Schlechte Konjunkturdaten = Gute Nachrichten

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Gestern erhielten wir Konjunkturdaten aus den USA, die auf eine Abkühlung der amerikanischen Wirtschaft schließen lassen. Der ISM Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe fiel von 59,3 auf 54,1. Das lag deutlich unter den Analystenschätzungen von 57,9. Die Wall Street und mit ihr die anderen Börsen gingen daraufhin weiter auf Talfahrt. Den großen Nackenschlag des Tages hatten sie bereits in der Nacht durch die nach unten korrigierte Umsatzprognose von Apple erhalten. Auch dies schürte Ängste vor einer möglichen Rezession.

Wirtschaftsdaten werden falsch interpretiert

Tatsächlich sind die enttäuschenden Zahlen des Einkaufsmanager Index eine gute Nachricht für die Börsen. Denn sie signalisieren ein mögliches Ende dessen, was die Börsen im vergangenen Jahr so unter Druck brachte. Der wirkliche Grund für die sinkenden Kurse war und ist nicht eine drohende Rezession. Von der sind wir noch weit entfernt. Das Hauptproblem ist die restriktive Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (FED). Und hier ist es insbesondere der Verkauf von Staatsanleihen aus ihrer Bilanz. 50 Milliarden US-Dollar werden so dem Markt jeden Monat seit Oktober an Liquidität entzogen. Ich habe an dieser Stelle immer wieder darauf hingewiesen, dass dies zu einem Belastungsfaktor wird. Schwächt sich nun die Wirtschaft ab, wird die US Notenbank womöglich schon in diesem Jahr die Zügel wieder lockern und diese Verkäufe einstellen. Das und nicht eine boomende Wirtschaft wäre die Erlösung für die Aktienmärkte. Denn Liquidität ist ihr Lebenselixier. Ohne können sie nicht steigen.

Geduld wird sich auszahlen

Es wird aber auch dann noch eine Weile dauern, bis dieses Umsteuern in der Geldpolitik nachhaltig zu wirken beginnt. Aus Sicht des langfristigen Investors bieten sich aber bereits heute so oder so Kaufkurse. Selbst amerikanische Aktien sind nun nicht mehr stark überbewertet und in Deutschland und auch Asien gibt es einige Schnäppchen zu machen. Dann braucht es nur die nötige Geduld, bis eine leichtere Geldpolitik zu Kurssteigerung führt, die dann auch explosionsartig ausfallen können, wenn sich herausstellt, dass die Wirtschaft sich abschwächt aber nicht in eine Rezession abgeleitet. Hiervon gehen wir aus. Denn dann bleiben Unternehmensgewinne und Dividenden auf einem anständigen Niveau. Im Gegenzug befinden sich die Zinsen dann auch in den USA wieder ein Stück unter dem heutigen Niveau und sind damit geringere Konkurrenz zu Dividendentiteln.

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