Früherer Wirecard-Finanzchef kommt auf freien Fuß

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

München (Reuters) - Der frühere Wirecard-Finanzvorstand Burkhard Ley ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft habe das Amtsgericht München den Haftbefehl "gegen engmaschige Auflagen" außer Vollzug gesetzt, sagte eine Sprecherin der Strafverfolgungsbehörde am Montag. Im milliardenschweren Bilanzskandal um den insolventen Finanzdienstleister wird Ley wie andere frühere Manager des schweren Betrugs und der Marktmanipulation beschuldigt. Sein Anwalt, der die Vorwürfe zurückgewiesen hatte, lehnte am Montag eine Stellungnahme ab.

Die Staatsanwaltschaft machte mit der Entscheidung deutlich, dass der mutmaßliche Milliardenbetrug bei dem Online-Zahlungsabwickler wohl zu einem Großteil erst seit 2018 statt fand. Denn die Strafverfolger begründeten die Freilassung damit, dass "wesentliche, insbesondere schadensträchtige Taten" erst nach dem Ausscheiden des Managers aus dem Vorstand begangen worden seien. Ley hatte den Posten des Finanzvorstands zum Jahreswechsel 2017/2018 an seinen jüngeren Nachfolger Alexander von Knoop abgegeben. Danach blieb Ley dem Unternehmen allerdings als Berater verbunden.

Die fast zwei Jahre lang im Leitindex Dax gelistete Wirecard meldete im Juni Insolvenz an, nachdem sich 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz als nicht existent entpuppten. Laut Staatsanwaltschaft sollen die Manager die Bilanz mit Luftbuchungen in Asien aufgebläht und damit Verluste im Kerngeschäft kaschiert haben. Allein Banken und Investoren seien um mehr als drei Milliarden Euro geprellt worden.

Neben Ley kamen auch der frühere Vorstandschef Markus Braun und zwei weitere ehemalige Konzernmanager in Untersuchungshaft. Der früher für das operative Geschäft zuständige Vorstand Jan Marsalek, der bei Wirecard eine zentrale Rolle spielte, ist untergetaucht.

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