Drei Fragen an Bernecker: Hat Varta das Zeug zum Batterie-Weltstar, Ihre Einschätzung zu Hongkong und was kann man in der zweiten Jahreshälfte für den Dax erwarten?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach den Chancen für Varta, dem weiteren Ausblick für den Dax und wie es zwischen China und den USA nun weitergeht.

onvista-Redaktion: Eine Förderung in dreistelliger Millionenhöhe und das erklärte Ziel der Politik, eine europäische Batteriezellenindustrie aufzubauen, die der Konkurrenz gewachsen ist – kann Varta diese Erwartungen erfüllen und was ist dann für die Aktie drin?

Wenn Varta einen Zuschuss von 300 Mio. € für die Entwicklung von Batteriezellen erhält, ist das zunächst eine dicke Blamage für alle anderen, insbesondere Bosch und auch Conti, die darüber reden, aber offensichtlich nicht viel getan haben. Der Grund kann nur darin liegen, dass Varta in ihren Entwicklungen anscheinend weiter ist als alle anderen. Ambitioniert klingen die Ziele des Wirtschaftsministers, der von Weltmarktstellung redet, obwohl Deutschland nur einen Anteil von zurzeit 3 % in diesem Markt erreicht. 4 Mrd. € Marktwert für Varta sind anspruchsvoll, insbesondere gemessen am aktuellen Umsatz. Also ist die Qualität der Forschung zu bewerten. Sie liegt vermutlich deutlich höher mit der Konsequenz: Im aktuellen Kurs stecken einige Wachstumsprämien, die technisch zu korrigieren sind, aber der längerfristige Trend ist in Ordnung. Eine echte Zukunftswette.

onvista-Redaktion: Die USA behandeln Hongkong nun nicht mehr als Handelszone mit gesonderten Rechten. Wie schätzen Sie das für den Welthandel und die weitere Richtung der Finanzmärkte dort ein?

Hongkong gehört zu China, daran kommen wir nicht vorbei. Die Zusagen zur Unabhängigkeit anlässlich der Freistellung von Hongkong aus britischer Herrschaft haben sich inzwischen erledigt. Hongkong bleibt eine Finanzdrehscheibe und teilweise eine solche für den Handel, analog zu Singapur, aber sämtliche Adressen haben sich auf diese Entwicklung längst eingestellt. Anders gesagt: Ohne Hongkong läuft in Südostasien nichts. Das wissen auch die Chinesen, die im Grundsatz Pragmatiker sind.

onvista-Redaktion: Der Dax hat die extremste erste Jahreshälfte seiner Geschichte hinter sich. Wie ist Ihre Bilanz, was kann man aus den vergangenen Monaten lernen und was erwarten Sie für die zweite Jahreshälfte?

Der DAX läuft fast nach Plan. Dem Einsturz um rund 35 % folgte der Rebound in fast der gleichen Höhe bis zur Grenze 12.000. Dem folgt jetzt die Konsolidierung im Zuge der Berichtssaison, die etwa Ende des Monats ausläuft. Alle Ergebnisse der Firmen nebst Plänen werden daraufhin abgeklopft, ob die Kurse stimmen. Das war bereits angesagt. Erst ab September beginnt dann die Einpreisung aller Merkmalle der Erholung sowohl bezüglich der Pläne als auch der Realitäten und das markttechnische Signal dafür wird voraussichtlich so ähnlich sensationell klingen wie die berüchtigte Schnäppchenjagd, wenn auch mit leicht anderen Vorzeichen. Daraus entstehen neue Rekordkurse für DAX & Co. nebst allen Titeln, die die Erwartungen erfüllen.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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