Regierung erwartet weitaus höhere Kurzarbeit als 2009

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Die Kurzarbeit in der Virus-Krise wird nach Einschätzung der Bundesregierung die Rekordzahl von knapp 1,5 Millionen betroffenen Beschäftigten im Frühjahr 2009 weit übertreffen.

In einer von Bundesfinanzminister Olaf Scholz an die SPD-Fraktion verschickten Übersicht aller Maßnahmen der Bundesregierung zur Bewältigung der Krise heißt es, es zeichne sich "eine ungleich intensivere Nutzung als in der Finanzkrise 2008/09 ab". In dem Reuters am Mittwoch vorliegenden Papier wird auf eine erste Auswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) verwiesen. Demnach betrafen die bis zum 25. März geprüften Kurzarbeitanzeigen von 55.300 Betrieben rund 1,05 Millionen Beschäftigte. Dies berücksichtigt aber weniger als ein Achtel aller 470.000 Betriebe, die bis Ende März Kurzarbeit angezeigt haben.

Ein BA-Sprecher verwies darauf, dass die Behörde keine Prognose über die Inanspruchnahme der Kurzarbeit abgeben könne. Anders als in der Krise 2008/2009 sind nicht nur große Industriebetriebe etwa aus der Automobilwirtschaft, sondern weitere Branchen wie Gastgewerbe und Handel bis hin zu kleinen Selbstständigen betroffen. Die Auswertung der bis zum 25. März geprüften Anzeigen zeigt, dass die meisten der davon betroffenen Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen (272.000), Baden-Württemberg (166.000) und Bayern (136.000) angesiedelt sind.

FORSCHUNGSINSTITUTE ERWARTEN 2,4 MIO KURZARBEITER

Die BA will in Kürze neue Zahlen vorlegen, wie viele Unternehmen Kurzarbeit angezeigt haben. Die Zahl dürfte noch einmal deutlich zugelegt haben. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen in ihrer am Mittwoch vorgelegten Frühjahrsprognose mit etwa 2,4 Millionen Kurzarbeitern im Durchschnitt des zweiten Quartals.

In seiner Verordnung zur Ausweitung der Kurzarbeit ging Arbeitsminister Hubertus Heil davon aus, dass mindestens 2,15 Millionen Beschäftigte als Folge der Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus von Kurzarbeit und damit von Einkommensverlusten betroffen sein werden. In der Bundesregierung wird derzeit darüber beraten, für geringe und mittlere Einkommen das Kurzarbeitergeld aufzustocken. Bisher erstattet die BA 60 Prozent und für Beschäftigte mit Kindern 67 Prozent des Einkommensausfalls durch Kurzarbeit.

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