Fear of missing out? – Umfrage: Fondsmanager verringern Cash-Bestände massiv und gehen in Aktien

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die letzten Monate waren gezeichnet von den Sorgen einer drohenden Rezession und den Wirren des Handelsstreits, sowie Unruhen und Protesten in vielen Teilen der Welt. All diese Probleme herrschen immer noch vor, eine Lösung ist bei den wenigsten in Sicht. Die Stimmung unter den Fondsmanagern hat sich aber trotzdem massiv aufgehellt, wie eine am Dienstag von der Bank of America Merrill Lynch veröffentlichte Studie offenbart.

Die Umfrage unter 230 Managern, die ein Vermögen von 700 Milliarden US-Dollar verwalten, ergab, dass der Cash-Bestand der Fonds um 0,8 Prozentpunkte von 5 auf nun noch 4,2 Prozent gesunken ist. Dies ist der größte monatliche Rückgang seit November 2016 und der niedrigste Cash-Bestand seit Juni 2013.

Portfoliomanager, die einen Großteil des Sommers über eine bevorstehende Rezession besorgt waren, scheinen nun Angst zu haben, die weitere Rallye an den Aktienmärkten zu verpassen, auch angesichts der jüngsten Rekordstände bei den US-Indizes. Dieses sogenannte „FOMO“-Phänomen, also „Fear of Missing Out“, scheint nun einzuschlagen. Die Allokation in globalen Aktien stieg gegenüber dem Vormonat um 20 Prozentpunkte und erreichte mit 21 Prozent die höchste Übergewichtung seit einem Jahr. Die Wachstumserwartungen stiegen um 43 Prozentpunkte von -37 Prozent auf netto 6 Prozent, der größte Zuwachs seit Beginn der Umfrage im Jahr 1994.

„Die Anleger erleben Fomo – die Angst etwas zu verpassen – was zu einer Welle des Optimismus und einem Anstieg des Engagements in Aktien und zyklischen Titeln geführt hat“, sagte Michael Hartnett, Chief Investment Strategist bei der Bank of America Merrill Lynch. „Der leichte Part der Rally ist vorbei, jetzt beginnt der ernste Part. Es geht dabei nicht um zu viel Gier an den Märkten, sondern um zu viel Liquidität[…].“ Der herrschende Waffenstillstand im Handelsstreit zwischen China und den USA könnte den Marktakteuren bereits für genug Sicherheitsgefühl ausreichen, um die Aktien auf Rekordniveau zu halten, sagte der Stratege.

Auch in Deutschland wieder mehr Optimismus

Auch regional in Deutschland bessern sich die Zeichen wieder. Der ZEW-Konjunkturindikator für Deutschland beispielsweise stieg im November auf -2,1, ein Plus von 20,7 Punkten gegenüber Oktober.

Zudem hat auch die deutsche Fondsbranche wieder mehr Geld eingesammelt als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt warben die Vermögensverwalter netto rund 68,2 Milliarden Euro an neuem Kapital ein, teilte der Branchenverband BVI am Mittwoch in Frankfurt mit. Ein Jahr zuvor hatten die Zuflüsse noch bei 64,1 Milliarden Euro gelegen. Gesucht wurden jedoch vor allem als relativ sicher geltende Anlagen, während Aktienfonds gemieden wurden.

Gestützt wurde das Geschäft im Berichtszeitraum einmal mehr durch offene Spezialfonds. Sie verzeichneten Zuflüsse von 59,6 Milliarden Euro. Spezialfonds werden für institutionelle Investoren wie Versicherer oder Versorgungswerke aufgelegt. Offenen Publikumsfonds flossen 9,6 Milliarden Euro zu. Diese Produktkategorie wird sowohl von Kleinanlegern als auch von Investmentprofis genutzt. Offene Fonds sind jederzeit handelbar. Geschlossene Fonds spielten beim Aufkommen neuer Mittel kaum eine Rolle.

Bei den Unterkategorien der offenen Publikumsfonds gab es vor allem bei Immobilienfonds (+8,3 Milliarden Euro) Zuflüsse. Geringere Zuflüsse verzeichneten die als defensiver geltenden Geldmarktfonds (+0,7 Milliarden Euro), Rentenfonds (+0,6 Milliarden Euro) und Mischfonds (+3,3 Milliarden Euro). Mischfonds können unter anderem sowohl in Aktien als auch in festverzinslichen Anleihen (Renten) investieren. Unter Druck gerieten hingegen Aktienfonds. Hier flossen 0,6 Milliarden Euro ab. Aus freien Mandaten flossen 3,9 Milliarden Euro ab. Bei freien Mandaten handelt es sich um Vermögensverwaltungs-Aufträge, die außerhalb von Investmentfonds betreut werden.

FOMO kann trügerisch sein

All das ist selbstverständlich kein Freifahrtsschein für ein stärkeres Engagement an der Börse. Die fundamentalen Daten bleiben weiterhin ernster Natur, da die Ursachen der Probleme in den meisten Fällen nicht im Ansatz geregelt sind, sei es beim Handelsstreit zischen den USA und China, den USA und der Europäischen Union und so weiter. Wie die vergangenen Monate gezeigt haben kann sich bei jedem dieser Brandherde der Wind ganz schnell wieder in negativere Richtungen drehen. Antizyklisch gedacht spricht ein eintretender FOMO-Effekt zudem er gegen ein erhöhtes Engagement in die Aktienmärkte, da in diesem Stadium meist die Spitze bereits erreicht ist und es schnell wieder zu einer Abwärtsbewegung kommen könnte, ganz in dem Stil: verkaufen, wenn die Märkte schreien und kaufen, wenn die Stimmung am Boden ist.

onvista-Redaktion

Foto: Everett Collection / Shutterstock.com

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