Dollar-Höhenflug gebremst?

Jessica Schwarzer · Uhr

Nach monatelanger Rally schwächelt der Dollar. Das hat Auswirkungen auf Aktien, Anleihen, den Goldpreis und die Weltwirtschaft überhaupt. Warum der Greenback noch immer so wichtig ist.

Monatelang war der US-Dollar der Star am Devisenmarkt. Doch seit die US-Notenbank Fed wegen der mauen Konjunkturaussichten ihren Zinszyklus unterbrochen hat und nun sogar auf erste Zinssenkungen spekuliert wird, schwächelt der Dollar. Der Euro hat sich mittlerweile etwas erholt, nachdem er Ende Mai auf ein Zwölf-Monats-Tief bei gut 1,11 Dollar gefallen war. Ähnlich sieht es mit Blick auf den japanischen Yen aus. Eine nachhaltige Trendwende sehen Experten aber noch nicht. Im Gegenteil. Dazu ist der Zinsvorsprung der Amerikaner zu groß,  und wird es auch nach den erwarteten Zinssenkungen bleiben.

Und die gelten als sicher. Denn die Konjunkturdaten aus den USA haben zuletzt immer wieder enttäuscht. Die Stimmung in der Industrie der Region New York im Juni ist beispielsweise regelrecht eingebrochen. Es war der stärkste jemals verzeichnete Rückgang. Auch ein Indikator für den amerikanischen Häusermarkt gab überraschend nach. Es zeigt sich immer mehr, dass sich die Abschwächung der Weltwirtschaft zunehmend auch auf die USA durchschlägt. Ein Grund dafür ist natürlich auch der von den USA angezettelte Handelsstreit. Die Chancen einer Einigung zwischen den USA und China haben sich zuletzt verringert. Eher wird eine weitere Eskalation mit zusätzlichen Strafzöllen erwartet als eine Deeskalation.

Doch aktuell blicken Investoren vor allem auf die US-Notenbank. Die Fed kommt in dieser Woche zusammen und entscheidet über den Leitzins. Es wird zwar noch keine Senkung erwartet, wohl aber, dass die Notenbanker die Märkte darauf vorbereiten. Investoren haben längst zwei bis drei Leitzinssenkungen eingepreist. Einzig über den Zeitpunkt, wann es los geht, darf noch gerätselt werden. Schon im Juli oder vielleicht doch erst im September?

Und der Dollar? Gut möglich, dass er noch ein wenig nachgibt. Sehr zur Freude von US-Präsident Donald Trump übrigens, der immer wieder kritisiert, dass der Höhenflug des Greenback eine Belastung für exportorientierte US-Unternehmen ist. Die aktuelle Zinsdiskussion und der schwächelnde Dollar kommen Trump also sehr gelegen. Aber eine echte Trendwende? Wohl kaum.

Der starke Dollar als Belastung

Ein starker Dollar schadet aber nicht nur der US-Wirtschaft, sondern beeinflusst auch auf die Weltwirtschaft – nicht nur, weil die USA die größte Volkswirtschaft der Welt sind. Der Dollar ist nach wie vor die Weltleitwährung. Auch wenn seine Macht etwas nachgelassen hat, wie die weltweiten Währungsreserven zeigen. Zwar bleibt der Dollar mit einem weltweiten Anteil von 61,7 Prozent (2018) seinen Status treu. Aber dies ist ein historischer Tiefpunkt für die US-Währung, zumindest in diesem Jahrhundert. Profitieren konnten Währungen wie japanischer Yen, britisches Pfund, chinesischer Yuan und eben auch der Euro, deren Anteile steigen.

Der Dollar bleibt aber natürlich extrem mächtig. Viele Anleihen notieren in US-Dollar, das wird vor allem für Schwellenländer immer mehr zur Herausforderung. Die Wall Street ist der größte Finanzmarkt der Welt, wohl kaum ein international aufgestellter Anleger hat keine amerikanischen Aktien im Depot. Auch Gold wird in Dollar gehandelt. Währungsschwankungen haben immense Auswirkungen auf viele Assetklassen. Auf Sicht von einem Monat hat der Goldpreis in US-Dollar beispielsweise fast fünf Prozent zugelegt. In Euro waren es nur vier Prozent. Noch stärker macht sich das Währungsrisiko auf Sicht von einem Jahr bemerkbar: In Dollar legte der Preis für die Feinunze 4,7 Prozent zu, in Dollar waren es stolze 8,5 Prozent. Und das ist nur ein Beispiel. Anleger, die Gold, US-Aktien, Fonds, ETFs oder Anleihen, die in US-Dollar notieren, im Depot haben, müssen die Entwicklung des Greenback auf jeden Fall im Blick haben. Gerade bei Anleihen können Währungsschwankungen schnell den aktuell in der Regel recht überschaubaren Zinskupons „auffressen“ – und Absicherungen sind teuer. Natürlich können Währungsschwankungen aber auch für ein Renditeplus sorgen. Aktuell mag der Höhenflug des Dollars ein wenig ausgebremst worden sein, mit einem Absturz ist aber nicht zu rechnen.

Titelfoto: welcomia / Shutterstock.com

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