Suse: Börsendebüt des Linux-Anbieters startet volatil – Gang ans Parkett bringt mehr Freiheiten für das Unternehmen

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Für den Linux-Softwareanbieter Suse beginnt die Reise an der Börse heute mit einer Berg- und Talfahrt. Der erste Kurs der Papiere lag mit 29,50 Euro zwar unter dem Angebotspreis von 30 Euro und fiel danach auf Xetra bis unter die 27-Euro-Marke. In der Folgezeit erholten sich die Aktien des Linux-Software-Anbieters aber bis auf zuletzt 30,27 Euro. Dies entspricht einem Plus von 0,9 Prozent in einem schwachen Börsenumfeld. Die ursprüngliche Preisspanne beim Börsengang hatte bei 29 bis 34 Euro gelegen.

Firmenchefin Melissa Di Donato freute sich über den Gang auf das Parkett, mit dem sich Suse auch etwas vom Eigentümer – dem Finanzinvestor EQT aus Schweden – löst: „Es ist ein historischer Tag für Suse.“

Börsengänge in Deutschland haben gerade Hochkonjunktur, in diesem Jahr wagten den Schritt auf das Parkett schon der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1, der Funkmasten-Betreiber Vantage Towers und die Laborkette Synlab. Trotz der bisher positiven Entwicklung der Unternehmen waren Anleger zuletzt angesichts der starken Schwankungen an den Aktienmärkten vorsichtiger geworden, was beispielsweise den Internet-Autohändler MeinAuto zu einer Verschiebung seiner Börsenpläne bewog.

Suse verzichtete zwar auf eine Aufstockungsoption, konnte aber auf starke Ankerinvestoren setzen. Allein der US-Investor Capital Research und der Staatsfonds von Singapur, GIC, zeichneten Suse-Papiere für zusammen rund 340 Millionen Euro. Dem 1992 gegründeten Unternehmen fließen durch den Börsengang mehr als eine halbe Milliarde Euro zu, die in den Abbau der rund 1,2 Milliarden Euro hohen Schulden gehen sollen. Der Suse-Eigentümer EQT erhält durch den Börsengang bis zu 570 Millionen Euro. Nach dem Debüt gehören den Schweden, die das Unternehmen 2019 für gut zwei Milliarden Euro übernommen hatten, weiterhin mehr als drei Viertel an Suse.

US-Amerikanerin Di Donato führt Suse an die Börse

Die seit rund zwei Jahren amtierende Vorstandschefin Melissa Di Donato sagte der Nachrichtenagentur Reuters in einem früheren Gespräch: „Ich bin scheinbar die erste Frau, die ein großes Unternehmen in Deutschland an die Börse geführt hat. Leider.“ Um Veränderungen anzustoßen und Frauen zu fördern, strebe sie eine ausgeglichene Besetzung im Aufsichtsrat an und mindestens 30 Prozent Frauen im Management.

Für Di Donato ist der Gang auf das Parkett ein Schritt zu mehr Freiheit und gleichzeitig eine „Akquisitionswährung“, um künftig auch stärker über Zukäufe wachsen zu können. Die US-Amerikanerin, die in der Vergangenheit für IBM, Salesforce und SAP gearbeitet hat, setzt auf ihr Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitern: Sie zeichnete nach eigenen Angaben Suse-Aktien für mehr als acht Millionen Euro.

Suse hat im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz im zweistelligen Prozentbereich auf rund 450 Millionen Dollar gesteigert. Das Unternehmen, dessen Firmenname für „Software und System-Entwicklung“ steht, blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Von 2003 bis 2011 gehörte es zu Novell, wurde dann ausgegründet und 2014 von Micro Focus übernommen, die die Firma wiederum an EQT verkaufte.

Laut Di Donato sind Open-Source und Linux inzwischen im „Mainstream“ angekommen. Software-Anwendungen, deren Quelltexte wie bei Linux öffentlich zugänglich und nicht durch Patente geschützt sind, sind gut geeignet, um Neuerungen in Zeiten einer sich beschleunigenden Digitalisierung schnell zu umzusetzen. Suse ist ein Pionier in diesem Geschäft.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: kenary820 / Shutterstock

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