Handelsstreit: Haben sich die Anleger zu früh gefreut – US-Finanzminister Steven Mnuchin spricht schon von Strafzöllen im Dezember – Nur ein „Wahlkampfdeal“?

onvista · Uhr

Die Antwort auf eine weitere Verhandlungsrunde, die im Rech der Mitte bereits gefordert wird, lässt nicht lange auf sich warten. Während der aktuelle Deal, so man ihn auch als solchen bezeichnen möchte, die drohenden Strafzölle im Oktober ausgehebelt hat, spricht Finanzminister Steven Mnuchin von der nächsten Runde Strafzölle im Dezember.

Kein Deal – Neue Strafzölle!

„Ich gehe davon aus, dass wir im Dezember neue Strafzölle sehen werden, wenn bis dahin kein Abkommen abgeschlossen ist. Ich gehe aber davon aus, dass wir bis dahin einen Deal haben werden,“ sagte der US-Finanzminister gegenüber CNBC. China hatte bereits bemängelt, dass die US die Dezember-Runde nicht mit in den aktuellen „Zwischen-Deal“ genommen haben und nur die Oktober-Runde ausgesetzt wurde. Allerdings lässt die Aussagen von Steven Mnuchin einiges vermuten.

Wahlkampfdeal, anstatt echter Deal?

Um im Wahlkampf zu punkten hat Donald Trump genau am „National Farmers Day“ das neue Abkommen als „größten und besten Deal,“ der jemals für die amerikanischen Landwirte abgeschlossen wurde, gefeiert. Die Experten sehen das allerdings etwas anders. Christiaan Tuntono, Senior-Ökonom für den asiatisch-pazifischen Raum bei Allianz Global Investors bringt es gegenüber CNBC auf den Punkt: „Wir sind der Meinung, dass der von Trump mit China eingegangene ‚substanzielle‘ Deal eher ein Waffenstillstand als ein echtes Geschäft ist.“

Druck wird sofort aufrecht erhalten

Donald Trump wird sicherlich selbst wissen, dass er mit dem aktuellen Deal sein grundlegendes Problem im Handelsstreit mit China nicht gelöst hat. Im Weißen Haus wird wohl auch bekannt sein, dass China wohl erneut in einigen wichtigen Punkten nicht eingelenkt hat. Nur hätte die US-Regierung auch diese Verhandlungsrunde ergebnislos verstreichen lassen und die Strafzölle am 18. Oktober erhöht, dann würden die weltweiten Indizes jetzt nicht da stehen, wo sie sich aktuell befinden. Dann würde der Dax vielleicht mit der Marke von 11.000 Punkten kämpfen. Trump war somit eigentlich verpflichtet irgendwas mit China zu vereinbaren und das hat er auch getan.

Nicht überbewerten!

Die aktuelle Vereinbarung ist daher eher eine Beruhigungspille für die Märkte, die Freitag übertrieben gefeiert wurde. Jetzt, wo der Deal auf dem Tisch liegt, muss festgehalten werden, dass er nichts Besonderes ist. Für eine weitereichende Vereinbarung möchte China noch einmal mit den USA sprechen. Dies könnte der Zeitpunkt sein, an dem der gefürchtete Tweet von Donald Trump kommen könnte. China dürfte den USA in den wesentlichen Punkten weiterhin nicht großartig entgegenkommen.

Das erklärt auch, warum der US-Finanzminister sofort von den nächsten Strafzöllen im Dezember spricht. Der Druck auf die Volksrepublik wird sofort hochgehalten und für die Märkte gibt es den Beruhigungssatz: „Aber ich glaube, wir werden einen Deal hinbekommen.“ Glaubt das im Weißen Haus wirklich noch einer? Wenn die US-Verantwortlichen wirklich noch ein großes Handelsabkommen glauben würden, dann hätten die Verantwortlichen sich nicht auf einen so kleinen Deal verständigt.

Nach der vorherigen Verhandlungsrunde hatte Trump den Kauf von amerikanischen Agrar-Produkten als Voraussetzung für weitere Gespräche gefordert. Jetzt auch einmal sind sie ein grandioser Deal. Das passt eindeutig nicht zusammen. Somit dürfte der nächste Knall im Handelsstreit nur aufgeschoben sein. Daher sollten die Anleger jetzt nicht in Euphorie verfallen, sondern weiterhin mit einem Platzen der Handelsgespräche rechnen.

Von Markus Weingran

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Bild: Tomasz Makowski / Shutterstock.com

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