Saisonal schwierige Zeit beginnt!

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Inmitten der der tropischen Hitze hat der DAX eine ganz ordentliche Sommerrallye, oder sagen wir Erholungsrallye hingelegt. Längere Zeit konnten neue Allzeithochs der Nasdaq und auch der durchaus passable Verlauf der breiteren US-Indizes dem DAX nicht mehr helfen. Selbst die deutliche Schwäche des Euros ab April - normalerweise eine große Unterstützung für den exportlastigen DAX Index – nütze nichts. Gründe gab es für die Underperformance natürlich genügende, allen voran der Handelskonflikt mit den USA. Dazu kam der Wahlausgang in Italien und das aufgekündigte Atomabkommen mit dem Iran durch US-Präsident Donald Trump.

2 x 2 = 5 – 1

Die Erholung kam nicht unerwartet. Es gibt keinen besseren Indikator als das Put/Call-Ratio. Im Zuge des in Richtung 12.000 Punkten laufenden DAX war es wieder deutlich nach oben geschnellt und sendete somit Kaufsignale. Auch andere Stimmungsindikatoren brachten diesen Pessimismus zum Ausdruck, der sich dann eben in entsprechend hohen Shortpositionen wiederspiegelt, also die solcher Marktteilnehmer, die auf weiter fallende Kurse setzen. Läuft der Markt dann erst einmal leicht nach oben, müssen diese oft mit hohen Hebeln arbeitenden „Shorties“ ihre Engagements durch Deckungskäufe auflösen. Die so erzeugte Nachfrage treibt den Markt dann weiter an. Und so kommt es zunächst nicht zudem, was logisch erscheint, sondern erst mal zur genau umgekehrten Bewegung. Genauso wie es Börsenlegende André Kostolany mit seiner Gleichung „2 x 2 = 5 - 1“ ausdrückte. Es komme schon so wie es kommen müsse, an der Börse aber immer über einen Umweg.

Der Juli ist statistisch ein guter Börsenmonat

Was aber ist die logische Bewegung? Ist mit dem Gespräch zwischen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker  und Donald Trump, das im Handelsstreit zunächst Entspannung brachte, nicht das Schlimmste überstanden? Darauf kommt es wahrscheinlich gar nicht wirklich an. Es war wohl der kurzfristige Auslöser für den jüngsten Schub des deutschen Leitindex nach oben. Geholfen haben dürfte aber auch die Saisonalität, denn der Juli ist statistisch ein sehr guter Börsenmonat. Mit dem August beginnt nun aber in ein paar Tagen die statistisch schwierige Börsenzeit. Dazu kommt die weiter restriktiver werdende Politik der US-Notenbank Federal Reserve (FED). Hier sollten weniger die Zinsanhebungen Angst machen, sondern das immer zügigere Abschmelzen der Bilanz. Innerhalb der kommenden zwölf Monate - so die Planung - wird die FED dem Geldkreislauf bis Ende 2019 knapp eine Billion US-Dollar entziehen. So wie die vorherigen für die Aktienmärkte positiven Geldeinschübe mittels Anleihekäufen ein historisch einmaliges Experiment waren, ist es nun der Entzug ebenfalls. Italien bleibt der nächste Unsicherheitsfaktor. Ist dort Ende August die Sommerpause beendet, wird es sicher Konflikte zwischen EU und der neuen Regierung geben bezüglich entsprechender Stabilitätsvorgaben.

Bleibt am Schluss nur zu sagen, dass vor dem Hintergrund der steigenden Inflation und den diesbezüglich immer noch bei null oder im Negativen verharrenden Realzinsen, es nach wie vor keinen risikolosen Zins mehr gibt, sondern nur noch zinsloses Risiko. Beteiligung am Produktivkapital ist und bleibt die einzige Lösung. Doch es kommt immer stärker auf die richtige Titelauswahl an. Einfach nur den breiten Markt zu kaufen, dürfte nicht die klügste Strategie sein.

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