Gold sollte Vermögensbaustein sein

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nun hat es auch der frühere Bundesbank-Chef Axel Weber offen ausgesprochen: Die Zinsen werden noch sehr lange sehr tief bleiben. Nachdem die Expertengemeinde jahrelang die tiefen Zinsen für eine vorübergehende Ausnahme hielt, dämmert es so langsam jedem, das wir auf nicht absehbare Zeit in einer neuen bisher nicht gekannten Null-Zins-Welt leben. Die Gefahr, hier mit dem Konsens der Massen quasi als letzter auf einen Trend zu setzen, der schon bald zu Ende ist, erscheint gering.

Planwirtschaft am Zinsmarkt

Der Markt für festverzinsliche Anlagen ist schon lange kein Markt mehr, an dem die freien Kräfte von Angebot und Nachfrage wirken. Die kurzfristigen Zinsen werden von je her durch die Notenbanken bestimmt. Bei den langfristigen Zinsen war dies zwar früher so, durch Angebot und Nachfrage am Anleihemarkt. Doch auch hier greifen die Notenbanken durch Käufe von Anleihen seit der Finanzkrise massiv ein. Und es gibt sachliche Zwänge, die sie dazu bewegen, dies noch lange zu tun. Der Schuldenstand in der Welt hat solche Dimensionen angenommen, dass diese überhaupt nur noch zu Minizinsen finanzierbar sind. Andernfalls würde der Zinsdienst so viel Geld verschlingen, dass die Volkswirtschaften vieler Ländern in tiefe Rezessionen abrutschen würden.

Zinserhöhungen der US-Notenbank ändern nichts

Das Fazit ist einfach: Die Ansicht, dass die Tiefzinsphase noch lange Bestand haben wird, und die vorausschauende Experten und ich seit Jahren vertreten, stimmt. Die jüngsten Zinserhöhungen durch die US-Notenbank ändern hieran nichts. Einen echten Zinserhöhungszyklus kann auch die US-Wirtschaft nicht vertragen. Es ist daher davon auszugehen, dass die kurzfristigen Zinsen in den alten Industrieländern über Jahre niedriger ausfallen werden als die Inflation.

Nur auf  Sachwerte setzen

In Phasen der realen Geldentwertung sind Sachwerte der einzige Schutz für das Vermögen. Vor allem Gold sollte in den kommenden Jahren von diesem Trend bedeutend profitieren. Denn der größte Nachteil des Goldes ist seine Unrentierlichkeit. Über ganz lange Zeiträume war Gold stets die schlechtere Anlage gegenüber Aktien und festverzinslichen Anlagen, weil der Zinseszinseffekt, also die Wiederanlage der Erträge fehlte. Das fällt wegen der Zinslosigkeit weg. Für denjenigen, der sein Vermögen real nicht immer weiter schrumpfen sehen möchte, bleiben unter den liquiden Anlagen nur Aktien und Edelmetalle. Doch während sich viele Aktienmärkte auf Rekordniveaus befinden, hat das Gold erheblichen Nachholbedarf. Nach der ersten Euphorie, die bis Herbst 2011 anhielt, hat Gold jetzt deutlich und lange korrigiert und ist 30 Prozent unter seinem Allzeithoch zu haben. Von Euphorie kann daher keine Rede sein. Anleger sollten nicht vergessen, dass Gold als Wertaufbewahrungsmittel die einzige echte Alternative zum Geld ist. Doch während letzteres durch die Anleihekäufe der Notenbank im hohen Maße vermehrt wird, ist die Minenproduktion nur minimal gestiegen. Das muss über kurz oder lang zu einer Abwertung des Papiergeldes gegenüber dem gelben Metall führen. Die Notenbanken scheinen die Auswirkungen ihrer Politik genauso zu sehen. Denn nach Jahren des Desinvestments kaufen sie selbst seit 2015 wieder Gold auf.

Das ändert alles natürlich nichts an der Tatsache, dass Gold keine Rendite abwirft. Daher sollte es nicht als einzige Anlagealternative, sondern als Ergänzung zu einem breit gestreuten Aktienportfolio gehören.

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