA damit direkt von ihrem Zinserhöhungskurs ablassen, wohl aber bedeutet es, dass im Fall einer Wirtschaftsabschwächung die Notenbank bereit ist, beherzt einzugreifen.

Erstmal alle Aktien verkaufen?

Das nächste Kursziel nach unten liegt im DAX bei rund 12.600 Punkten aus technischer Sicht. Doch passieren muss das natürlich nicht. Insofern würde ich solide ungehebelte Aktienbestände nicht verkaufen. Die Haussekräfte bleiben in Kraft. Die Erholung kann dann umso kräftiger ausfallen. Wann der Markt dreht, lässt sich für mich vor allem aus den Stimmungsindikatoren ablesen. Ich werde mich dann hier dazu äußern, wenn ich meine, dass es so weit ist.

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