Eine „Roadmap“ für Kapitalanleger

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Selbst alte deutschsprachige Füchse haben sich längst daran gewöhnt, dass immer mehr Anglizismen übernommen werden - nicht nur in der Welt der Finanzen. Digital gibt es sowieso keine Alternativen zum Englisch. Was in der Wirtschaft Strategie, Handlungsplan oder Projektplanung bedeutet, wird inzwischen gerne als „Roadmap“ bezeichnet. Nix dagegen, obwohl nicht nötig. Die Vordenker des Fondsgiganten Allianz Global Investors haben heute eine solche Straßenkarte vorgelegt, die Anlegern zeigen soll, wo’s 2018 langgeht. Die gefällt mir, deshalb daraus das Wichtigste.

Zunächst das Negative: Staatsanleihen der Industriestaaten sind unverändert überbewertet. Für die mittelfristige Allokation können sich inflationsindexierte Anleihen empfehlen, dazu ein „Schuss“ Hartwährungsanleihen aus den aufstrebenden Staaten. Ich mag allerdings keine Anleihen und möchte mich überhaupt nicht mit ihnen befassen.

Deshalb: Auch in der Erwartung zunehmender Volatilität sollten Aktien weiter übergewichtet bleiben. Konjunktur und Geldpolitik wirken fördernd. Hier ergibt sich eine leichte Präferenz für Titel aus der Eurozone. Aber auch Aktien aus den USA und den aufstrebenden Staaten können beigemischt werden. Bei japanischen Aktien ist das Wechselkursrisiko zu bedenken.

Aufgelegt im Sommer 1988 und rückgerechnet auf einen Indexstand von 1.000 zum Januar 1988, wird der Dax faktisch in diesen Tagen 30 Jahre alt. Knapp 9 % Gewinn pro Jahr hat er über diese letzten drei Jahrzehnte gemacht. Ist der Dax zu teuer beim aktuellen Indexstand? Fakt ist: Er liegt eigentlich nur knapp über 6.000 Punkte. Die nahezu 13.500 kommen nur zustande, weil der Dax ein Performance- und kein Kursindex ist. Das bedeutet, dass die Dividenden miteinberechnet werden - diese haben also über die Hälfte des Gesamterfolges ausgemacht.

Bezogen auf die aktuellen Gewinne liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) derzeit unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Dabei muss jedoch die Übertreibungsphase um das Jahr 2000 berücksichtigt werden, welche den Periodendurchschnitt insgesamt nach oben zieht.

Grundlage dieser strategischen Straßenkarte sind folgende Wegmarken:

Konjunktur: Alle Anzeichen sprechen für eine Fortsetzung des soliden Erholungskurses der Weltwirtschaft, trotz einiger Hinweise auf nachlassende Dynamik.
Wachstum: Das Wachstumspotenzial (merke: „Wachstum“ ist der langfristige Entwicklungspfad, um den die Konjunktur schwankt) wird durch einige Bremsfaktoren gezügelt. Dazu gehören die weltweit hohe Verschuldung, die schwache Produktivität und ungünstige demografische Trends.
Preisentwicklung: Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Preisentwicklung. Nachdem die Gesamtinflationsrate, getrieben vom Energiepreis, ihren zwischenzeitlichen Höhepunkt erreicht haben sollte, dürfte sich jetzt die nächste Stufe des globalen Reflationierungstrends entfalten.
Geldpolitik: In der Gesamtsicht bleibt die Geldpolitik weiterhin locker, obwohl im neuen Jahr 2018 „Peak Liquidity“ - der Gipfel der Zentralbankliquidität - überschritten werden sollte.

Alles klar, meine Freunde? Aktien, was sonst. Und am Ende können wir höchstwahrscheinlich wieder ein gutes Börsenjahr bilanzieren. Was eine solche Roadmap nicht aufzeigen kann, sind nun einmal die Überraschungen links und rechts. Die wird es auch 2018 geben. Deshalb: Augen auf, um gegebenenfalls reagieren zu können!

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