Kutzers Zwischenruf: Aktienhausse – es wird zu laut gejubelt

Hermann Kutzer · Uhr

Alles wird gut. Bald. Die Börsianer wollen das hören und bekommen es auch geliefert. Unter den wichtigen (weil stark beachteten) Konjunkturindikatoren gibt es keine bärischen Signale mehr. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass am Aktienmarkt zu laut gejubelt wird und wahrscheinlich zu früh. Mit dieser Einstellung enttäusche ich alle alten Leser, die mich als hartnäckigen Optimisten (Börsenbulle) kennen - der bin ich übrigens gestern wie heute. Langfristig.

Worauf es jetzt kurz- bis mittelfristig ankommt, ist die möglichst zügige Bestätigung der ausgeprägten Wachstumszuversicht („V“-Verlauf der Rezession) nach dem Crash. Schon gestern konnte man dazu relevante Fingerzeige hier auf onvista lesen („Börsenfuchs“). Deshalb war spannend, mit welchen Ergebnissen das Mannheimer ZEW in seiner monatlichen Erhebung herauskommen würde. In den Sentix-Zahlen vom Montag herrschte Zuversicht auf der ganzen Linie. Wichtig: Immer mehr steht nun die Entwicklung der „Lagewerte“ im Fokus. In den Vormonaten waren die „Erwartungswerte“ deutlich geklettert und damit sozusagen in Vorleistung gegangen.

In der ZEW-Statistik kommt dies nicht zum Ausdruck: Die Einschätzung der konjunkturellen Lage für Deutschland hat sich sogar geringfügig verschlechtert. Zwar ist die Hoffnung auf eine schnelle Konjunkturbelebung wieder größer geworden, die Lageeinschätzung verbessert sich bisher allerdings nur schleppend. Gewiss, die Kapitalanleger bemühen sich stets darum, künftige Entwicklung vorweg zu nehmen. Nicht immer passen aber Konjunkturphasen und Kursentwicklungen zusammen. Und wer von uns hat schon hautnahe Erfahrungen mit Viruspandemien und ihren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sammeln können.

Wer unter Ihnen weiter extrem unsicher ist, geschätzte Anleger, und momentan keinen Drang in Aktien verspürt - weil er bereits stark engagiert ist oder wem das Kursniveau als zu hoch erscheint -, dem empfehle ich eine Börsenpause. Das Einfachste und Sicherste wäre dann (wenn man nicht nur zuschauen will), für eine gewisse Zeit ausschließlich auf physisches Gold und/oder Silber zu setzen - die idealen Partner der Aktienanlage.

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