Launische Sommerbörse

onvista · Uhr

An den Aktienmärkten wird es vorerst holprig bleiben. Lassen Sie sich von dem jüngst erreichten neuen Allzeithoch vom DAX nicht täuschen. Offenbar wollte der Markt die Marke von 16.000 sehen und, nachdem dieser Wunsch erfüllt war, ließ die Kaufdynamik sogleich wieder nach. Ein anhaltender Durchmarsch nach dem erfolgten Break bei rund 15.800 Punkten bleibt also erst einmal Wunschdenken. Die Kursentwicklung der vergangenen Tage spricht Bände: Innerhalb von nur zwei Tagen hat der DAX 300 Punkte verloren. Prozentual sind das zwar nur knapp 2 %, aber das Break bei 15.800 Punkten ist damit schon wieder passé.

Die Delta-Variante schleicht sich peu à peu in die Köpfe der Anleger. Insbesondere in Asien – vor allem China – greift diese Virusvariante um sich und hemmt zunehmend die wirtschaftliche Erholung. Aber auch im Westen greift die Sorge vor wachsenden Einschränkungen um sich. Hierzulande schnellen die Infektionszahlen trotz Impfungen in die Höhe, sodass nun wieder zunehmend Beschränkungen eingeführt werden. In den USA wurde sogar wieder die Marke von 1.000 Covid-19-Toten pro Tag überboten. Auch wenn sich die Aktienmärkte bezüglich der Corona-Thematik längst ein dickes Fell zugelegt haben, ist vor dem Hintergrund der aktuellen Lageverschärfung kaum mit einer anhaltenden Rekordjagd der Indizes zu rechnen.

Ein weiterer Hemmschuh für die globale Konjunkturentwicklung ist der Halbleitermangel in der Automobilindustrie. Dieser wird sich wohl bis weit in das nächste Jahr fortsetzen. Schätzungen zufolge können allein in diesem Jahr rund 5 Mio. Autos nicht gebaut werden, weil die benötigten Chips nicht lieferbar sind. Ein Auslöser für den Mangel ist, dass die Planungszyklen der Halbleiterhersteller und der Autoindustrie erheblich auseinanderlaufen. Um zukünftige Mangelsituationen zu vermeiden, müssten also beide Industriezweige ihre längerfristigen Planungen miteinander abstimmen. Solange das nicht geschafft ist, muss die Autoindustrie lernen, mit dem akuten Mangel umzugehen.

Auch die Regulierungskampagne der chinesischen Regierung lastet auf der Stimmung der Anleger. Zuletzt preschte die chinesische Wettbewerbsbehörde mit einer Reihe von Gesetzesinitiativen vor, mit denen sie „unfaire Marktpraktiken“ unterbinden möchte. Das belastete naturgemäß vor allem chinesische Technologiewerte. Der Hongkonger „Hang Seng Tech“-Index gab zuletzt sogar auf ein Allzeittief nach.

Allerdings sollte die Regulierungsthematik bezüglich chinesischer Technologietitel nicht zu hoch gehängt werden. Die chinesische Regierung kann kein Interesse daran haben, heimische Technologieunternehmen zur Schlachtbank zu führen. Vielmehr ist politische Kontrolle das Motiv. Es wird aber noch einige Wochen bzw. Monate in Anspruch nehmen, bis der Sektor wieder zur Ruhe kommt. Vorerst werden also die Bäume bei chinesischen Tech-Werten nicht in den Himmel wachsen. Auf lange Sicht bieten sich hier aber weiterhin gute Chancen für mutige Anleger.

Die launische Sommerbörse wird sich also bis auf weiteres fortsetzen. Auch neue Allzeithochs haben sich nicht als die erhofften Befreiungsschläge erwiesen. Ohnehin wird es nun schwieriger, von Unternehmensseite positive Impulse zu erhalten, ist doch die Berichterstattungssaison größtenteils abgeschlossen. Die nächsten Impulse für die Aktienmärkte sind vom Notenbank-Symposium in Jackson Hole zu erwarten, das vom 26. bis 28. August abgehalten wird.

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Oliver Kantimm / Der Aktionärsbrief

Foto: gopixa / Shutterstock.com

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