onvista-Börsenfuchs: Look East, Look West!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Gefühle überlagern manchmal den Verstand - na und? Heute Morgen beispielsweise komme ich mir fast wieder wie ein alter Bulle vor. Anders ausgedrückt: Wer auf ein Argument für aktuellen Aktienkauf gewartet hat, hat es jetzt. Nee, ich meine nicht nur die Sonne, die uns in weiten Teilen der Republik wieder frühsommerlich begrüßt hat (Merke: Die Sonne ist immer da, auch wenn Du sie nicht siehst), sondern vor allem die Fernsehbilder aus Korea. Das sind doch wirklich historische Momente, wenn Kim und Moon gemeinsam die Grenzlinie überschreiten und wie normale Politiker - endlich!!! - am großen Verhandlungstisch gegenübersitzen. Lachend. Journalisten können Eindrücke aufschnappen und filmen.  

Ich sag Euch, meine Freunde, wenn das der Anfang für eine Entspannung im Fernen Osten wird, können wie alle aufatmen. Natürlich auch die Börsen. Denn das betrifft die Amis ebenso wie die Chinesen, hat globale Bedeutung! Vielleicht gehen davon sogar Impulse auf das Weltwirtschaftswachstum aus. 

Apropos Chinesen. Ist Euch aufgefallen, wie oft wir inzwischen nach Osten blicken („Look East!“), wie die Nachrichten aus China bei uns Politik und Wirtschaft beeindrucken? Natürlich nicht nur totale Euphorie, sondern auch Warnungen. Allein Chinas Aufbruch zur Auto-Großmacht ist doch atemberaubend. Mich erinnert das an die 1970er Jahre, als die Japaner in Düsseldorf ihre Modellreihen für Europa vorstellten: Das waren Bonsai-Benziner im Ami-Stil, zum Lachen. In dieser Zeit wurden auch viele andere Kopien in Billigvarianten über unsere Märkte geschwemmt - japanische Angelruten waren damals schon krumm, bevor ein Fisch angebissen hatte. Ja, ja, das änderte sich innerhalb weniger Jahre dramatisch! Und jetzt wird die neue zweitgrößte Weltwirtschaftsmacht zum Konkurrent und Trendsetter. Beispiel chinesische Hightech-Aktien - sie sind kein Geheimtipp mehr.  

Umgekehrt stehen deutsche Unternehmen bei chinesischen Käufern hoch im Kurs: Seit gut zwei Jahren kauft China vermehrt deutsche Unternehmen mit entsprechendem Know-how. Während im Jahr 2009 nur zwei Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) deutscher Unternehmen durch China verzeichnet wurden, stieg die Anzahl chinesischer Übernahmen im Jahr 2016 auf 21 und im Jahr 2017 auf 20 - eine Verzehnfachung der M&A-Aktivitäten.  

Überhaupt haben ausländische Investoren haben ihr Engagement bei Dax-Konzernen im vergangenen Jahr weiter gesteigert: Zum Jahresende hielten sie durchschnittlich 53,7 Prozent der Aktien - ein Jahr zuvor hatte der Anteil bei 52,4 Prozent gelegen. Entsprechend profitieren sie in diesem Jahr überdurchschnittlich stark von den kräftig steigenden Dividendenausschüttungen der deutschen Top-Konzerne: Die Ausschüttungen an ausländische Aktionäre steigen um 18 Prozent auf den Rekordwert von 19,4 Milliarden Euro, während die Dividendenzahlungen an inländische Aktionäre nur um 9 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro zulegen. Deutsche Aktionäre spielen hingegen eine immer kleinere Rolle: Sie hielten zum Jahresende 35,8 Prozent der Anteile (Vorjahr: 37,7 Prozent), geografisch nicht zuordnen ließen sich 10,5 Prozent der Aktien. 

Im Osten Kim und Moon am Verhandlungstisch, im Westen Macron/Merkel und Donald J. - dadurch steigen nicht gleich Unternehmensgewinne und Aktienkurse. Aber es stärkt das angeschlagene Prinzip Hoffnung. Und das braucht die Börse.  

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