Wirecard: Wagt sich wirklich ein Finanzinvestor aus der Deckung? – Countdown für Bilanzpressekonferenz läuft

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In genau 9 Tagen, am 04.04.2019 steht die Bilanzpressekonferenz des Bezahldienstleisters aus Aschheim auf dem Programm. Die Zahlen für 2018 und der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr dürfte die Anleger dabei nur wenig interessieren. Viel spannender ist die Frage, ob Vorstandsvorsitzender Markus Braun an diesem Tag endlich die Vorfälle in Singapur aufklären kann und den heiß ersehnten Abschlussbericht der beauftragten Kanzlei Rajah & Tann mit im Gepäck hat, um endgültig einen Schlussstrich unter das belastende Thema zu ziehen.

Zeitpunkt eigentlich schon überschritten

In einem Interview mit dem Handelsblatt hatte der Vorstandsvorsitzende Braun in der Vergangenheit einen Zeitrahmen von 4 bis 6 Wochen in Aussicht gestellt. Die Bilanzpressekonferenz liegt am Ende der ausgegebenen Zeitspanne. Zudem hatte der Wirecard-Boss vor etwas mehr als zwei Wochen in einem Tweet eine Zeitnahe Veröffentlichung des Abschlussberichts in Aussicht gestellt. Auch hier befindet sich das Datum der Wirecard-Veranstaltung eher am hinteren Ende von Zeitnah. Markus Braun steht daher schon fast in der Pflicht den Abschlussbericht kommende Woche auf den Tisch zu legen. Alles andere würde nur weiteres Vertrauen in das Unternehmen kosten, was den Kurs wieder drücken könnte.

Traut sich ein Finanzinvestor vor dem Bericht aus der Deckung?

In einem schwachen Marktumfeld liegt die Wirecard-Aktie am Dienstag mit einem Plus von knapp 2 Prozent am oberen Ende im Dax. Das Gerücht, dass mehrere Finanzinvestoren angeblich über einen Einstieg bei dem Mobile-Payment-Spezialisten nachdenken, wirkt heute immer noch nach. Aber würde es für die angeblichen Interessenten wirklich Sinn machen vor der Veröffentlichung des Abschlussberichtes aus der Deckung zu kommen? Sicherlich ist Wirecard für Finanzinvestoren oder sogar Banken ein interessanter Kandidat, aber solange die Vorwürfe noch im Raum stehen könnte der Schuss auch schnell nach hinten losgehen.

So verpassen Sie keine wichtige Nachricht mehr! Der kostenlose Newsletter onvista weekly - hier geht es zur Registrierung.

Übernahmefieber in der Branche

In den USA gab es gleich zwei milliardenschwere Übernahmen in der Branche. Anfang des Jahres preschte der Finanzdienstleister Fiserv vor und legte 22 Milliarden Dollar für den Zahlungsabwickler First Date auf den Tisch. Ein Rekordpreis in der Branche, der allerdings nicht lange Bestand hatte. Erst vergangene Woche wurde dieser Betrag fast verdoppelt. Inklusive Schulden ist Fidelity National Information Services bereit den Wirecard-Konkurrenten Worldpay für 43 Milliarden Dollar zu übernehmen.

Wirecard ist deutlich günstiger

Mit einem Börsenwert von rund 12,4 Milliarden Euro und einem geschätzten 2019er-KGV von 23 ist Wirecard aktuell so günstig wie zuletzt im Dezember 2017. Kurz vor dem Aufstieg in den DAX war der Börsenwert in etwa doppelt so hoch. So gesehen wäre Wirecard schon fast ein Schnäppchen in der Branche, denn aktuell sind die Wachstumsaussichten immer noch sehr hoch und Vorstandschef Markus Braun hatte für das erste Quartal 2019 schon neue Rekorde angedeutet. Das alles macht den Bezahldienstleister natürlich interessant. Aber es fehlt eben dieser Abschlussbericht. Solange der nicht da ist, dürfte sich auch kein neuer Investor aus der Deckung wagen.

Von Markus Weingran

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Foto: Denys Prykhodov / Shutterstock.com

Meistgelesene Artikel