Lockerungen von Corona-Auflagen treiben Aktienkurse

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Lockerungen der Corona-Auflagen und die Aussichten auf weitere Konjunkturhilfen sorgen für Schwung an Europas Aktienmärkten.

Das näher rückende Ende der Einschränkungen in Wirtschaft und Gesellschaft hebe die Stimmung, sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. "Die Geräusche wieder anlaufender Maschinen in den stillgelegten Werken des Landes sind Musik in den Ohren der Anleger." Der Dax legte am Dienstag 0,9 Prozent auf 11.494 Zähler zu. Der EuroStoxx50 kletterte ein Prozent auf 3001 Punkte und bewegte sich damit nahe eines 11-Wochen-Hochs.

"Wir sehen eine geballte Ladung Euphorie", bestätigte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners. Dabei spielten auch Hoffnungen auf mehr Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank eine Rolle. Nach einem verlängertem Wochenende legte vor allem die Börse in London zu. Die Aussicht auf die Öffnung Tausender Läden und Einkaufszentren in Großbritannien im kommenden Monat ließ Anleger auf eine schnellere Erholung der Konjunktur hoffen.

"Jede Nachricht über die Wiedereröffnung der Wirtschaft und das Ausbleiben von Berichten über eine zweite Welle werden als positiv für die Märkte angesehen", sagte Marija Veitmane, Strategin bei State Street Global Markets. Analysten erwarteten nun zunehmend, dass bereits im zweiten Quartal die Talsohle durchschritten werde. "Aber ich möchte zur Vorsicht mahnen und betonen, dass die Märkte immer noch sehr, sehr fragil sind."

AUSSICHT AUF SOMMERURLAUB IM AUSLAND

Die Aussicht auf die Aufhebung von Reisewarnungen für europäische Länder lässt Anleger vor allem bei Aktien aus der Tourismusbranche zugreifen. Anteilsscheine des Reisekonzerns TUI kletterten in Frankfurt zeitweise um mehr als 20 Prozent, die in London gelisteten TUI-Papiere schossen in der Spitze sogar knapp 40 Prozent in die Höhe. Der europäische Index der Reisebranche legte rund sieben Prozent zu. Die Bundesregierung plant Medienberichten zufolge eine Aufhebung der Reisewarnung für 31 europäische Staaten ab dem 15. Juni, wenn die Entwicklung der Corona-Pandemie das zulasse.

Die Einigung auf ein neun Milliarden Euro schweres Rettungspaket für die Lufthansa lässt Aktien des durch die Corona-Krise schwer angeschlagenen Konzerns abheben. Mit einem Plus von bis zu 6,8 Prozent gehörten Lufthansa-Aktien zu den größten Kursgewinnern im Dax. Das von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Aussicht gestellte Hilfspaket für französische Autokonzerne heizte zudem die Nachfrage nach Aktien von Renault, Peugeot, Valeo und Faurecia an. Macron kündigte eine "massive Ausweitung" der Hilfen für die von der Corona-Krise gebeutelte Autobranche an.

Mit einem Abschlag von bis zu 6,4 Prozent wurden dagegen Wirecard-Aktien gehandelt. Bei dem unter Manipulationsverdacht stehenden Zahlungsdienstleister wurde die Vorlage des Jahresabschlusses erneut verschoben. Zwar sei es keine Überraschung, dass der Geschäftsbericht für das Jahr 2019 erneut verschoben wurde, da die Wirtschaftsprüfer nach der Sonderprüfung durch KPMG viel Arbeit hätten, sagte ein Händler. "Aber für Zuversicht sorgt das nicht bei Anlegern."

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