Liquiditätsengpässe: US-Notenbank FED interveniert erstmals seit Finanzkrise wieder im Geldmarkt – Heute soll weiterer Eingriff erfolgen
Die US-Notenbank pumpt erstmals seit der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren wieder Milliarden in den Geldmarkt.
Insgesamt 53,15 Milliarden Dollar wurden den Interbankengeschäften mit Hilfe einer kurzfristigen Transaktion zur Verfügung gestellt, wie die Federal Reserve am Dienstag (Ortszeit) in Washington mitteilte. Ein weiteres Overnight-Repo-Geschäft, wie der Eingriff im Fachjargon genannt wird, soll an diesem Mittwoch folgen. Dabei leihen sich Banken für kurze Zeit Bargeld von der Fed, wobei sie Staatsanleihen und andere Wertpapiere als Sicherheiten hinterlegen. Dazu bestand in den vergangenen Jahren kein Anlass, da die Banken mit ausreichend Liquidität versorgt waren.
In dieser Woche änderte sich das, weil zwei Ereignisse am Montag parallel zusammentrafen. Zum einen zogen Firmen viel Geld ab, um ihre vierteljährliche anfallende Zahlung von Unternehmenssteuern zu leisten. Zum anderen mussten Banken und andere Investoren den Kauf von US-Staatsanleihen im Wert von 78 Milliarden Dollar abwickeln. Aufgrund der hohen Haushaltsdefizite der USA ist das Angebot an neuen US-Staatsanleihen derzeit hoch.
Dazu kam auch noch, dass die von den Banken bei der Fed geparkten Reserven so niedrig ausfielen wie seit 2011 nicht mehr: Sie summierten sich zuletzt auf 1,47 Billionen Dollar, was etwa 50 Prozent weniger ist als der vor fünf Jahren erreichte Höchstwert. Das alles machte liquide Mittel derzeit knapp, wie Analysten sagten. Hinzu kam zudem noch, dass eine erste Ausgabe der Repo-Auktion seitens der FED nicht funktioniert hatte. Einen ersten Anlauf musste die Institution wegen „technischer Probleme“ absagen, wie es in mehreren US-Berichten hieß.
Wird die FED bald drastischere Mittel ergreifen, um Liquidität zu gewährleisten?
Durch die fehlende Liquidität wiederum explodierten die Zinsen am Geldmarkt, wo sich Banken untereinander Geld leihen. Dort wurden am Dienstag wegen der Engpässe plötzlich bis zu zehn Prozent verlangt und damit etwa das Vierfache des von der Fed festgelegten US-Leitzinsen. Durch die Geldspritze der Zentralbank fielen die Zinsen am Geldmarkt zeitweise wieder auf null, ehe sie am Ende bei 2,0 Prozent landeten.
„Es gab nicht genügend Liquidität, die von Kreditgebern und Kreditnehmern auf dem Übernachtmarkt auf den Markt gebracht wurde“, wird Steve Skancke, Chef-Wirtschaftsberater bei Keel Point, einem Vermögensverwalter, in einem Marketwatch-Bericht zittiert. „Das Bankensystem war ausreichend liquide und es gab nicht genügend Tagesgeldgeber, um die Zinssätze im Rahmen der Fed-Zielbandbreite zu halten.“
Experten gehen davon aus, dass die Fed es bei diesem Eingriff nicht belassen wird. Jeffrey Gundlach, Chef des Finanzhauses DoubleLine Capital, rechnet „ziemlich bald“ mit einem „QE lite“, also einer unkonventionellen Lockerung der Geldpolitik, mit der die Geldmenge erhöht sowie Kreditvergabe und Investitionen angekurbelt werden könnten.
Seit der Finanzkrise 2008 ist das Stichwort Liquidität von Angst an den Märkten geprägt, da nach dem Platzen der Immobilienblase eine Kettenreaktion im Banken-Sektor ausgelöst wurde, bei der die kurzfristige Liquidität an den Geldmärkten zum Erliegen gekommen ist. Das prominente Opfer dieses versiegenden Stroms war die US-Großbank Lehman Brothers. Nur durch das Eingreifen der Staaten konnte die Liquidität am Geldmarkt wiederhergestellt werden. Die Folgen davon - beispielsweise den anhaltenden Nullzins im Euro-Sektor, spüren wir heute noch.
Für die Fed kommen die Komplikationen am Geldmarkt kurz vor der Entscheidung über ihre weitere Zinspolitik am Mittwochabend zur Unzeit. Experten rechnen mit der zweiten Zinssenkung in diesem Jahr. Zuletzt hatte sie die Zinsen Ende Juli auf die Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent gekappt. Der Zinsentscheid fällt in eine Zeit erhöhter Nervosität an den Börsen – nach den folgenreichen Drohnen-Angriffen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien. Die politisch unabhängige Fed sieht sich zudem Forderungen nach einer weitaus lockereren Geldpolitik aus dem Weißen Haus ausgesetzt. Präsident Donald Trump hält das Zinsniveau für viel zu hoch. Er verlangt eine Senkung des geldpolitischen Schlüsselsatzes auf „null oder weniger“.
onvista-Redaktion/reuters/dpa-AFX
Titelfoto: welcomia / Shutterstock.com
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