Wasserstoff-Aktien: Cummins greift nach Hydrogenics – Schwappt jetzt eine Übernahmewelle durch die Branche?
Ob Zug, Nutzfahrzeuge, PKW oder generelle Stromerzeugung, die Brennstoffzellen-Technologie erobert immer mehr Bereiche und wird immer beliebter. Die „grüne“ oder „saubere“ Stromerzeugung ist klar auf dem Weg nach vorne. Zuletzt hat sogar die Bundesregierung bekanntgegeben die Forschung auf dem Gebiet zu unterstützen und zu beschleunigen.
Bislang tummeln sich immer noch viele eher kleinere Unternehmen auf dem Wasserstoff-Markt und Kooperationens owie neue Aufträge sorgen für Furore bei den einzelnen Werten. So hat zum Beispiel die Zusammenarbeit von Bosch und PowerCell die Aktie der Schweden zweistellig in die Höhe schießen lassen. Jetzt möchte zum ersten Mal ein größerer Konzern sich ein Stück vom Kuchen abschneiden. Cummins, dass ein breites Portfolio an Energielösungen entwickelt, herstellt, vertreibt und wartet, erweitert seine Geschäftsfelder auf den Bereich Wasserstoff und greift nach Hydrogenics.
Wasserstoff-Spezialist aus Kanada
Hydrogenics ist Entwickler und Hersteller von Produkten zur Wasserstofferzeugung und für Brennstoffzellen, die auf der Technologie der Wasserelektrolyse und der Protonenaustauschmembran (PEM) basieren. Das Unternehmen ist in zwei Geschäftsbereiche unterteilt: OnSite Generation und Power Systems.
Das Geschäftsfeld OnSite Generation basiert auf der Wasserelektrolyse-Technologie, bei der Wasser durch Leiten von elektrischem Strom durch einen flüssigen Elektrolyten in Sauerstoff (O2) und Wasserstoff (H2) zerlegt wird. Das entstehende Wasserstoffgas wird dann aufgefangen und für Industriegasanwendungen und Wasserstoffbrennstoffanwendungen verwendet und zur Speicherung von erneuerbarer Energie und überschüssiger Energie in Form von Wasserstoffgas verwendet.
Das Geschäftsfeld Power Systems basiert auf der PEM-Brennstoffzellentechnologie, die chemische Energie aus der elektrochemischen Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie umwandelt. Diese HyPM-Produkte können elektrische Leistungen von 1 Kilowatt bis 1 Megawatt bewältigen. Das Unternehmen entwickelt und liefert auch Produkte zur Wasserstofferzeugung auf der Basis der PEM-Wasserelektrolyse.
Zu den bekanntesten Kunden zählt der französische Konzern Alstom. Hydrogenics liefert Komponenten für den weltweit ersten in Serie gefertigten Wasserstoff-Zug. Aus Deutschland flatterten schon Bestellungen für den Wasserstoff-Zug ein. Das Auftragsvolumen liegt bei 500 Millionen Euro.
Ideale Ergänzung für Cummins
Ende der vergangenen Woche verkündeten die Amerikaner Hydrogenics für 15 Dollar in bar je Aktie zu übernehmen. Damit kommen die Kanadier auf einen Marktwert von etwa 290 Millionen Dollar. Im Vergleich zu der Fantasie, welche Wasserstoff-Technologien bieten, hört sich das wie ein Schnäppchen an. Für Cummins ist Hydrogenics die ideale Ergänzung im Portfolio. Das Produktspektrum des US-Konzerns erstreckt sich von Diesel- und Erdgasmotoren über Hybrid- und Elektro-Plattformen bis hin zu verwandten Technologien, darunter Batteriesysteme, Kraftstoffsysteme, Steuerungen, Luftbehandlung, Filtration, Emissionslösungen und Stromerzeugungssysteme. Was eben fehlt: Wasserstoff.
Air Liquide ist auch mit von der Partie
Erst Anfang des Jahres hatte sich der französische Gaskonzern, über seine 100-prozentige Tochter The Hydrogen Company, für 18 Millionen Dollar 18,6 Prozent an Hydrogenics gesichert und mit den Kanadiern eine Zusammenarbeit in der Forschung vereinbart. Wie der Pressemitteilung zu der Übernahme zu entnehmen ist, wird Air Liquide nicht dazwischenfunken und seinen Anteil an Hydrogenics behalten.
Übernahme mit Signalwirkung?
Die Akquisition von Hydrogenics durch Cummins zeigt, dass sich immer mehr große Konzern für den Bereich Wasserstoff interessieren und sich auch dort auch positionieren wollen. Noch dürften die bekanntesten Player der Branche für wirklich große Konzern in die Rubrik Schnäppchen fallen, sofern sie von der Technologie überzeugt sind. Da sich die Brennzellen-Technologie immer weiter in den Vordergrund spielt, könnten durchaus weitere Übernahmen folgen. Hier dürfte nämlich jetzt noch das Motto gelten: „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“
Von Markus Weingran
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