Wirecard: Gegenwind kommt von allen Seiten – „teilweise dilettantisches Handeln“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nicht nur in den USA werden Sammelklagen gegen Wirecard vorbereitet, auch hierzulande starten erste Untersuchungen, ob Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden können. Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz rechnet mit erheblichen Forderungen, die auf Wirecard zukommen könnten, wie er im Interview mit dem Deutschlandfunk (Dlf) am Mittwoch erklärte: „Nicht nur in den USA scharren die Anwälte mit den Hufen, wir prüfen hier auch, ob es Schadenersatzansprüche gegen die Gesellschaft oder andere Verantwortliche gibt.“

Hätte Wirecard früher handeln müssen?

Es sei zu klären, ob der Vorstand seinen Publikationspflichten ordnungsgemäß nachgekommen sei. Der entstandene Schaden ist kein Pappenstiel. „Da ist ganz gehörig Investorenvermögen verbrannt worden, durch den Schornstein geraucht.“ Seit dem ersten Artikel der „Financial Times“ sind fast 10 Milliarden Euro an Börsenwert bei Wirecard verbrannt.

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„Dilettantisches Handeln“

„Das Ganze ist extrem kursbeeinflussend“, sagte Nieding dem Dfl. „Da hätte es meines Erachtens nach mindestens einer Adhoc-Meldung bedurft - oder zumindest einen Hinweis im Risikobericht im Geschäftsbericht im Abschluss beispielsweise.“ Nieding spricht im Interview mit dem Dlf von einer schlechten Kommunikationspolitik, die zum Teil sogar dilettantisch sei.

Einsicht kam zu spät

„Es kann doch nicht sein, dass man so einen Bericht einer doch so renommierten Zeitung abtut und hinterher stückchenweise einräumt, dass es einen Vorgang gibt,“ ergänzt Niedrig. Erst nach dem zweiten Bericht der „Financial Times“ hatte Wirecard eingeräumt, dass in Singapur eine Untersuchung laufe. Für Niedrig viel zu spät. Damit könnte Wirecard auch ein gerichtliches Nachspiel in Deutschland drohen. Die Bafin wird sich den Fall sicherlich ebenfalls genau anschauen und prüfen, ob Wirecard die Untersuchungen in Singapur früher hätte Publik machen müssen.

Wirecard bleibt locker

Der Bezahldienstleister selbst sieht den Klagen eigenen Angaben zufolge entspannt entgegen. „Da die Vorwürfe keine Grundlage haben, gibt es auch keine Grundlage für potenzielle Klagen in dieser Angelegenheit“, sagte ein Sprecher am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Zumindest nicht, soweit sie sich gegen Wirecard richten sollten.“

Von Markus Weingran

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Foto: Sergey Ryzhov/Shutterstock.com

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