Varta: Hat Apple die Bestellungen gekürzt? – Umsatzprognose wird gekürzt und Aktie schon vor Börsenstart angeschlagen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Zahlen von Varta waren eigentlich auf den 11.11. datiert, aber der deutsche Batterie-Spezialist wollte wohl den Karnevals-Jecken unter seinen Aktionären nicht den Start in die neue Saison versauen und veröffentlicht die schlechte Nachricht schon eine Woche früher. Varta kürzt die Umsatzprognose und die Aktie ist dabei in den zweistelligen Minusbereich abzutauchen.

Umsatz und EBITDA unter den Erwartungen

Trotz einer Ergebnisentwicklung in den ersten 9 Monaten des Jahres 2021, die den Unternehmenserwartungen entspricht, weichen die Zahlen von den Analystenschätzungen ab. Gemessen am Durchschnitt der Analystenschätzungen (Consensus), lag das Unternehmen beim Umsatz um 7,5% und beim angepassten EBITDA um 6,8% niedriger. Bei der Marge (angepasstes EBITDA zu Umsatz) lag die Gesellschaft mit 0,6 Prozentpunkten über den Analystenschätzungen.

Hat Apple weniger bestellt? 

Varta wäre nicht der erste Konzern, dem die Abhängigkeit von Apple immer mal wieder die Quartalszahlen versalzt.  Die Produktion des MDax-Konzerns läuft an den eigenen Standorten seit Beginn der COVID-19-Pandemie ohne Unterbrechungen – Auswirkungen auf die Lieferketten sind nicht spürbar. Dennoch sind einige der Kunden negativ von den Langfristfolgen der Pandemie betroffen. Die Verzögerung der Lieferung von Rohstoffen oder Halbleitern haben zu Produktionsausfällen geführt. Einige der größten Kunden haben durch lokale Lockdowns an Standorten in Asien ihre Produktion zeitweise nicht aufrechterhalten können.

40 Millionen Umsatz weniger

Der verzögerte Start von neuen Kundenprojekten im dritten Quartal führte zu einem verringerten Umsatzwachstum. Für das Geschäftsjahr 2021 hat das Unternehmen deshalb die Umsatzprognose von 940 Mio. EUR auf 900 Mio. EUR (Vorjahr: 869,6 Mio. EUR) angepasst und setzt damit das organische Umsatzwachstum weiter fort. Die relative Marge des bereinigten operativen Ergebnisses (EBITDA) soll unverändert überproportional auf rund 30% (2020: 27,7%) vom Umsatz steigen und bei rund 275 Mio. EUR (2020: 241,0 Mio. EUR) liegen. Damit wächst das angepasste EBITDA zweistellig.

Die neue V4Drive-Zelle macht alles besser

In den Geschäftsjahren 2022 und 2023 bereitet sich das Unternehmen auf eine große Wachstumsoffensive mit der neu entwickelten ultra-hochleistungsfähigen V4Drive-Zelle und dem Einstieg in das E-Mobility-Geschäft vor. Hierfür investiert die VARTA AG derzeit massiv. So werden deutliche Investitionen in die Mitarbeiterqualifikation vorgenommen, neue Mitarbeiter eingestellt und umfangreiche Investitionen in neue Produktionsanlagen getätigt. Erste Umsatz- und Ergebnisbeiträge aus diesem Geschäftsfeld werden ab 2024erwartet.

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onvista Redaktion:

Jetzt sind starke Nerven gefragt bei Varta. Anleger müssen den nächsten Rückschlag verkraften. Nachdem das Papier innerhalb von 4 Wochen um fast 15 Prozent zugelegt hat, sind die Gewinne heute wieder Geschichte. Bei Tradegate liegt das Papier bereits zweistellig im Minus.

Anleger sollten sich jetzt die Frage stellen: Wie lange möchte ich in den Papieren von Varta investiert sein? Mit der heutigen Prognosekürzung ist die Zeit der schnellen Sprünge in die Höhe bei Varta wohl vorerst vorbei. Der Batteriespezialist wächst weiterhin und kann auch die Marge leicht steigern, aber er kann die hohen Wachstumserwartungen nicht erfüllen.

Diese Tatsache müssen die Anleger jetzt erst einmal verarbeiten. Die Fantasie der ultra-hochleistungsfähigen V4Drive-Zelle alleine reicht aktuell nicht, um die Anleger bei Laune zu halten. Jetzt müssen neue Kunden für die Batterie die Investoren wieder anlocken. Die dürften auch kommen, aber erst im nächsten Jahr. Daher sollten kurzfristige Investoren jetzt das Schiff verlassen und langfristige Investoren die Position eher ein wenig aufstocken.

Foto: MDart10 / shutterstock.com

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