Wirtschaft in Sorge wegen Corona-Anstieg - "Zweite Welle verhindern"

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Die deutschen Wirtschaft fürchten angesichts zunehmender Neuinfektionen eine zweite Corona-Welle.

"Die steigenden Infektionszahlen machen uns große Sorgen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Donnerstag. "Eine zweite Welle muss unbedingt verhindert werden." Das Robert-Koch-Institut hatte zuvor erstmals seit Mai wieder mehr als 1000 Neuinfektionen an einem Tag gemeldet. Schon der bisherige Verlauf der Pandemie habe viele Nicht-Lebensmittelhändler an den Rand der Insolvenz gebracht. "Eine zweite Welle würden viele dieser Händler wirtschaftlich nicht überstehen, eventuell zuvor vorhandene Finanz-Reserven sind aufgebraucht", warnte Genth. "Erneut sinkende Kunden- und Umsatzzahlen sind nicht verkraftbar." Wenn es wieder zu einem Lockdown mit Ladenschließungen käme, würden das viele Unternehmen nicht mehr stemmen können.

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga schätzt das ähnlich ein. "Wir sind alle gut beraten, die Dinge jetzt nicht zu dramatisieren und eine zweite Welle herbeizureden. Aber wir müssen das sehr ernst nehmen", sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges zu Reuters. "Corona ist nicht besiegt. Solange müssen wir die Schutzmaßnahmen weiter konsequent umsetzen." Nur so könne die seit Mitte Mai gewonnene Freiheit des Ausgehens und des Reisen erfolgreich verteidigt werden. Auch der Handel appelliert an alle Kunden, die Corona-Regeln zu beachten. "Maske tragen, Abstand wahren und die Hygienemaßnahmen einhalten - das muss jetzt erste Bürgerpflicht sein", sagte Hauptgeschäftsführer Genth.

"NICHT WIEDER AUSBREMSEN"

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) betonte, dass die Unternehmen noch immer mit den wirtschaftlichen Folgen des letzten Lockdowns kämpften. "Alle Indikatoren deuten darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft die Corona-Krise noch nicht überwunden hat", sagte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Die Unternehmen versuchten, der Krise zu trotzen und ihren Betrieb mit vielfältigen Maßnahmen aufrecht zu erhalten. "Sie setzen allerdings auch darauf, dass die wirtschaftliche Erholung durch künftige, unter Umständen notwendige Maßnahmen nicht wieder ausgebremst wird", sagte Wansleben.

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