Immer mehr Unternehmen wollen an der Preisschraube drehen

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Die Deutschen müssen sich auf weiter stark steigende Preise einstellen: So viele Unternehmen wie noch nie wollen in den kommenden drei Monaten ihre Preise erhöhen, wie eine am Freitag veröffentlichte Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergab.

Das dabei ermittelte Barometer kletterte auf den Höchstwert von 47,1 Punkten, nach 46,1 im Januar. "Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine drohen die Kosten für Gas und Öl weiter zu steigen und damit viele weitere Preise für die Verbraucher", sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser. "Eine Fünf vor dem Komma der Inflationsrate im Gesamtjahr 2022 wird gerade wahrscheinlicher als eine Drei." Bereits 2021 waren die Verbraucherpreise mit 3,1 Prozent so kräftig gestiegen wie seit 1993 nicht mehr.

Für eine hohe Inflation spricht auch die Entwicklung der Importpreise: Diese erhöhten sich im Januar um 26,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. "Eine höhere Vorjahresveränderung hatte es zuletzt im Oktober 1974 im Rahmen der ersten Ölpreiskrise gegeben", betonte das Statistische Bundesamt. Das geht vor allem auf rasant steigende Kosten für Energie zurück: Deren Einfuhr verteuerte sich um fast 144,4 Prozent, wobei die Preise für Erdgas sogar mehr als viermal so hoch waren wie im Januar 2021. Deutlich teurer waren auch Erdöl mit plus 66,8 Prozent und Mineralerzeugnisse mit plus 73,2 Prozent. Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine drohen die Kosten für Gas und Öl weiter zu steigen. Der Ölpreis ist am Donnerstag wegen des Krieges erstmals seit 2014 wieder über die Marke von 100 Dollar je Fass geklettert. Russland ist Deutschlands wichtigster Energielieferant.

"WERDEN LÄNGER MIT HOHER TEUERUNG LEBEN MÜSSEN"

"Der Inflationsanstieg ist endgültig zum Konjunkturgangster geworden", kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, die Entwicklung. "Durch den Ukraine-Krieg werden die Teuerungsraten noch weiter steigen. Wir werden uns jetzt noch mehr darauf einstellen müssen, länger mit hohen Inflationsraten zu leben."

An der Preisspirale wollen fast alle Wirtschaftszweige drehen, zeigt die Ifo-Umfrage. Besonders viele Unternehmen im Einzelhandel wollen ihre Preise anheben (63,3 Punkte) - und dort vor allem die Lebensmittelhändler (85,9 Punkte). Es folgten der Großhandel mit 62,4 Punkten und die Industrie mit 55,8 Punkten. Das Baugewerbe lag bei 42,9. Nur bei den Dienstleistern ging die Preiserwartungen zurück von 41,9 auf 38,6 Punkte. Viele Unternehmen geben die gestiegenen Kosten für Energie sowie bei der Beschaffung von Vorprodukten und Handelswaren an ihre Kunden weiter. Das dürfte auch auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Das Ifo-Institut fragt die Unternehmen nicht nach der Höhe der geplanten Preisänderung.

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