Siemens will Potenzial von bis zu 20 Milliarden heben ++ Leoni erhöht Prognose ++ RBS drückt fast 5 Milliarden ab

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der DAX startet heute den nächsten Versuch einen positiven Handelstag zu liefern. Die Türkei-Krise ist zwar noch nicht vorbei, aber die Marktteilnehmer scheinen der türkischen Antwort auf die amerikanischen Strafzölle keine große Beachtung zu schenken.

Eine am frühen Mittwochmorgen im Staatsanzeiger veröffentlichte Liste beinhaltet 22 zusätzliche Zölle. Die Einfuhrgebühren für US-Autos sollen demnach beispielsweise um 120 Prozent steigen, die für alkoholische Getränke aus den Vereinigten Staaten um 140 Prozent, die für kosmetische Produkte und Tabak um 60 Prozent, die für Papier oder Reis um 50 Prozent. Der stellvertretende Präsident Fuat Oktay twitterte, die Türkei habe dem Prinzip der Gegenseitigkeit folgend nach den „bewussten Angriffen der US-Regierung Steuern auf einige Produkte aus den USA“ erhoben.

Am Dienstag hatte der DAX schon eine Erholung angestrebt, konnte diese aber nur bedingt umsetzen. Heute startet der Leitindex mit 12.381,45 Punkten 0,18 Prozent höher in den Handelstag. Die Chancen, dass der DAX den Tag positiv beendet stehen heute nicht schlechter als gestern.

Was die Berichtssaison angeht ist es heute allerdings etwas ruhiger. Gestern profitierte der Leitindex von den Quartalszahlen von RWE. Die Anleger feierten sie mit einem Plus von über 3 Prozent. Vielleicht zieht ja heute Siemens den DAX nach oben.

Cheflenker Jo Kaeser hält den Münchner Industriekonzern für an der Börse unterbewertet. Dort sei Siemens derzeit rund 92 Milliarden Euro wert, sagte Kaeser der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht. Ziehe man davon die börsennotierte Siemens-Gesundheitstechnik mit knapp 40 Milliarden Euro sowie die Windkraft-Tochter Gamesa mit gut acht Milliarden Euro ab, läge der Wert des gesamten restlichen Geschäfts bei knapp 45 Milliarden Euro, sagte Kaeser. „Verglichen mit unseren Wettbewerbern tut sich hier eine Lücke von bis zu 20 Milliarden Euro auf“, sagte der Siemens-Chef. „Unser Ziel ist es, dieses Potenzial zu heben.“

Leoni erhöht Umsatzprognose

Der Kabelhersteller und Autozulieferer setzt sich nach dem zweiten Quartal etwas höhere Ziele beim Umsatz. Nun geht der Spezialist für Kabel und Bordnetzsysteme von einem Jahreserlös von mindestens 5,1 Milliarden Euro aus, wie der MDax-Konzern am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Vorher standen mindestens 5 Milliarden im Plan. Zu den besseren Aussichten trügen sowohl die Kabelsparte als auch die Bordnetzsysteme bei. Analysten hatten bereits mit dem jetzt angepeilten Wert für 2018 gerechnet. Bei der Ergebnisprognose bleibt Leoni bei der ursprünglichen Bandbreite von 215 bis 235 Millionen Euro. Im zweiten Halbjahr dürften unter anderem Anlaufkosten in der Bordnetzsparte das Ergebnis gegenüber dem ersten Halbjahr trüben.

Im zweiten Quartal wuchs der Umsatz von Leoni dank einer hohen Nachfrage der Autoindustrie um 7 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro. Ohne Wechselkurseffekte sowie Zu- wie Verkäufe hätte der Erlös um fast 9 Prozent zugelegt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging um über ein Viertel auf 62 Millionen Euro zurück, im Vorjahr waren aber auch 25 Millionen Euro aus einem Spartenverkauf enthalten. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 41 Millionen Euro, der um ein Drittel niedriger ausfiel.

Royal Bank of Scotland bezahlt deutlich weniger

Der 4,9 Milliarden Dollar (4,3 Milliarden Euro) schwere Vergleich zwischen der Royal Bank of Scotland (RBS) und dem US-Justizministerium wegen fauler Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise ist endgültig in trockenen Tüchern. Das bestätigte das Ministerium am Dienstag in Washington. Das britische Geldhaus hatte die Einigung mit der US-Regierung, die letztlich deutlich günstiger ausgefallen war als von vielen Experten erwartet, bereits im Mai verkündet und schon im zweiten Quartal in seiner Bilanz verbucht.

Durch den Kompromiss hatte sich das Institut von Ermittlungen wegen dubioser Geschäfte zwischen 2005 und 2008 freigekauft, die maßgeblich zur letzten großen Finanzkrise beigetragen haben sollen. Andere Banken kosteten solche Vergehen deutlich mehr – die Deutsche Bank etwa einigte sich Anfang 2017 in einem ähnlichen Fall mit den US-Behörden auf eine Zahlung von insgesamt 7,2 Milliarden Dollar. Die Bank of America schloss im August 2014 einen Rekordvergleich über fast 17 Milliarden Dollar wegen fauler Deals vor der Finanzkrise.

Kurz & knapp

Senvion: Der mit einem schweren Branchenumfeld kämpfende Windkraftanlagenbauer will sich mit der Ausgabe neuer Aktien Geld ins Haus holen. Die Platzierung neuer Anteile soll brutto 62,5 Millionen Euro einbringen, teilte das Unternehmen am Dienstagabend nach Börsenschluss in Hamburg mit. Der Verkauf der Papiere an institutionelle Investoren soll vor Handelsbeginn am Mittwoch abgeschlossen sein.

Delticom: Der Onlinehändler für Reifen und Autozubehör hat heute den Bericht für das erste Halbjahr 2018 veröffentlicht. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres erlöste das
Unternehmen ein Umsatz von 291 Millionen Euro, ein Rückgang um 2,2 Prozent. Das EBITDA belief sich auf 6,8 Millionen Euro, nach 5 Millionen im Vorjahr (+37 Prozent). Das EBIT stieg im Berichtszeitraum um 138 Prozent auf 3,2 Millionen Euro.

Zur Rose-Gruppe: Die Versandapotheke hat im ersten Halbjahr 2018 mit 602,7 Millionen Schweizer Franken seinen Umsatz um knapp 30 Prozent gesteigert. Im Zuge des noch erhöhten Marketingaufwands weist die Gruppe plangemäß ein Betriebsergebnis (EBITDA) von minus 8,7 Millionen Schweizer Franken aus. Darin enthalten sind auch einmalige Sonderkosten im Zusammenhang mit den Akquisitionen von rund 2,1 Millionen Schweizer Franken. Das Unternehmensergebnis schlägt mit minus 17,6 Millionen Schweizer Franken zu Buche.

Von Markus Weingran / dpaAFX

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