Henkel: Neue Prognose besser als erwartet ++ Zalando: Ausblick wird erneut angehoben ++ AMD: Nächste Milliarden-Übernahme im Chip-Sektor

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die sprunghaft steigenden Infektionszahlen in Deutschland und auch in anderen Teilen der Welt scheinen den Aktienmärkten nichts anhaben zu können. Obwohl an immer mehr Stellen der warnende Finger gehoben, steuert der deutsche Leitindex auf ein Wochenplus von rund 3 Prozent zu. Weder auf den Straßen noch an der Börse scheinen die aktuellen Fallzahlen für Unsicherheit zu sorgen.

Nächster starker Anstieg

Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitagmorgen 4516 neue Corona-Infektionen gemeldet. Von Mittwoch auf Donnerstag war der Wert von 2828 auf 4058 erheblich angestiegen.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 314 660 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 9.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag demnach bei 9589. Das waren 11 mehr als am Vortag. Rund 271 800 Menschen haben die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

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Bei den intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten zeichnet sich ein deutlicher Anstieg ab. Laut aktuellem RKI-Lagebericht wurden am Donnerstag 487 Corona-Infizierte intensivmedizinisch behandelt, 239 davon wurden beatmet. Eine Woche zuvor (1.10.) hatte der Wert noch bei 362 (193 beatmet) gelegen, in der Woche davor (24.9.) bei 296 (166 beatmet). Rund 8500 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.

Auch die Rate der positiven Tests stieg zuletzt nach RKI-Daten stark an und lag in der 40. Kalenderwoche (28.9.- 2.10.) bei 1,64 Prozent. In der Woche zuvor waren es 1,22 und davor 1,16 Prozent. Die Anzahl der Tests sank dagegen leicht auf rund 1,096 Millionen in der 40. Woche. Zuvor waren es rund 1,168 Millionen gewesen.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht vom Donnerstag bei 1,17 (Vortag: 1,10). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 1,22 (Vortag: 1,11). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

Dax: Weiter Aufwärts

Zum Ende einer bereits erfreulichen Börsenwoche hat der Dax am Freitag dank Konjunkturhoffnungen noch etwas weiter zugelegt. Der deutsche Leitindex notierte im frühen Handel 0,32 Prozent höher bei 13 084,06 Punkten.

Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel stieg um 0,58 Prozent auf 27 997,10 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,4 Prozent.

Henkel: Aktie springt an Dax spitze

Der Konsumgüter-Konzern wagt nach sprudelnden Umsätzen im dritten Quartal wieder eine Prognose für das laufende Jahr. Bereinigt um Währungseffekte sowie den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen dürfte der Umsatz 2020 etwa ein bis zwei Prozent niedriger ausfallen im Vorjahr, teilte das Dax-Unternehmen überraschend am Freitag in Düsseldorf mit. Von den Erlösen sollen 13 bis 13,5 Prozent als bereinigter Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) bei Henkel hängen bleiben. Die Anleger freute es: Die Aktien entwickelten sich im vorbörslichen Handel positiv.

Der Vorstand hatte seine ursprüngliche Jahresprognose wegen der Unsicherheit infolge der Corona-Pandemie Anfang April zurückgezogen. Im dritten Quartal konnte das Unternehmen seine Erlöse aber auf vergleichbarer Basis im Jahresvergleich um 3,9 Prozent steigern. Die neue Jahresprognose basiert auf der Annahme, dass es in den für Henkel wichtigen Regionen zu keinen weitreichenden Lockdowns mehr kommen wird.

Die Aktie legt zu Handelsbeginn über 2 Prozent zu und setzt sich an die Spitze im Dax

Zalando: Online-Handel einfach nicht zu stoppen

Die Corona-Pandemie heizt das Geschäft von Zalando weiter an. So rechnet der Online-Modehändler nach einem starken dritten Quartal für das laufende Jahr mit einem deutlich steileren Wachstum bei Umsatz und Gewinn, wie Zalando am Donnerstagabend in Berlin mitteilte. Die im MDax notierte Aktie legte vorbörslich deutlich zu und befindet sich auf Rekordkurs. Zahlreiche Analysten hoben in den Stunden nach der Prognoseerhöhung ihre Kursziele an.

Die „durch die Corona-Pandemie beschleunigte Verlagerung der Kundennachfrage hin zu digitalen Angeboten“ habe das Geschäft im dritten Quartal angetrieben, hieß es von Zalando. Außerdem habe der Konzern von Einmaleffekten profitiert, die von einem gesteigerten Optimismus herrührten: Das Unternehmen hatte Sonderabschreibungen auf den Warenbestand aufgelöst. Diese hatte Zalando im März getätigt, als unklar war, wie stark die Nachfrage in Corona-Zeiten sein würde.

Im dritten Quartal steigerte Zalando den Umsatz nach vorläufigen Zahlen um 20 bis 23 Prozent auf 1,83 bis 1,87 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn lag bei 100 bis 130 Millionen Euro, ein Vielfaches des Vorjahreswertes von 6,3 Millionen Euro. Das so genannte Bruttowarenvolumen – also der zusammengerechnete Wert aller Verkäufe über die Website – stieg um 28 bis 31 Prozent auf 2,43 bis 2,48 Milliarden Euro.

Für das laufende Jahr erwartet Zalando nun ein Umsatzwachstum von 20 bis 22 Prozent. Zuvor standen 15 bis 20 Prozent in Aussicht. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll bei 375 bis 425 Millionen Euro liegen – deutlich höher als die 250 bis 300 Millionen Euro, die Zalando zuvor in Aussicht gestellt hatte. Im Vorjahr lag das Ebit bei rund 225 Millionen Euro. Beim Bruttowarenvolumen rechnet Zalando mit einem Wachstum von 25 bis 27 Prozent.

AMD: Über 30 Milliarden für Xilinx

Der Chipkonzern bläst laut Insidern mit einem möglichen Kauf von Xilinx zum Angriff auf den großen Rivalen Intel. Ein Deal, der Xilinx mit rund 30 Milliarden US-Dollar (25,5 Mrd Euro) bewerten würde, könnte bereits in der kommenden Woche angekündigt werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Zuvor hatte das „Wall Street Journal“ über Gespräche zwischen den beiden Unternehmen berichtet. Die Übernahme würde AMD vor allem dem Geschäft mit Chips für Rechenzentren einen Schub verleihen – einem Bereich, in dem vor allem Intel traditionell stark aufgestellt ist.

Die Chips von Xilinx wurden bislang vor allem in der Telekommunikationsindustrie verwendet, doch zuletzt richtete der Konzern den Fokus auch auf das Geschäft mit Rechenzentren. Dieser Markt boomt im Zuge der Digitalisierung mit immer mehr Diensten aus dem Internet immer stärker. Zusätzlichen Schwung verlieh dem Geschäft die Corona-Krise, da der Datenverkehr etwa wegen Home Office und Videokonferenzen weiter nach oben schnellte. AMD könnte mit dem Kauf von Xilinx zudem in den Markt für Telekommunikations-Chips vordringen, der gerade vom globalen Aufbau der 5G-Netze profitiert.

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Xilinx bringt es per Schlusskurs vom Donnerstag von rund 106 Dollar je Aktie auf einen Marktwert von knapp 26 Milliarden Dollar. AMD ist an der Börse mit rund 100 Milliarden Dollar viermal so viel wert. Zum Vergleich: Der Dauerrivale Intel bringt es auf 227 Milliarden Dollar.

Kurz & knapp:

Global Fashion Group (GFG): Der Online-Modehändler ist nach einem starken dritten Quartal noch optimistischer für das laufende Geschäftsjahr. Der Nettowarenwert dürfte 2020 währungsbereinigt um 23 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro steigen, teilte die auf Schwellenländer ausgerichtete Beteiligung des Berliner Startup-Investors Rocket Internet am Donnerstag in Luxemburg mit. Zuvor hatte GFG mit plus 20 Prozent gerechnet. Beim Umsatz geht GFG weiter von 1,3 Milliarden Euro und damit von Erlösen in etwa auf Vorjahresniveau aus. Operativ will der Online-Modehändler auf bereinigter Basis die Gewinnzone erreichen.

Novo Nordisk: Der Insulin-Hersteller erwartet mehr Umsatz und Gewinn als bisher fürs laufende Jahr. Die Erlöse sollen währungsbereinigt um fünf bis acht Prozent steigen, teilte der dänische Pharmakonzern am Donnerstagabend mit. Vorher standen drei bis sechs Prozent auf dem Zettel. Der Betriebsgewinn soll währungsbereinigt um fünf bis acht Prozent steigen statt wie zuvor erwartet um zwei bis fünf Prozent. Novo Nordisk wird nach eigenen Angaben optimistischer, weil der Gegenwind durch Corona geringer ist als angenommen und die Nachfrage stark ist. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag der Umsatz von Novo Nordisk bei 122 Milliarden Dänischen Kronen (16,4 Mrd Euro). Der Betriebsgewinn lag bei 52,5 Milliarden Kronen. Im dritten Quartal hatte Novo Nordisk seinen Umsatz und Betriebsgewinn jeweils um sieben Prozent gesteigert

Compleo: Der Ladesäulenanbieter bietet beim Börsengang seine Aktien für 44 bis 59 Euro an. Die Zahl der angebotenen Papiere summiert sich im besten Fall auf knapp 1,7 Millionen Stück, wie aus einer am späten Donnerstagabend in Dortmund veröffentlichten Mitteilung hervorgeht. Davon stammen 900 000 Stück aus einer Kapitalerhöhung, der Rest befindet sich derzeit im Besitz der Altaktionäre. Ausgehend von einer Zuteilung in der Mitte der Preisspanne würde dem Unternehmen brutto 46 Millionen Euro zufließen. Den größten Teil davon will Compleo für die Erweiterung der Produktkapazitäten zu verwenden. Der Rest kann auch für Übernahmen genutzt werden. Den Angaben zufolge wird die Marktkapitalisierung des Unternehmens nach Abschluss des Angebots voraussichtlich zwischen 151 und 202 Millionen Euro und der Streubesitz bei vollständiger Platzierung bei etwa 48 Prozent liegen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: ricochet64 / Shutterstock.com

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