Turbulenzen an den Devisenmärkten: Britisches Pfund fällt gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit 35 Jahren

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Das britische Pfund steht an den Finanzmärkten angesichts der Virus-Krise unter erheblichem Druck. Am Mittwoch fiel die Währung des Vereinigten Königreichs zum amerikanischen Dollar auf den tiefsten Stand seit 35 Jahren. Mit 1,1757 US-Dollar wurde der niedrigste Wechselkurs seit dem Jahr 1985 erreicht. Unterboten wurde sogar der tiefe Fall nach dem Brexit-Referendum im Jahr 2016. Das Minus gegenüber dem Dollar auf Tagessicht beträgt 2,65 Prozent, eine enorme Kursbewegung für Devisen-Verhältnisse. Auf Wochensicht sind es sogar mehr als 6 Prozent Verlust. Gegenüber dem Euro musste das Pfund heute um 1,4 Prozent in die Knie gehen. Britische Staatsanleihen, normalerweise eine als sicher geltende Anlage, gaben ebenfalls stark nach.

Marktteilnehmer begründen die extreme Pfund-Schwäche zum einen mit der aus Vorsichtsgründen aktuell sehr hohen Nachfrage nach der Weltleitwährung US-Dollar. Banken und Unternehmen benötigen den Dollar, um Finanz- und Handelsgeschäfte zu tätigen. Die damit einhergehende Dollar-Stärke lastet auf anderen Währungen, so auch auf dem Pfund.

Zum anderen werden aber auch Zweifel laut an der Strategie der politischen Führung Großbritanniens gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Die Regierung um Premier Boris Johnson hat lange einen eher lockeren Umgang mit der Ausbreitung gepflegt und erst in den vergangenen Tagen einen rigideren Kurs eingeschlagen. Verglichen mit anderen europäischen Staaten sind die gesundheitspolitischen Maßnahmen aber immer noch weniger streng.

Wirtschaftspolitisch hat auf die Krise vor allem die britische Notenbank mit starken Zinssenkungen und Kreditprogrammen für die Banken reagiert. Schatzkanzler Rishi Sunak hatte am Dienstag zudem ein großes Unterstützungsprogramm vorgestellt, das vor allem auf die britischen Unternehmen abzielt. An den Finanzmärkten waren die Reaktionen bisher aber verhalten.

Der britische Aktienindex FTSE 100 ist heute ebenso wie der Rest der Aktienmärkte in die Knie gegangen und hat 3 Prozent verloren. Auf Monatssicht beläuft sich das Minus auf knapp 28,8 Prozent – damit steht er ein wenig besser da als der Dax oder der Eurostoxx 50, zu berücksichtigen ist aber die Seitwärtsbewegung im letzten Jahr aufgrund der anhaltenden Querelen rund um den Brexit, während die beiden anderen Indizes starke Gewinne einfahren konnten.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: ninefotostudio/Shutterstock.com

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