Plattformen bleiben Gewinnmaschinen

Holger Schmidt · Uhr

Auch wenn die Plattformen auf der Umsatzseite im 2. Quartal nicht komplett überzeugten, zeigt sich die Überlegenheit ihres Geschäftsmodells bei den Gewinnen immer deutlicher. Die fünf großen US-Plattformen haben im ersten Halbjahr zusammen knapp 150 Mrd. Dollar verdient (Net Income) und damit den Aufwärtstrend fortgeschrieben. Mit wachsender Größe können Plattformen ihre Wettbewerbsvorteile besser ausspielen und werden in der Regel profitabler.

Die Investoren orientierten sich aber meist am Umsatzwachstum, das auf verschiedenen Gründen nicht so stark ausfiel wie gewünscht oder nicht so kräftig wachsen wird wie erhofft.

Apple hat die Prognosen mit seinen Zahlen deutlich übertroffen: Der Umsatz kletterte auf 81 Mrd. Dollar, der Gewinn auf 21 Mrd. Dollar. Eine Prognose für das aktuelle Quartal wagte Apple allerdings nicht. Der Grund ist der Chipmangel in der Branche, den Apple zwar bisher gut weggesteckt hat, aber den Start des iPhone 13 im September behindern könnte, so dass weniger Geräte als geplant verkauft werden könnten. Der Aktienkurs sank in der vergangenen Woche um 2 Prozent.

Amazon verlor in der vergangenen Woche insgesamt rund 10 Prozent an Wert, weil die Anleger über das Wachstumstempo im Online-Handel enttäuscht waren. Nach dem Corona-Sondereffekt (sprunghafter Anstieg im vergangenen Jahr, Rückkehr in Richtung Normalität in diesem Jahr) war das eigentlich zu erwarten, aber 13 Prozent Zuwachs im Handelsgeschäft erfüllten die Hoffnungen nicht. Das Wachstumstempo in den anderen Sparten blieb allerdings auf hohem Niveau. Zum Beispiel legte die Online-Werbesparte um 87 Prozent auf 7,9 Mrd. Dollar Umsatz im zweiten Quartal zu.

Alphabet hat den Umsatz im zweiten Quartal um 62 Prozent und den Gewinn im 166 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Das Werbegeschäft, das weiterhin den Großteil zum Alphabet-Umsatz beisteuert, läuft weiter rund. Besonders stark fallen die Zuwächse bei der Video-Tochter Youtube aus, die inzwischen 7 Mrd. Dollar zum Umsatz beisteuert, doppelt soviel wie im Vorjahr. Die Cloud-Sparte, die rund 50 Prozent Wachstum erreicht hat, ist zwar weiterhin die Nummer 3 im Markt hinter Amazon (AWS) und Microsoft (Azure), hat aber den Verlust deutlich verringert. Der Kurs gab in der vergangenen Woche 3 Prozent nach.

Facebook hat Umsatz und Gewinn stärker als erwartet gesteigert. Die Warnung vor regulatorischen Eingriffen und die von Apple eingeführte Tracking-Transparenz, nach der alle Nutzer von iPhones und iPads explizit zustimmen müssen, wenn Apps ihre Bewegungen im Netz zu Marketingzwecken verfolgen dürfen, hat die Anleger allerdings abgeschreckt. Der Kurs gab in der vergangenen Woche 4,3 Prozent nach. Für Wachstumsphantasie soll nun der Umbau des Unternehmens in Richtung Metaverse bringen, was im Silicon Valley als das nächste große Ding gehandelt wird.

Microsoft hat sein Wachstumstempo im zweiten Quartal ebenfalls weiter erhöht und den Umsatz um 21 Prozent auf 46 Mrd. Dollar gesteigert. Auch der Gewinn lag mit 16,5 Mrd. Dollar über den Erwartungen. Vor allem die Cloud-Sparte (Azure) und das Business-Netzwerk Linkedin legten stark zu. Der Chipmangel bremste dagegen das Surface-Geschäft und die Zahl der verkauften Windows-Lizenzen ging kurz vor dem Start von Windows 11 ebenfalls zurück. Der Aktienkurs gab in der vergangenen Woche 1,4 Prozent nach.

Alibaba hat seinen Umsatz im 2. Quartal 2021 „nur“ um 34 Prozent auf 26,8 Mrd. Euro gesteigert, nachdem im Vorjahr (allerdings mit Corona-Effekt) noch 64 Prozent Wachstum erzielt wurden. Zudem leidet Alibaba im Heimatmarkt unter der starken Konkurrenz von JD.com und Pinduoduo, die dem Marktführer Anteile wegnehmen.

Der Sinkflug der Aktie ist allerdings wesentlich auf die Regulatorik in China zurückzuführen, die eine schärfere Kontrolle der großen Digitalunternehmen vorsieht. Seit dem Allzeithoch im vergangenen Oktober hat die Aktie etwa 36 Prozent an Wert verloren.

Auch die Alibaba-Finanzbeteiligung Ant Group leidet unter der Regulierung. Zwischen April und Juni steuerte die Ant Group mit 585 Mio. Euro gut ein Drittel weniger zum Konzernergebnis bei als im Jahr zuvor.

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