Robinhood: Aktie vorbörslich stark unter Druck – einige Großaktionäre wollen verkaufen

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Nachdem die Anleger dem Wertpapier-Broker Robinhood beim Börsengang in New York noch die kalte Schulter gezeigt haben, hat sich die Aktie seitdem prächtig entwickelt. Gestartet war Robinhood mit einer Gesamtbewertung von knapp 32 Milliarden Dollar an der Nasdaq, was angesichts der hohen Erwartungen schon eher mau war. Der Discount-Broker, der zuvor bei den Turbulenzen um heißgelaufene Aktien von US-Firmen wie Gamestop in die Schlagzeilen geraten war, hatte eigentlich eine Bewertung von rund 35 Milliarden Dollar angestrebt. Robinhood verzeichnete zuletzt zwar rasantes Wachstum, ist aber wegen seines Geschäftsmodells umstritten und hat einige rechtliche Baustellen, was die Aktien riskant macht.

Im Verlauf der ersten Handelswoche hat die Aktie jedoch kräftig zugelegt und seit dem Debüt ihren Wert mehr als verdoppelt. Derzeit notiert die Aktie bei gut 70 US-Dollar. Im heutigen vorbörslichen Handel stehen die Papiere mit einem Minus von 7 Prozent wieder deutlich unter Druck. Grund ist die Ankündigung, dass einige bestehende Großaktionäre insgesamt gut 97 Millionen Anteile des Brokers verkaufen wollen. Zu diesen verkaufenden Aktionären gehören eine Reihe von Venture-Capital-Firmen, die frühzeitig in Robinhood investiert haben, darunter New Enterprise Associates, die mehr als 10 Prozent am Unternehmen halten. Andreessen Horowitz, ICONIQ Capital, Institutional Venture Partners und Ribbit Capital wollen ebenfalls Anteile abstoßen.

Robinhood hat für das Angebot einen maximalen Verkaufspreis von 35,12 Dollar pro Aktie festgelegt. Der Gesamterlös für die Inhaber wird bis zu 3,4 Milliarden Dollar betragen.

Zweifel am Geschäftsmodell bleiben

Die 2013 gegründete Firma aus dem kalifornischen Menlo Park gilt mit ihrer einfach zu bedienenden App zum Handel mit Aktien, Optionen und Kryptowährungen als Wegbereiter einer jüngeren Generation von Anlegern am US-Finanzmarkt. Robinhood hat jedoch viele Kritiker. Der Broker nimmt keine Gebühren von Nutzern, sondern verdient an der Vermittlung ihrer Transaktionen. Darum ist Robinhood mit Vorwürfen konfrontiert, Kunden wie ein Glücksspielanbieter zu möglichst viel und auch riskantem Handel zu animieren. Das Unternehmen verteidigt sein Geschäftsmodell damit, den Finanzmarkt zu „demokratisieren“.

Beim Börsengang reservierte Robinhood in einer ungewöhnlichen Aktion bis zu 35 Prozent seiner Aktien für eigene Nutzer. Damit ging die Fintech-Firma ein Risiko ein – das Debüt war dadurch unberechenbarer als normale Börsengänge, bei denen Investmentbanken versuchen, für einen geregelten Ablauf und stabile Kurse zu sorgen. Robinhood brachte seine Papiere unter dem Tickerkürzel „HOOD“ an die Nasdaq, es war dem Finanzdienst Bloomberg zufolge der siebtgrößte US-Börsengang in diesem Jahr. Robinhood hat seine Nutzerzahl im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Im zweiten Quartal lag sie bei 22,5 Millionen.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: OpturaDesign / Shutterstock.com

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