onvista Börsenfuchs: (Keine) Angst vor der Inflation

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Der jüngste Sprung der Inflationsrate in Ami-Land liefert neuen Stoff für kontroverse Diskussionen. Denn logisch ist doch, dass die Experten grübeln, was das für den geldpolitischen Kurs der Zentralbanken bedeutet. Und mit welchen Folgen für die Kapitalmärkte. Mich haben heute mehrere neue Statements von namhaften Anlageprofis erreicht, die sich zwischen ängstlich und gelassen bewegen. Im Folgenden habe ich beispielhafte Stimmen gegenüber gestellt:

Genau zu dem Zeitpunkt, da die Federal Reserve die Sorge um einen verfrühten Zinsanstieg dämpft, überraschen uns die hohen Inflationswerte für Oktober. Die Fed hält an ihrem Mantra fest: Man muss sich auf die unvollständige Erholung des Arbeitsmarktes konzentrieren. Paolo Zanghieri, Senior Economist bei Generali Investments, sieht das kritisch. Die Fed sieht den Inflationsanstieg als vorübergehend an: man erwartet keine langfristigen Folgen - unabhängig von seiner Dauer. Die Inflation im Oktober war jedoch höher als erwartet. Das liegt nicht nur an den Preisen für Waren, die unter Angebotsengpässen leiden. Denn auch die Dienstleistungsinflation nimmt zu. Darüber hinaus steigen wichtige kostentreibende Faktoren wie Löhne und Immobilienpreise. Die sind mit einem Anteil von 40 Prozent am Kernverbraucherpreisindex ein wesentlicher Treiber der Inflation bei Wohnimmobilien.

Die Fed bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen zwei möglichen politischen Fehlentscheidungen: Entweder sie erhöht die Zinsen zu früh und hemmt damit das Wirtschaftswachstum oder sie wartet zu lange und die höheren Preise drosseln den Verbrauch. Tatsächlich zeigen Umfragen bereits, dass die höheren Preise zunehmend die Verbraucherstimmung drücken. Die Märkte berücksichtigen diese Schwierigkeiten, und die Volatilität der Anleihekurse ist nach wie vor weitaus höher als die der Aktienkurse. Mögliche weitere Schwankungen der Inflation werden nicht hilfreich sein. Wir sind überzeugt, dass die Zinsbewegung durch die Märkte zu aggressiv geschätzt wird und erwarten die erste Zinserhöhung im Dezember 2022 (auch um eine Beeinträchtigung der Zwischenwahlen im November zu vermeiden). Die Risiken einer früheren Zinsanhebung sind eindeutig gestiegen, insbesondere wenn die hohe Inflation bestehen bleibt.

„Inflation bremst US-Aktien nicht aus“, schreibt mir Dr. UIrich Stephan, der Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank, und argumentiert: Aktien weisen bei einer steigenden Inflation meist eine relativ gute Performance auf. Dennoch dürften die Sorgen vor einer Korrektur wegen des sprunghaften Anstiegs der US-Verbraucherpreise auf inzwischen über 6 Prozent zunehmen. Tatsächlich lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis von US-Aktien in den vergangenen 100 Jahren im Durchschnitt nur bei knapp 13, wenn die Inflation über 6 Prozent stieg - aktuell liegt es dagegen bei 22. Ich halte die heutige Situation aber kaum für vergleichbar. Denn in vorangegangenen Phasen einer stark steigenden Inflation hat die Fed die Zinsen meist sehr schnell erhöht. Dies hat die Konjunktur ausgebremst und die Gewinne sowie Bewertungen von Unternehmen unter Druck gesetzt.

Dagegen dürfte die US-Notenbank dieses Mal trotz hoher Inflation noch einige Zeit am historisch niedrigen Leitzinsniveau festhalten. Gleichzeitig sorgt der Staat mit umfangreichen Fiskalpaketen für kräftige Wachstumsimpulse. Der Aufschwung in den USA dürfte damit intakt bleiben und den Aktien trotz relativ hoher Bewertung Rückenwind verschaffen, zumal die Inflation nicht lange auf dem aktuell sehr hohen Niveau bleiben sollte.

Hey, diese beiden Stimmen sagen alles Wichtige zum Thema. Ich halte mich diesmal raus, meine Freunde, denn die Meinungen werden noch Monate lang auseinandergehen und immer wieder aktualisiert. Noch wichtiger ist die Pandemie, deren vierte Welle immer höher wird. Die heutigen Infektionszahlen müssen jeden Bundesbürger erschrecken. Auch wenn die Politiker anderes behaupten - es droht ein neuer Lockdown. Und der hätte fatale Folgen für die ganze Wirtschaft und könnte den Aktienmarkt schwer belasten.

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