Wasserstoffinvestoren, aufgepasst! Der Niedergang von Bloom Energy sollte jedem eine Lehre sein

Fool.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Noch bevor NEL sich zu einem Anlegerliebling entwickelte, ging 2018 der Brennstoffzellen-Champion Bloom Energy mit viel Vorschusslorbeeren an die Börse. Seither hat die Aktie des kalifornischen Unternehmens eine ziemliche Bauchlandung hingelegt. Grund genug, den Versuch zu machen, die Gründe zu analysieren, um bessere Investitionsentscheidungen im Umfeld von Wasserstoff und Brennstoffzellen zu treffen.

Das ist Bloom Energy

Die strategische Aufstellung von Bloom Energy ist typisch für ein kalifornisches Unternehmen. Hier werden nicht einfach schnöde Brennstoffzellen hergestellt, sondern eine Plattform! Die heißt Energy Server und sieht auch wie ein moderner Serverschrank im Rechenzentrum aus. Neue Fähigkeiten wie etwa ein Energiespeicher, Gleichstrom oder eine Ladestation sollen wie Smartphone-Apps ergänzt werden können.

Typisch amerikanisch ist auch der Pragmatismus: Hier geht es nicht darum, mit großen Visionen von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Vielmehr soll das billig verfügbare Erdgas dezentral verstromt werden - „verlässlich, robust, sauber und wirtschaftlich“, wie der Hersteller bewirbt.

Bloom gilt als technisch führend bei der SOFC-Technik, ein Hochtemperatur-Brennstoffzellentyp, der flexibel verschiedene Brennstoffe nutzen kann. Der indische Gründer und Chef KR Sridhar gilt als brillanter Ingenieur und was die Kommerzialisierung angeht, ist Bloom auch weit vorne. Zu den Konkurrenten gehören Sunfire und die Viessmann-Tochter Hexis. Auf Kundenseite werden zahlreiche hochkarätige Konzerne genannt, darunter Wal-Mart, FedEx und Panasonic.

Diese schätzen die durch Gaslieferverträge fixen Energiepreise und die Unabhängigkeit vom Stromnetz. Kein Wunder also, dass das Investoreninteresse im Juli 2018 groß war.

Was war passiert

Da die Aktien von Bloom Energy am oberen Ende der Zeichnungsspanne bei 15 US-Dollar ausgegeben wurden, ergab sich zunächst eine Marktkapitalisierung von 1,6 Mrd. US-Dollar. In der Folge entstand ein kleiner Hype rund um KR Sridhar und die Perspektiven der „Plattform“, sodass der Kurs September 2018 auf über 34 US-Dollar hochschoss (entsprechend fast 4 Mrd. US-Dollar). Seither zeigt der Trend nach unten. Heute ist die Aktie nur noch 5 bis 6 US-Dollar wert, also etwas mehr als ein Drittel des Ausgabekurses.

Dabei hat Bloom durchaus geliefert: Der Umsatz ist von 376 Mio. US-Dollar im Geschäftsjahr 2017 auf 838 Mio. US-Dollar über die letzten vier Quartale angewachsen. Zudem kann das Unternehmen im Wochentakt Erfolgsmeldungen verkünden, von Neuaufträgen und weiteren Vertriebspartnern über neue Funktionalität bis hin zu spannenden Entwicklungspartnern. Zuletzt wurde mit Samsung Heavy Industries vereinbart, die Brennstoffzellensysteme für den Einsatz auf Schiffen weiterzuentwickeln, und mit CalBio eine Partnerschaft für die Verstromung von Biogas aus Lebensmittelabfällen eingegangen.

Das Problem: Bloom ist chronisch defizitär, auch wenn es im letzten Quartal offenbar gelungen ist, 0,01 US-Dollar Gewinn pro Aktie aus der Bilanz herauszupressen. Noch ist Bloom längst nicht über dem Berg und es bleibt schwierig, die Ergebnisse positiver zu gestalten. Wenn der Hersteller die Anlagen zu einem höheren Preis anbieten würde, blieben die Kunden weg, weshalb sie günstiger angeboten werden müssen, ohne jedoch die Kosten zu decken. Mittlerweile ist das Eigenkapital aufgebraucht, erste Analysten sprechen bereits von einer kaum noch abwendbaren Insolvenz und Leerverkäufer lecken Blut. Das Management versucht gegenzusteuern, indem es kürzlich eine Restrukturierung und Umschuldung in die Wege geleitet hat.

Was wir daraus lernen können

Produkte im glänzenden Design, mit hippen Features und ausgefeilter Technologie sind eine gute Basis für ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Aber all das hilft nichts, wenn das Endprodukt nicht mit einer auskömmlichen Marge verkauft werden kann. Die Schwierigkeit dabei ist, dass es nicht genügt, nur die Kostenbasis zu senken, denn der erzielbare Preis ist nicht stabil. Erst wenn es gelingt, die Kosten schneller als die Konkurrenz zu senken, wird vielleicht ein Schuh draus.

Aber Wettbewerb kommt aus vielen Richtungen. Es gibt erstens die oben genannten direkten Wettbewerber, die ebenfalls SOFC-Technik vermarkten; zweitens alternative Technologien wie PEM-Brennstoffzellen, Solar-Hybrid-Kraftwerke sowie auch Blockheizkraftwerke (BHKW) mit Motoren oder Turbinen; und drittens konventionelle Lösungen aus der zentralisierten Stromversorgung. Beispielsweise ist der BHKW-Spezialist 2G Energy bereits seit Jahren profitabel unterwegs.

Diese unübersichtliche und heterogene Wettbewerberlandschaft sollten wir im Hinterkopf behalten, wenn wir in Wasserstoffaktien investieren. Die Technologie- und Kostenführerschaft muss nicht nur erobert, sondern auch kontinuierlich gegen alle Arten von rivalisierenden Ansätzen verteidigt werden. Nur so können sich die erhoffte nachhaltig wachsende Nachfrage einstellen und gleichzeitig steigende Umsätze in positive Ergebnisse konvertiert werden. Die meisten Brennstoffzellen- und Elektrolyseaktien haben hierbei noch einen langen Weg vor sich.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt Aktien von FedEx.

Motley Fool Deutschland 2019

Foto: Getty Images

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