Impf-Eklat um Tennis-Star Djokovic - Australien verweigert Einreise

Reuters · Uhr

Melbourne (Reuters) - Der Streit über eine Impfausnahme für den serbischen Tennis-Star Novak Djokovic zur Teilnahme an den Australian Open spitzt sich zu.

Dem Weltranglistenersten wurde am Donnerstag nach einem Sturm der Entrüstung in Australien bei der Ankunft am Flughafen Melbourne die Einreise verweigert, nachdem er überraschend eine medizinische Ausnahme-Erlaubnis von der vorgeschriebenen Corona-Impfung erhalten hatte. Zunächst sollte der 34-Jährige umgehend die Heimreise antreten. Nach juristischem Tauziehen konnte er aber in einem Quarantäne-Hotel bleiben. Am Montag soll bei einer Gerichtsanhörung entschieden werden, ob Djokovic an dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres teilnehmen darf. Der Eklat sorgte auch für diplomatischen Ärger: Serbiens Präsident Aleksandar Vucic warf Australien vor, Djokovic zu schikanieren.

Australiens Regierungschef Scott Morrison rechtfertigte die Einreiseverweigerung. "Es gibt keine Sonderfälle, Regeln sind Regeln", sagte er bei einer Pressekonferenz. "Wir werden weiter die richtigen Entscheidungen treffen, wenn es um die Sicherung der australischen Grenzen in Bezug auf diese Pandemie geht."

Djokovic will sich seit langem nicht zu seinem Impfstatus äußern und stellt sich zudem öffentlich gegen eine Impfpflicht. Am Dienstag hatte er auf Instagram mitgeteilt, er habe eine Ausnahmegenehmigung für das am 17. Januar beginnende Turnier erhalten. Die Ankündigung löste einen Proteststurm in Australien aus. Vor allem in der Gastgeberstadt Melbourne sorgte sie für Empörung. Dort hatte es den weltweit längsten Corona-Lockdown gegeben. Zudem ist die Impfquote in Australien mit 91 Prozent vergleichsweise hoch und das Verständnis für Impfgegner eher gering - zumal die Omikron-Variante die Fall-Zahlen zuletzt auf Rekordhöhen steigen ließ.

VERSTIMMUNGEN ZWISCHEN CANBERRA UND BELGRAD

Serbiens Präsident Vucic twitterte, er habe mit Djokovic gesprochen und ihm versichert, "dass ganz Serbien hinter ihm steht und dass unsere Institutionen alles tun, damit die Schikanen gegen den besten Tennisspieler der Welt sofort beendet werden". Morrison entgegnete, er sei sich bewusst, dass die serbische Botschaft in Canberra "vorstellig geworden" sei. Den Vorwurf der Schikane wies er zurück. Es handele sich um einen Einzelfall. Djokovic habe aber besondere Aufmerksamkeit erregt.

Djokovic hatte von der Regierung des Bundesstaates Victoria eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Wäre er geimpft, bräuchte er sie nicht. Der Grund für die Befreiung ist nicht bekannt. Sie diente als Grundlage für sein Visum. Bei seiner Ankunft am Flughafen Melbourne erklärten Beamte des Bundesgrenzschutzes aber, Djokovic könne die Gründe für seine Befreiung nicht nachweisen. Dies könnte etwa das Risiko einer schweren Herzerkrankung durch eine Impfung sein. Morrison betonte, eine kürzlich überstandene Infektion erfülle nicht die Kriterien. Darüber sei Australiens Tennis-Verband seit Wochen informiert.

Der Tennis-Verband und der Bundesstaat Victoria hatten erklärt, Djokovic habe keine Vorzugsbehandlung erhalten. Er gehöre zu den wenigen Ausnahmegenehmigungen im Zuge eines anonymen und unabhängigen Verfahrens. Im föderalen System Australiens können die Bundesstaaten Ausnahmen von der Impfpflicht für die Einreise in ihr Hoheitsgebiet gewähren. Die Bundesregierung kontrolliert aber die Außengrenzen und kann Ausnahmen anfechten. Hintergrund des Eklats um Djokovic ist auch ein Streit über den Kurs in der Corona-Politik dem konservativen Morrison und der Mitte-Links-Regierung Victorias.

"ES KÖNNTE HÄSSLICH WERDEN"

Titelverteidiger Djokovic hat die Australian Open bereits neun mal gewonnen. Mit einem erneuten Triumph könnte er seine Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal mit dann 21 Titeln bei den vier Grand-Slam-Turnieren als alleiniger Rekordhalter hinter sich lassen. Sollte er antreten dürfen, müsste er aber womöglich mit Anfeindungen aus dem Publikum rechnen. "Ich glaube, es könnte hässlich werden", sagte der Australiens Ex-Tennisstar Rod Laver dem Sender News Corp. Nadal sagte, er habe Mitleid mit Djokovic: "Aber gleichzeitig kannte er die Bedingungen schon seit vielen Monaten. Er trifft seine eigene Entscheidung."

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