UN - Mindestens 18 Tote bei Protesten in Myanmar

Reuters · Uhr

Singapur (Reuters) - Bei den anhaltenden Protesten gegen den Militärputsch in Myanmar sind nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) am Sonntag mindestens 18 Menschen getötet worden.

Den ganzen Tag über seien an mehreren Orten im Land Polizei und Militär gegen friedliche Kundgebungen vorgegangen, erklärte das UN-Menschenrechtsbüro. Die Sicherheitskräfte hätten auch scharf geschossen. Nach zuverlässigen Informationen seien mindestens 18 Menschen getötet und mehr als 30 verletzt worden. Das ist die höchste Opferzahl seit Beginn der Proteste kurz nach dem Putsch vor vier Wochen. Großbritannien, das einst Kolonialmacht im damals so genannten Birma war, sprach von einer abscheulichen Eskalation der Gewalt und forderte eine Rückkehr zur Demokratie.

Die Sicherheitskräfte in Myanmar hätten die Lage durch den Einsatz von scharfer Munition in mehreren Städten eskaliert, kritisierte Phil Robertson, der stellvertretende Leiter der Asien-Abteilung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. "Das ist empörend und inakzeptabel." Indonesien äußerte sich tief besorgt. Innerhalb des Verbandes Südostasiatischer Nationen (ASEAN) hat das Land die Führungsrolle bei der Suche nach einem Weg aus der Krise in Myanmar übernommen. Myanmar gehört zur Organisation der zehn ASEAN-Staaten, die ihren Sitz in der indonesischen Hauptstadt Jakarta hat.

Eine Sprecherin des britischen Außenministeriums sagte, Großbritannien habe in Zusammenarbeit mit den USA und Kanada Sanktionen gegen neun Offiziere des myanmarischen Militärs verhängt. Darunter sei dessen Oberbefehlshaber. Die Gewalt müsse beendet werden, die Demokratie müsse wiederhergestellt werden.

POLIZEI SCHIESST IN YANGON

In der größten Stadt Yangon eröffnete die Polizei das Feuer, da sich die Menge selbst durch den Einsatz von Blendgranaten, Tränengas und Schüssen in die Luft nicht auseinandertreiben ließ. Soldaten unterstützten die Polizisten in ihrem Einsatz gegen die Demonstranten. Mehrere Verletzte wurden von Demonstranten weggetragen, wie Videoaufnahmen zeigten. Am Boden waren Blutlachen zu sehen.

Medien und Augenzeugen berichteten von mehreren Toten in der zweitgrößten Stadt Mandalay. Auch in Lashio im Nordosten des Landes, in Myeik weit im Süden und Hpa-An im Osten sei die Polizei gegen Demonstranten vorgegangen. Bereits am Samstag waren zahlreiche Menschen gegen den Putsch auf die Straße gegangen. Menschenrechtlern zufolge wurden Hunderte Demonstranten festgenommen. Die Polizei war so massiv gegen sie vorgegangen wie noch nie in den seit drei Wochen anhaltenden Protesten.

Das Militär hatte am 1. Februar geputscht und die zivile Regierung abgesetzt. An dem Tag hätte das am 8. November gewählte Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen sollen. Die Nationale Liga für Demokratie (NLD) von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi hatte die Wahl mit großem Vorsprung gewonnen, das Militär erkennt das Ergebnis aber nicht an und spricht von Betrug. Die Abstimmung war erst die zweite freie und faire Wahl seit dem Ende der direkten Militärherrschaft im Jahr 2011. Nach dem Putsch im Jahr 1962 wurde Myanmar 49 Jahre lang vom Militär regiert.

Seit dem jüngsten Putsch sind Suu Kyi und etliche Führungsfiguren ihrer Partei in Gewahrsam. Seither verlangen Hunderttausende ihre Freilassung und die Rückkehr zur Demokratie.

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