So steht es um Gazproms Dividende

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Energieunternehmen werden gerne aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Ausschüttungen gekauft. Auch unter Aktionären von Gazprom (WKN:903276) sind sicherlich einige Dividendenjäger zu finden.

Angesichts magerer Jahre fragen sich jetzt viele Investoren, wie es generell um die Gazprom-Dividende steht. Werfen wir einmal einen genaueren Blick darauf. So viel kann ich aber schon jetzt verraten: Das Wachstum der Vergangenheit überrascht!

Eine beeindruckende Dividendenhistorie, aber leider nur langfristig

Wer ein bisschen weiter in die Vergangenheit blickt, sieht, dass Gazprom früher viel geringere Dividenden ausgeschüttet hat.

Deswegen kann sich die langfristige Dividendenhistorie absolut sehen lassen. Hier gibt es einen Blick auf ein paar ausgewählte Zeitabschnitte:

GeschäftsjahrDividende je Aktie*durchschnittliche jährliche Steigerung bzw. Verringerung bis Geschäftsjahr 2016 (8,0397 RUB je Aktie*)
19940,0231,33 %
20000,3022,82 %
20051,5016,49 %
20118,97-2,17 %

Quelle: Gazprom; *Daten für die an der Moskauer Börse notierte Aktie, außerhalb Russlands wird in der Regel das Gazprom ADR erworben, das zweien der in Russland notierten Aktien entspricht

Langfristig ist die Entwicklung der Gazprom-Dividende hervorragend, bloß kamen die Ausschüttungen in den letzten Jahren unter die Räder. Allerdings sollte das nicht überraschen.

Das war in den letzten Jahren los

Vor allem die niedrigen Öl- und Gaspreise haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass die Gewinne bei Energieriesen wie Gazprom rückläufig waren und somit die Grundlage für die Dividende schwächer wurde. Selbst Unternehmen wie Royal Dutch Shell, die so stolz auf ihre Dividendenhistorie sind, dass man von der ?Iconic Dividend? spricht, konnten in den letzten Jahren ihre Dividende nur in sehr kleinen Schritten anheben.

Da der Gewinn bei Gazprom also zusammen mit dem Gaspreis sank, konnte man sich in den letzten Jahren keine Erhöhungen der Dividende leisten. Wobei es hier eine weitere Komponente zu beachten gibt. Viele Anleger denken, dass sie Gazproms Dividende genau vorhersagen können, da eigentlich der russische Staat bei teilstaatlichen Unternehmen wie Gazprom eine Ausschüttungsquote in Höhe von 50 % sehen will. Diesem Anspruch ist Gazprom zuletzt aber nicht gerecht geworden.

Für das Geschäftsjahr 2017 will man wieder dieselbe Dividende wie für das Vorjahr ausschütten. Es soll 8,0397 Rubel je Aktie geben (wie in den Quellenangaben erwähnt, entspricht das in Deutschland gehandelte Gazprom ADR zweien der an der Heimatbörse gehandelten Aktien, somit bekommt man je Aktie die doppelte Dividende). Auch im nächsten Jahr soll die Dividende nicht erhöht werden.

Die Ausschüttung für das letzte Geschäftsjahr beträgt aber gerade einmal 20 % des Reingewinns und sollte somit eigentlich 2,5-mal so hoch sein. Aktuell will Gazprom aber nur einen kleinen Teil des Gewinns ausschütten, da man massive Investitionen tätigt. Die Großprojekte TurkStream, Power of Siberia sowie die umstrittene Nord-Stream-2-Pipeline verschlingen große Mengen an Kapital.

Der russische Präsident Putin scheint Verständnis für die aktuell optisch geringe Ausschüttungsquote zu haben. Im letzten Jahr betonte er, dass die Gewinne bei Gazprom zwar auf dem Papier vorhanden seien, aber es keinen wirklichen positiven Cashflow zu verzeichnen gebe. Die russische Regierung will bei einer Entscheidung über die Ausschüttungsquote die echte finanzielle Situation anstatt nur den bilanzierten Gewinn berücksichtigen.

Das kann die Zukunft bringen

Die Bilanz der Gazprom-Dividende ist durchwachsen. Einerseits ist die Dividendenrendite schon heute im mittleren zweistelligen Bereich und somit relativ attraktiv, andererseits sind zukünftige Steigerungen nicht ganz so sicher, wenn man den Kontext der Entscheidung über die Dividendenhöhe kennt.

Für wirklich höhere Dividenden sollte man nicht unbedingt in erster Linie darauf hoffen, dass bald die Hälfte des bilanzierten Gewinns ausgeschüttet wird, sondern dass der Gaspreis bald anzieht. Falls die Preise an den Rohstoffmärkten nicht deutlich steigen, ist wahrscheinlich mindestens Geduld gefragt, bis die hohen Investitionsausgaben zurückgeschraubt werden.

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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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Foto: Gazprom

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