Scout24: Übernahme durch Hellman & Friedman und Blackstone gescheitert – Anleger reagieren enttäuscht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die beiden Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone sind mit der Übernahme des Kleinanzeigen-Portals Scout24 gescheitert.

Sie sammelten bis Ablauf der Annahmefrist des Angebots am 9. Mai nur 42,8 Prozent der Scout24-Aktien ein, wie sie am Dienstag einräumen mussten. Die beiden Beteiligungsgesellschaften hatten ihr Angebot unter die Bedingung gestellt, dass sie auf eine Mehrheit von mehr als 50 Prozent kämen. Mit 5,7 Milliarden Euro wäre Scout24 die teuerste Übernahme eines börsennotierten Unternehmens in Deutschland durch Finanzinvestoren gewesen.

Anleger reagieren enttäuscht

Der Aktienkurs des im MDax notierten Unternehmens brach am Dienstag nach der Bekanntgabe des gescheiterten Übernahmeversuchs zeitweise um mehr als sieben Prozent ein.

Scout24 5-Tageschart (LSE)

Zuvor hatte sich das Papier seit der Bekanntgabe des Angebots im Februar in der Nähe des Gebotspreises gehalten, der Mitte Februar auf 46 Euro pro Aktie nachgebessert wurde. Im Juli hatten sie ihr Rekordhoch von 48,62 Euro erreicht, waren dann aber zurück gefallen.

Hellman & Friedman hatten für den Fall des Scheiterns einen neuen Anlauf innerhalb der nächsten zwölf Monate ausgeschlossen – es sei denn, ein anderer Bieter drohe ihnen zuvorzukommen.

Scout24 betreibt mehrere Internetportale, darunter AutoScout24 und ImmobilienScout24. Der Finanzinvestor Hellman & Friedman hatten das Unternehmen selbst erst vor drei Jahren für 30 Euro je Aktie an die Börse gebracht. Inzwischen sind die Papiere fast komplett im Streubesitz.

Unternehmen liefert Zahlen

Scout24 hat seinen Umsatz in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich gesteigert. Die Erlöse zogen um ein Fünftel auf 148,8 Millionen Euro an, wie das Unternehmen am Dienstag in München mitteilte. Damit wurden die Erwartungen von Analysten deutlich übertroffen.

Zu dem starken Umsatzwachstum im ersten Quartal trug maßgeblich die Onlineplattform AutoScout24 bei, wo Verkäufer und Kunden für Neu- und Gebrauchtwagen, Motorräder und Nutzfahrzeuge zusammenfinden. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 11,3 Prozent auf 70,9 Millionen Euro.

Die Ebitda-Marge lag bei 47,7 Prozent und somit etwas höher als im Vorjahresquartal (47,5 Prozent). Unter dem Strich ging das auf die Aktionäre entfallende Ergebnis um rund 14 Prozent auf 26,1 Millionen Euro zurück. Das Unternehmen begründete dies mit höheren Personalkosten sowie Kosten aus Zu- und Verkäufen. Zuletzt kauften die Münchner das Finanzportal Finanzcheck.de.

Finanzchef Christian Gisy bestätigte die Prognose für das Gesamtjahr. Der Umsatz soll 2019 um 15 bis 17 Prozent zulegen. Aufgrund weiterer Investitionen in das Wachstum von Finanzcheck.de rechnet der Vorstand mit einer operativen Marge (Ebitda) zwischen 52,0 und 54,0 Prozent.

Leichtes Lob der Analysten

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für Scout24 nach Zahlen auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 47 Euro belassen. Das operative Ergebnis des Onlinemarktplatz-Betreibers habe die Erwartungen leicht übertroffen, schrieb Analyst Aditya Buddhavarapu in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Der Ausblick sei unverändert geblieben.

Das Analysehaus RBC hat die Einstufung auf „Sector Perform“ mit einem Kursziel von 43 Euro belassen. Der Umsatz des Onlinemarktplatz-Betreibers sei etwas höher ausgefallen als gedacht, schrieb Analystin Sherri Malek. Zu verdanken sei dies vor allem der Plattform Autoscout24.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Itzchaz / Shutterstock.com

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