dynaCert: Der neue Star am Wasserstoff-Himmel oder eine High-Risk-Spekulation a'la Baumot?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Geschichte hinter beiden Aktien ist ein wenig vergleichbar. In beiden Fällen geht es um Dieselmotoren, um Nachrüstung und die Chance sich am Markt durchzusetzen. Mit dem Diesel-Skandal bei den Autobauern wurden die Rufe nach Lösungen sehr laut. Eine Möglichkeit: Die Nachrüstung ältere Dieselfahrzeuge. Als es so aussah, dass die Bundesregierung diese Variante bevorzugt, rückte das Wertpapier von Baumot schnell in den Fokus der Anleger.

Das BNOx-Sytem des Unternehmens soll NOx-Reduktionraten von 95 Prozent ermöglichen. Die Fantasie zu dem Papier war entfacht und das Papier verdoppelte sich in etwa. Allerdings sträubten sich die deutschen Autobauer mit Händen und Füßen gegen diese Variante. Besonders die Verträglichkeit des Systems mit den eigenen Motoren wurde angeführt und damit die Haftungsfrage bei möglichen Schäden. Unterm Strich dürften allerdings die Kosten, der auf die VW und Co. zugekommen wären, die entscheidendere Frage gewesen sein. Jedenfalls ist das Thema vom Tisch und die Fantasie der Aktie auch. Die Elektromobilität scheint am Ende des Tages eine Nachrüstung in vielen Fällen überflüssig zu machen. Der Kurs hat sich wieder halbiert und ist seit März in einen Seitwärtstrend eingebogen.

Warum ist die Story bei dynaCert ähnlich?

Das kanadische Unternehmen bietet ebenfalls eine Umrüstmöglichkeit für Dieselmotoren, welche den Schadstoffausstoß verringert und gleichzeitig Kraftstoff spart. Hier hat dynaCERT die nächste Generation der Carbon Emission Reduction Technology für Dieselmotoren präsentiert und damit einen Preis abgeräumt. Die HydraGENä-Technologie hat vom deutschen Rat für Formgebung bei der Verleihung des Deutschen Innovationspreises 2019 den Preis für Energielösungen in der Kategorie Business-to-Business erhalten. Ausgezeichnet werden bei der Preisverleihung Produkte, die sich vor allem durch ihren höheren Nutzwert für den Anwender im Vergleich zu früheren Technologien oder Designs auszeichnen. Die Organisation vergibt selektiv Auszeichnungen für Innovationen, die die Zukunft gestalten und unser Leben verbessern.

Was genau macht HydraGENä?

Vereinfacht gesagt, verwendet die Technologie eine einfache Elektrolyse, um destilliertes Wasser in H 2 & O 2 -Gase umzuwandeln, die bei Bedarf erzeugt werden. Unterm Strich eine Hybrid-Lösung die dazu beiträgt das die Schadstoffe reduziert werden und der Dieselverbrauch sinkt. Eingesetzt werden kann sie wohl bei allen Dieselmotoren.

Wieso steht dynaCert jetzt im Fokus

Neben dem Gewinn des Innovationspreises machten die Kanadier zuletzt auf sich aufmerksam durch einen größeren Auftrag aus Mexiko und eine Personalie. Der Head Engineer des TÜV Süd in Lahr, Michael Mayer wechselt als Product and Sales Support Manager zu der deutschen Tochter der Kanadier

Wie zukunftsträchtig ist die Technologie?

Aktuell kann die HydraGENä-Technologie den Verbrauch von Dieselkraftstoffen nicht komplett ersetzen – sie ist nur eine Ergänzung. Zudem können die Kanadier auch nicht wie Nel, PowerCell oder Ballard Power mit großen namhaften Kunden glänzen. Das sich diese Tatsache ändern könnte, ist nicht ausgeschlossen.

Was mir allerdings Kopfschmerzen bereitet, dass alle anderen Player permanent nach Möglichkeiten forschen die Brennstoffzelle kleiner, noch effizienter und kostengünstiger zu machen. Je erfolgreicher diese Forschung ist, desto wahrscheinlicher ist, dass die Brennstoffzelle den Verbrennungsmotor verdrängt und in den Kampf mit der Elektromobilität einsteigt.

Dann dürften sich viele Kunden fragen, warum soll ich auf eine Hybrid-Lösung setzen, wenn es ein Komplett-Lösung gibt. Letztendlich ist es dann eine Frage des Preises und der Effizienz. Solange die Preise für Brennstoffzellen-Fahrzeuge sehr hoch sind, könnte dynaCert eine charmante Zwischenlösung sein. Sollten sich die Voraussetzung ändern, dann könnte die HydraGENä-Technologie auf dem Weg sein ein Nischenprodukt für kleinere Unternehmen sein, die sich die ganz große Umstellung finanziell nicht leisten können.

Daher könnte die Aktie einen ähnlichen Weg gehen, wie das Wertpapier von Baumot. Wasserstoff-Aktien sind aktuell mehr als Hip und die Technologie entwickelt sich ständig weiter. Da ist klar, dass auch viele Anleger weitere kleine unentdeckte „Perlen“ an den Aktienmärkten suchen.

In dieses Beuteschema passt die dynaCert-Aktie mit Sicherheit. Die Aktie steht gerade einmal bei 0,31 Dollar steht, bietet Wasserstoff-Fantasie bieten und die Technologie hört sich interessant an.

Ein Blick auf den Chart macht aber auch eins deutlich. Am Donnerstag ist die Aktie ohne Nachricht mal eben um 11 Prozent abgeschmiert. Das zeigt, dass die Aktie keine Witwen und Waisen-Papier ist. Sollten die führenden Unternehmen weitere Fortschritte machen, dann könnte dynaCert ein ähnliches Schicksal ereilen wie Baumot. Daher fällt die Aktie für meinen Geschmack in den Bereich High-Risk-Spekulation fallen.

Von Markus Weingran

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Foto: Anusorn Nakdee / Shutterstock.com

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