Wirtschaftsforscherin: 'Lieferkettengesetz ist erster Schritt'

dpa-AFX · Uhr

MANNHEIM (dpa-AFX) - Die Mannheimer Wirtschaftsforscherin Laura Marie Edinger-Schons sieht im neuen Lieferkettengesetz einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung von Menschenrechten. Zwar sei das Gesetz in Deutschland weniger konsequent als in anderen Ländern, etwa in Frankreich. Mit der am Freitag im Bundestag beschlossenen Regelung komme man von einer freiwilligen Selbstregulierung der Unternehmen aber immerhin zur gesetzlichen Pflicht. "Es ist ein erster Schritt - und zwar ein wichtiger", sagte die Forscherin der Deutschen Presse-Agentur.

Das Gesetz soll dazu beitragen, dass Kinder- und Zwangsarbeit sowie Umweltzerstörung bei der Produktion eingedämmt werden können. "Über die konkrete Ausgestaltung des Gesetzes lässt sich immer noch viel streiten", gab Edinger-Schons zu bedenken. So verpflichte das Gesetz Unternehmen zwar, die Einhaltung von Menschenrechten bei direkten Lieferanten zu prüfen. Das seien aber häufig Zwischenhändler.

"Problematisch ist hierbei, dass viele der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen am Anfang der Lieferkette stattfinden, insbesondere beim Thema Kinderarbeit", kritisierte die Mannheimer Professorin vom Lehrstuhl für nachhaltiges Wirtschaften. Gegen Verletzungen der Menschenrechte am Anfang der Lieferketten müssten Unternehmen nur dann vorgehen, wenn sie konkrete Hinweise darauf erhielten.

Aus Sicht der Forscherin vernachlässigt das Gesetz auch ökologische Aspekte, die häufig mit sozialen untrennbar verknüpft seien. Um eine tiefgreifende Wirkung zu entfalten, bräuchte man ihr zufolge ein deutlich strengeres und umfassenderes Gesetz. Gegen die am Freitag beschlossene Regelung hatte es Widerstand von Wirtschaftsverbänden gegeben. So monierte der Arbeitgeberverband BDA, das Gesetz sei "überregulierend und überflüssig"./swo/DP/zb

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