Thomas-Cook-Pleite: Tui auch von Auswirkungen betroffen – Tourismus-Länder leiden stark – Griechenland: „stärkster Rückschlag seit Finanzkrise“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook trifft in Großbritannien auch Kunden des Hauptkonkurrenten Tui. Tui-Urlauber aus dem Land, die bis 31. Oktober auf Flüge mit Thomas Cook Airlines gebucht waren, können ihre Reise nicht antreten, sagte ein Tui-Sprecher am Dienstag in Hannover. Für bereits verreiste Kunden, deren Flüge wegen der Insolvenz ausfallen, würden Ersatzflüge angeboten.

Bei Condor ist die finale Entscheidung noch nicht gefallen

Tui arbeite an Maßnahmen zur Unterstützung, teilte der Konzern bei der Vorlage seiner Buchungszahlen für die Sommersaison mit. Der Thomas-Cook-Konzern hatte in der Nacht zum Montag Insolvenz angemeldet. Dessen deutsche Fluglinie Condor fliegt allerdings noch weiter und hofft auf einen Überbrückungskredit der Bundesregierung. Auch Tui-Kunden könnten weiterhin mit Condor fliegen, sagte der Sprecher.

Brexit, 737-Krise, Überkapazitäten - Das Marktumfeld bleibt schwierig

Der weltgrößte Reisekonzern Tui konnte seine Urlauberzahl im Sommer nach eigenen Angaben dank einer gewachsenen Nachfrage in den letzten Wochen auf dem Niveau des Vorjahres halten. Der durchschnittliche Reisepreis sei um ein Prozent gestiegen, hieß es. Die eigenen Hotels und Ressorts hätten stabile Ergebnisse erzielt. Das Kreuzfahrtangebot, eine wichtige Ertragssäule, baute TUI mit drei zusätzlichen Schiffen aus. Die Überkapazitäten bei den europäischen Airlines und die Unsicherheit rund um den Brexit hielten aber an, sagte Tui-Chef Fritz Joussen.

Der Manager hatte seine Gewinnprognose in diesem Jahr bereits zweimal zusammenstreichen müssen. Vor allem wegen des anhaltenden Flugverbots für Boeings Mittelstreckenjet 737 Max, von dem der Tui-Konzern 15 Exemplare in seiner Flotte hat, rechnet der Manager nun weiterhin damit, dass der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (Ebita) im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September um bis zu 26 Prozent sinkt. Im Vorjahr hatte Tui hier fast 1,2 Milliarden Euro erzielt. Mit einer Freigabe der 737-Maschinen in Europa wird erst im kommenden Jahr gerechnet.

Lufthansa-Aktie weiter im Aufwind

Im Dax ging die Vortagsrally bei den Aktien der Lufthansa an der Indexspitze um 2 Prozent weiter. Die Aktien bleiben nach der Insolvenz des Konkurrenten, die Flugkapazitäten vom Markt nimmt, weiter gefragt. Neuerdings notieren sie über der 50-Tage-Linie, die Charttechniker als Indikator für den mittelfristigen Trend ansehen.

Die Aktien von Tui und der Lufthansa konnten von der Insolvenz des Konkurrenten Thomas Cook profitieren

Hedgefonds könnten mit der Pleite viel Geld verdienen

Aus der Insolvenz könnten offenbar einige Hedgefonds als Gewinner hervorgehen. Spekulanten wie Sona Asset Management und Xaia Investment hatten auf eine Pleite des Reisekonzerns gewettet. Dazu investierten sie in Finanzinstrumente, die im Fall einer Insolvenz möglicherweise eine Ausschüttung in Höhe von rund 250 Millionen US-Dollar bescheren. Ob die Beträge tatsächlich fällig werden, ist im Augenblick noch offen.

Spaniens Tourismus wird wohl 200 Millionen an offenen Rechnungen einbüßen

Die spanische Tourismusbranche wird allein wegen der nicht beglichenen Rechnungen des insolventen Konzerns nach Schätzungen mindestens 200 Millionen Euro verlieren. Diese Verluste würden große Hotelketten wie Meliá und Iberostar, aber auch mittlere und kleinere Unternehmen treffen, sagte der Vizepräsident des Reiseunternehmerverbandes Exceltur, José Luis Zoreda, am Montagabend in einem Radiointerview.

Die Präsidentin der Hotelierverbandes von Mallorca (FEHM), Maria Frontera, hatte zuvor gewarnt, wegen der Thomas-Cook-Pleite sei „die Zukunft vieler Unternehmen ernsthaft gefährdet“. Hilfe des Staates werde auf jeden Fall nötig sein, damit diese Unternehmen überleben. Frontera sprach von „großen Sorgen“.

Für Griechen ist es „stärkster Rückschlag seit Finanzkrise“

Griechische Tourismusverbände gehen davon aus, dass die Insolvenz des Reisekonzerns den Tourismussektor des Landes bis zu 500 Millionen Euro kosten könnte. Der Tourismusverband Sete rechnet mit Einbußen von 250 Millionen bis 500 Millionen Euro. Eine andere Berechnung, die des Verbands Hellenischer Hoteliers (GTP), schätzt den Verlust für die griechische Tourismusbranche auf 300 Millionen Euro. Es sei für die Wirtschaft „der stärkste Schlag seit der Finanzkrise“, schrieb am Dienstag die Wirtschaftszeitung „Naftemporiki“.

Im Ranking der fünf wichtigsten Destinationen von Thomas Cook lag Griechenland auf Platz drei, 2018 brachte das Unternehmen rund 2,8 Millionen Besucher ins Land. Vor allem Hoteliers auf Kreta, Rhodos und Kos arbeiteten laut GTP eng mit den Briten zusammen. Zudem betrieb Thomas Cook in Griechenland vier eigene Hotels und beschäftigte 640 Mitarbeiter. Was nun mit den Beschäftigten und den Hotels geschieht, sei unklar, berichten griechische Medien.

Keine rettende Hand für Thomas Cook

Der Konzern ist mit rund 1,7 Milliarden britischen Pfund (1,9 Mrd Euro) verschuldet. Ein Rettungsplan, demzufolge der chinesische Mischkonzern Fosun zusammen mit Banken und Anleihegläubigern die Mehrheit an dem Unternehmen übernommen sollte, war in der Nacht zum Montag geplatzt. Thomas Cook meldete daraufhin in der Nacht Insolvenz an.

Banken hatten gefordert, dass der Reisekonzern zusätzlich zu dem geschnürten Rettungspaket von 900 Millionen Pfund weitere 200 Millionen Pfund für das schwierige Winterhalbjahr auftreibt. Die Suche nach weiterem Geld scheiterte jedoch, auch die britische Regierung lehnte einen Hilfskredit ab. Zudem gestalteten sich die Verhandlungen wegen des hohen Einsatzes einiger Hedgefonds schwierig.

(onvista/dpa-AFX/reuters)

Titelfoto: Edith Rum / Shutterstock.com

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