Renditeanstieg bei Anleihen belastet Dax 

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In fast allen Euro-Ländern steigen die Renditen für Staatspapiere. Auch der Euro legt zu. Die Aktienkurse rutschen im Gegenzug spürbar ab.

Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag deutlich nachgegeben. Im Handelsverlauf weitete der Dax seine Verluste immer weiter aus und büßte in der Spitze rund 1 Prozent auf 12.316 Punkt ein. Das war der tiefste Stand seit Ende April.

Auf die Stimmung drückte zuletzt, dass die Rendite deutscher Staatspapiere mit zehnjähriger Laufzeit erstmals seit Januar 2016 über 0,5 Prozent geklettert ist. Im Gegenzug gaben die Kurse deutscher Bundesanleihen spürbar nach. Der richtungweisende Euro-Bund-Future , der die Kursentwicklung beschreibt, fiel bis zum Mittag um rund ein halbes Prozent auf unter 161 Punkte.

In allen Euro-Ländern mit Ausnahme Griechenlands legten am Donnerstag die Renditen zu. Besonders stark war der Anstieg in Irland und Italien. Grund für den Auftrieb bei den Renditen waren laut Händlern wie bereits in den vergangenen Tagen weiterhin Spekulationen auf eine baldige Reduzierung der Wertpapierkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB).

Die steigenden Kapitalmarktzinsen haben zugleich den Euro beflügelt. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung rund 1,1380 US-Dollar und damit knapp einen halben Cent mehr als im Tagestief. Die Europäische Zentralbank hatte den Euro-Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1329 Dollar festgesetzt.

Die außergewöhnlich lockere Geldpolitik der EZB sei nicht für die Ewigkeit, heißt es in einem aktuellen Schreiben des Chefs der französischen Notenbank, Francois Villeroy de Galhau, an den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. "Die Nominalzinsen, die derzeit weiterhin besonders niedrig sind, haben seit Herbst 2016 zu steigen begonnen und dürften weiter steigen, im Einklang mit dem Tempo der Konjunkturerholung und dem Inflationswachstum."

In das Bild einer sich langsam wandelden Geldpolitik passten Bemerkungen im aktuellen Protokoll der Notenbank zur jüngsten Zinsentscheidung im Juni. Die Währungshüter der EZB haben demnach über eine mögliche Veränderung ihrer Kommunikation zum Wertpapierkaufprogramm diskutiert. Während man sich letztlich entschieden habe, nur den Ausblick bezüglich der Leitzinsen zu verändern, sei außerdem eine Anpassung bezogen auf QE erwogen worden, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll. Es seien aber Bedenken geäußert worden, dass schon kleine Änderungen in der Kommunikation als grundsätzlicher Schwenk beim geldpolitischen Kurs missinterpretiert werden könnten.

Sollten sich die Konjunktur und die Inflation weiter positiv entwickeln, könne die getroffene Entscheidung jedoch noch auf den Prüfstand gestellt werden, heißt es weiter in dem Protokoll. Nach derzeitiger Kommunikation verspricht die EZB, das Wertpapierkaufprogramm noch mindestens bis Ende 2017 und möglicherweise darüber hinaus weiterzuführen. Zudem sollen die Leitzinsen noch weit über das Ende des Programms hinaus auf dem derzeitigen niedrigen Niveau verbleiben. Gestrichen wurde im Zuge der jüngsten Zinsentscheidung jedoch die Formulierung, dass die Leitzinsen auch weiter sinken könnten.

onvista/dpa-AFX
Foto: Deutsche Börse

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