Wirecard: Erholung geht weiter ++ Facebook: Von Krise keine Spur ++ Shell: Gewinne toppen Erwartungen

onvista · Uhr

Jerome Powell hat gesprochen und die Märkte beruhigt. Der Vorsitzende der US-Notenbank Fed hat eine Pause vom Zinsanhebungskurs der Zentralbank in Aussicht gestellt. Die derzeitige geldpolitische Ausrichtung der Fed sei angemessen, sagte Powell nach der Zinssitzung der Notenbank am Mittwoch in Washington. Ein Szenario weiter steigender Leitzinsen sei zuletzt schwächer geworden. Die Wirtschaft könne am besten gestützt werden, indem die Notenbank „geduldig“ vorgehe.

„Neutraler Bereich“

Powell verwies insbesondere auf das aktuelle Leitzinsniveau, das einen „neutralen“ Bereich erreicht habe. Damit bezeichnen Ökonomen ein Zinsniveau, mit dem die Konjunktur weder angeschoben noch gebremst wird. Bis zuletzt hat die Fed dieses neutrale Niveau auf 2,5 bis 3,5 Prozent geschätzt. Aktuell liegt der Leitzins in den USA in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent.

Langsameres Wachstum

Gefragt danach, wie lange die angekündigte Phase einer „geduldigen“ Vorgehensweise dauern könnte, sagte Powell, dies hänge von der konjunkturellen Entwicklung ab. Für das laufende Jahr sei zwar ein solides, aber auch langsameres Wachstum als 2018 zu erwarten.

Das wirtschaftliche Gesamtbild sei widersprüchlich, habe sich aber nicht grundsätzlich geändert, so Powell. Er verwies speziell auf das schwächere Wachstum in Europa und China. In den USA sei das Wachstum zwar grundsätzlich intakt. Einige Frühindikatoren seien aber schwächer ausgefallen.

Dax nicht überzeugt

Während die Wall Street den neuen Kurs der amerikanischen Notenbank feierte, kommt im Dax heute zu Handelsbeginn auch so etwas wie gute Laune auf. Der deutsche Leitindex startet mit einem Plus von 0,67 Prozent und 11.256,92 Punkten in den Tag.

Wirecard: Anleger verlieren wieder etwas Angst

Die Aktie des Mobile Payment Spezialisten erholen sich heute weiter, nachdem sie am Mittwoch nach einem Bericht der „Financial Times“ in der Spitze über 20 Prozent verloren hatte. Laut der Zeitung soll Wirecard im vergangenen Jahr intern verdächtigen Geschäftspraktiken nachgegangen sein. Die „Financial Times“ bezog sich in ihrer Online-Ausgabe am Mittwoch auf eine von ihr eingesehene interne Präsentation, die sich mit zweifelhaften Geldströmen beschäftigt haben soll.

Dementi folgte sogleich

Eine Wirecard-Sprecherin sagte, das Unternehmen aus Aschheim bei München halte den Bericht für „völlig substanzlos“. Das Unternehmen dementiere ein Fehlverhalten wie in dem „FT“-Bericht beschrieben und nehme alle Vorgaben zur Einhaltung von Gesetzen sehr ernst. Das beruhigte die Anleger bereits am Mittwoch schon wieder ein Stück und auch heute zieht der Kurs weiter an. Die Aktie liegt um die 4 Prozent im Plus, obwohl das Bankhaus Metzler Wirecard aus seiner Deutschland Top-Ten-Liste gestrichen hat und dafür den Motorenbauer Deutz aufgenommen hat.

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Facebook: War da was?

Obwohl Facebook seit Monaten aus einer Krise in die nächste tappt, nimmt das Geschäft des weltgrößten Online-Netzwerks dadurch keinen Schaden. Selbst in Europa sprang die Nutzerzahl zum Jahresende wieder hoch, nachdem sie zuvor leicht rückläufig war.

Erlöse klar über den Schätzungen

Im Weihnachtsquartal steigerte Facebook den Umsatz im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 16,9 Milliarden Dollar (14,8 Mrd Euro). Die Zahl mindestens ein Mal im Monat aktiver Nutzer wuchs binnen drei Monaten im üblichen Tempo um rund 50 Millionen auf etwa 2,32 Milliarden. Täglich kommen 1,52 Milliarden Nutzer zu Facebook.

Weiter klare Nummer 1

Insgesamt greifen jetzt schätzungsweise rund 2,7 Milliarden Menschen auf zumindest eine App des Konzerns zurück, zu dem auch WhatsApp und Instagram gehören. Der Konzern kündigte an, dass er in Zukunft viel stärker diese Zahl in den Vordergrund stellen wird, statt der bisherigen Angaben zur Nutzerschaft der Kern-Facebook-Plattform. WhatsApp und Instagram haben jeweils mehr als eine Milliarde Nutzer.

Anleger sind wieder überzeugt

Die Aktie des sozialen Netzwerkes erfreut sich heute größter Beliebtheit. Der Kurs schießt um über 10 Prozent in die Höhe.

Shell: Gewinn zieht über 30 Prozent an

Der Öl- und Gaskonzern hat im vierten Quartal trotz fallender Ölpreise im gleichen Zeitraum kräftig verdient. Der bereinigte Gewinn stieg um 32 Prozent auf 5,69 Milliarden US-Dollar, wie Shell am Donnerstag mitteilte. Das Übertraf die Schätzungen der Analysten deutlich. Für das vierte Quartal sollen die Aktionäre wie für das dritte Quartal 47 US-Cent je Aktie als Dividende erhalten.

Beim laufenden Aktienrückkauf-Programm über 25 Milliarden US-Dollar bis 2020 soll nun die nächste Tranche starten. Bis Ende April sollen 2,5 Milliarden Dollar wieder erworben werden. Shell habe den Rückkauf der zweite Tranche im Januar für 2,5 Milliarden Dollar abgeschlossen. Die erste Tranche belief sich auf 2 Milliarden US-Dollar.

Kurz & knapp:

Siltronic: Auch der Hersteller von Halbleiter-Wafern bekommt die Abkühlung der Chipbranche zu spüren. Die Nachfrage nach Wafern liege im laufenden ersten Quartal leicht unter dem Schlussquartal des Vorjahres, teilte der MDax -Konzern am Donnerstag bei der Vorlage vorläufiger Zahlen für 2018 in München mit. Gründe seien die zahlreichen politischen und konjunkturellen Unsicherheiten. Im vergangenen Jahr liefen die Geschäfte noch glänzend für die Beteiligung von Wacker Chemie, wenngleich die Zuwächse zum Jahresende hin nachließen. So wuchs der Umsatz im Schlussquartal im Vergleich zum dritten Jahresviertel nur noch um 2 Prozent und der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stagnierte nahezu. Gerade der Quartalsvergleich ist in der Chipbranche wegen der teils starken Geschäftsschwankungen wichtig.

Nokia: Der finnische Netzwerkausrüster Nokia ist 2018 trotz eines starken Schlussspurts tief in den roten Zahlen geblieben. Unter dem Strich stand ein Verlust von 549 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag im finnischen Espoo mitteilte. Damit fiel der Fehlbetrag allerdings fast zwei Drittel niedriger aus als ein Jahr zuvor, da Nokia weniger Geld durch Steuern, Abschreibungen und den Konzernumbau verlor. Der Umsatz sank um drei Prozent auf 22,6 Milliarden Euro. Der operative Gewinn ging um 16 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zurück. Die Aktionäre sollen mit 20 Cent je Aktie dennoch eine um fünf Prozent erhöhte Dividende erhalten.

Samsung: Die sinkende Nachfrage nach Smartphones und der schärfere Wettbewerb in der Branche machen Marktführer Samsung zunehmend zu schaffen. Zudem schlug sich die zuletzt schwächere Nachfrage nach Speicherchips im Ergebnis zum vierten Quartal 2018 nieder. Der Überschuss brach im Jahresvergleich um 31 Prozent auf 8,46 Billionen Won (6,6 Milliarden Euro) ein, wie das südkoreanische Technologieunternehmen am Donnerstag mitteilte. Trotzdem fuhr Samsung im Gesamtjahr 2018 vor allem dank des Halbleitergeschäfts, mit dem das Unternehmen mit Abstand das meiste Geld verdient, einen Reingewinn in Rekordhöhe ein. Samsung führt auch den Markt bei Speicherchips und Fernsehern an.

Von Markus Weingran/dpa-AFX

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Foto: Gil C / Shutterstock.com

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