Gamechanger Impfstoff – „Corona-Verlierer“ explodieren und „Stay at home Aktien“ und Gold brechen ein – Depot sofort umkrempeln?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am Montag haben Hoffnungen auf einen Corona-Impfstoff an den Finanzmärkten für steigende Risikofreude gesorgt. Auf einen Schlag stehen die großen Gewinner der letzten Monate kräftig unter Druck und die Verlierer ziehen kräftig an. Auslöser des kräftigen Umdenkens unter den Anlegern sind Neuigkeit von Biontech und Pfizer zu ihrem gemeinsam entwickelten Impfstoff. Bereits in der kommenden Woche könnten die beiden Partner eine Notfall-Zulassung für ihren Wirkstoff beantragen.

# Biontech/Pfizer: Zulassungsantrag für Corona-Impfstoff schon nächste Woche? - Aktie und Märkte steigen, steigen und steigen

Die Nachricht scheint die Anleger heute weltweit etwas durchdrehen zu lassen. Ein Großteil der Aktien, die in den vergangenen Monaten ausgebombt wurden, legen heute zweistellig zu. Das Lufthansa-Papier zieht um mehr als 20 Prozent an und bei den Aktien anderer Fluglinien sieht das Bild ähnlich aus. Eine Tui klettert um mehr als 10 Prozent in die Höhe und auch die stark unter Druck geratenen Aktien aus der Ölbranche, wie Shell oder Total, springen zweistellig in die Höhe.

Die Aussicht auf Konzerte und andere Großveranstaltungen lässt die Papiere des Veranstalters und Ticketvermarkters CTS Eventim um ein Drittel nach oben schnellen. In den USA steuerten die Papiere des Kinobetreibers AMC im vorbörslichen Handel auf ein Kursplus von mehr als 50 Prozent zu.

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Stay at home Aktien leiden überdurchschnittlich!

Die Papiere des Lieferdienstes Delivery Hero geben um mehr als 6 Prozent nach, die des Kochboxen-Anbieters Hellofresh 4,7 Prozent. Die Gewinner der vergangenen Monate haben heute einen sehr schweren Stand.

# Neue Impfstoff-Hoffnung lässt „Stay at home Aktien“ kräftig einbrechen - Shop Apotheke, Zalando geben zweistellig ab - Teamviewer und Drägerwerk geht es nicht viel besser

Die neue Impfstoff-Hoffnung scheint ein Umdenken bei den Anlegern eingeleitet zu haben. Alles was zuletzt außerordentlich schlecht war, scheint auf einmal wieder beliebt zu sein. Damit einhergehend dürften auch schwerere Zeiten für die Technologie-Aktien anbrechen. In den USA steuerte der Index der Technologiebörse Nasdaq als einer der wenigen Indizes weltweit auf einen schwächeren Handelsauftakt zu.

Gold auch nicht mehr beliebt

Im Mittagshandel ist der Preis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) an der Börse in London in kurzer Zeit um mehr als drei Prozent eingebrochen. Die Notierung rutschte unter die Marke von 1900 US-Dollar bis auf 1889 Dollar.

Mit dem aktuellen Preissturz wurde der jüngste Höhenflug beim Gold schlagartig beendet. Am frühen Morgen hatte der Preis für das Edelmetall noch an den starken Anstieg der Vorwoche anknüpfen können. Die Notierung für eine Unze war bis auf 1965 Dollar gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit September. Bis zum Mittagshandel hatte der Goldpreis von einer Dollar-Schwäche profitiert und war in Richtung Rekordhoch bei 2075 Dollar vom Juli gestiegen. Da Gold auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, macht eine Kursschwäche der amerikanischen Währung das Edelmetall in Ländern außerhalb des Dollar-Raums günstiger. Dies stärkt die Nachfrage und stützt den Goldpreis.

Zeit das Depot umzukrempeln

Das abrupte Umdenken unter den Anlegern dürfte auch bei vielen Anlegern für kräftigen Trouble im Depot gesorgt haben. Ist es an der Zeit jetzt schnell die Seiten zu wechseln und auf die neuen Favoriten zu setzen?

Dabei sollte bedacht werden, dass Schnellschüsse an der Börse noch nie ein guter Ratgeber waren. Bei der ganzen Aufregung heute sollte vor allen Dingen nicht vergessen werden, dass ein neuer Impfstoff gegen das Corona-Virus noch gar nicht auf den Markt gekommen ist. Es besteht jetzt die Hoffnung, dass ein aussichtsreicher Kandidat schneller zugelassen werden könnte, als bislang angenommen. Daher sollten Anleger die heutige Situation eher als Probelauf ansehen, wenn die Zulassung tatsächlich kommt. Wenn sich die anfängliche Euphorie etwas gelegt hat, dann werden auch einige Kurse, die heute kräftig angezogen sind, wieder ein Stück zurückkommen. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann sind die Aktie, die heute kräftig gewinnen, keine so große Überraschung. Es war klar, dass vor allen Dingen die Tourismus- und die Unterhaltungsbranche als erstes kräftig aufatmen werden. Aber wir stehen trotzdem erst am Anfang einer möglichen langfristigen Erholung der einzelnen Werte aus der Branche. Daher sollten Anleger heute nicht ihr Depot unter Druck neu ausrichten, sondern es in Ruhe angehen. Nicht alles was bislang gut war, ist auf einmal schlecht – umgekehrt gilt übrigens das Gleiche.

Überblick verschaffen

Anleger sollten erst einmal die Werte, die sie im Depot haben, in aller Ruhe bewerten. Sicherlich werden sich bei einigen Unternehmen die Wachstumsaussichten durch einen Impfstoff eintrüben, aber wirklich so schlecht, dass zweistellige Kurseinbrüche gerechtfertigt sind. Wer zum Beispiel die Vorzüge einer Shop Apotheke kennengelernt hat, der möchte vielleicht auch in Zukunft nicht mehr darauf verzichten. Ich könnte mir auch vorstellen, dass nach der Corona-Pandemie viele Tierbesitzer immer noch keine Lust haben das schwere Futter durch die Gegend zu tragen, sondern es lieber vor die Tür geliefert bekommen. Es gibt noch ganz viele Beispiele, warum einige Aktie heute ein gutes Stück zu viel abgeben oder einfach zu schnell aus dem Depot geworfen wurden.

Neukäufe in Ruhe abwägen und nicht Aktien schnell hinterherjagen

Klar sind die Kurssprünge, die wir heute sehen, verlockend, trotzdem sollten Anleger den großen Gewinnern von heute nicht blind hinterherlaufen. Auch hier gilt: Die weiteren Aussichten sollten sorgfältig abgewogen werden. Nicht alle Aktie werden sich gleichgut erholen. Auch hier wird sich noch die Spreu vom Weizen trennen und es dauert noch eine ganze Zeit, bis sich die Gewinner der einzelnen Branche herauskristallisieren.

Daher sollten Anleger heute nicht panisch ihr Depot umkrempeln, sondern in den kommenden Tagen in aller Ruhe die ein oder andere Stellschraube drehen. Auf diese Weise kann das Depot in aller Ruhe auf die Zeit nach Corona eingestellt werden. Aktie die heute stark angestiegen sind und in den kommenden Tagen wieder ein Stück zurückkommen, können so gegen Papiere ausgetauscht werden, die stark gelitten haben und sich nun wieder ein Stück erholen. So wird das eigene Depot Schritt für Schritt umgestellt und nicht hektisch durcheinander gewirbelt.

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Von Markus Weingran

Foto:   Dragon Images/shutterstock.com

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