onvista-Börsenfuchs: Deutsche Miesmacherei

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Es kann ein Zufall sein (gibt es überhaupt Zufälle?), dass ich seit Tagen nur Negatives über die Aktie sehe und lese? Auffallend beispielsweise mehrere Fernsehfilme, wo es (auch) um finanzielle Schwierigkeiten durch dicke Verluste und/oder Betrügereien mit Aktien und Fonds ging. Parallel dazu die cum-ex-Schlagzeilen und die Razzia bei Blackrock - mir tut Friedrich Merz wirklich leid, beklagt er doch überzeugend, dass es hierzulande viel zu wenig Aktionäre gibt. Und das „Handelsblatt“ regt in seiner Wochenendausgabe an und auf mit dem Sonderthema „Abschwung oder Crash?“: Der einleitende Artikel trägt die spektakuläre Headline „Warten auf den großen Knall“. Ach ja, die Kurse gehen nach der jüngsten Erhoilung auch wieder in die Knie.

Das liegt halt den Deutschen, Miesmacherei und Ängste wecken. Lieber immer wieder vor den Risiken warnen als mit den Chancen werben. Schon als persönlicher Protest gegen diese Haltung bleibe ich im Bullenlager. Klar, an der Börse ist heutzutage nix auszuschließen. Aber auf einen Crash (ich sehe ihn noch nicht) kann man sich ja vorbereiten, ohne am Aktienmarkt auszusteigen.

Selbst kritische, vorsichtige Analysten sind aktuell gelassen - trotz der vielen und schwerwiegenden Belastungen im Börsenumfeld. Der von mir besonders geschätzte Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank urteilt jetzt: „Die Dax-Berichtssaison hat bisher enttäuscht. Die durchschnittliche Gewinnsteigerung blieb mit 0,8 Prozent unter den Erwartungen.“ Dennoch hält Ulrich Stephan deutsche Aktien unter Berücksichtigung der Risiken für attraktiv. Gemessen am erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für die nächsten zwölf Monate ist der Dax mit derzeit 11,4 günstiger bewertet als im Schnitt der letzten zehn Jahre. Für 2019 sehen Analysten ein Gewinnplus von fast 12 Prozent. Zudem könnte der Index von einer möglichen Entspannung im Handelsstreit profitieren - sollte es beim G20-Gipfel zu einer Annäherung zwischen den USA und China kommen. Übrigens: Im europäischen Vergleich ist unser Dax mit einem Anteil zyklischer Titel von 60 Prozent mit Abstand der konjunktursensitivste Index.

Mit Blick auf die kommende Woche schreibt mir heute ein großer Fondsmanager: Das Umfeld für die Kapitalmärkte bleibt fordernd, der Höhepunkt bei Wachstums- und Gewinndynamik scheint hinter uns zu liegen, während die bekannten politischen Störfeuer erhalten bleiben. Dennoch erscheint die zuletzt von Aktieninvestoren ausgedrückte Wachstumsangst etwas verfrüht. Dies eröffnet kurzfristig Gelegenheiten für aktive Investoren, selektiv stark gefallene Kurse zu nutzen. Das sehe ich auch so.

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