1 Jahr nach dem Wirecard-Crash: Was wir daraus gelernt haben

Wer erinnert sich noch an den Wirecard-Crash? Zu Beginn der Coronaviruskrise fiel der Aktienkurs des Zahlungsdienstleisters innerhalb weniger Tage von dreistellig auf einstellig.
Die Zeit verfliegt. Mittlerweile feiert dieser Schock sein einjähriges Jubiläum.
Noch ist nicht restlos aufgeklärt, wer genau welche Fäden gezogen hat. Zumal die Geschichten aus den letzten Tagen vor dem Crash immer abenteuerlich werden.
Für Investoren, die zum Zeitpunkt des Dramas investiert waren, mag die Wirecard-Aktie nicht mehr als eine schmerzvolle Erinnerung sein. Doch es gab auch einiges zu lernen.
Der Untergang kam völlig überraschendIch erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Es war ein sonniger Junitag. Einer, an dem man früh und gut gelaunt aus den Federn steigt.
An diesem Tag sollte der Prüfbericht für die Wirecard-Bilanz veröffentlicht werden. Ein Ereignis, das zwar schon einige Male verschoben wurde, aber meiner Erinnerung nach kaum ernsthaft Grund zur Sorge geboten hätte.
Das Vertrauen war groß. Wenn die Damen und Herren Wirtschaftsprüfer die Bilanz absegnen, kann das Leben endlich weitergehen.
Gegen 7 Uhr morgens schlürfte ich noch gemütlich meinen Espresso, als ich plötzlich die Nachricht sah: Der Prüfbericht kommt nicht.
Alarmstufe Rot. Hier stimmt irgendetwas nicht.
Die wenigsten Investoren waren InsiderDer Rest ist Geschichte. Insolvenz. Verhaftungen. Crash auf mittlerweile unter einem Euro pro Aktie (Stand: 21.06.2021).
Im Nachhinein wollen es natürlich wieder einige ganz genau gewusst haben. Die Rede ist von exzentrischem Gehabe und Bargeldtransporten in Plastiktüten. So etwas muss doch abschrecken!
Hätte es auch. Wenn man Insider gewesen wäre, der derlei Dinge hautnah miterleben durfte.
Doch das waren sicher die wenigsten Investoren. So wie bei jeder anderen Aktie eben auch.
Die Lektion ist klar: Ein krimineller Vorstand kann das beste Unternehmen komplett zerstören. Ganz egal, wie gut das Unternehmen vor dem Crash aufgestellt ist.
Ein tiefer Blick in die Augen kann die beste Crash-Prognose seinAktien sind Sachwerte. Das stimmt irgendwie. An vielen Unternehmen hängen Gebäude, Maschinen und Material.
Doch an der Spitze stehen immer Menschen, die eben machen, was Menschen so machen. Hier werkelt eine konstruktive und auch immer eine destruktive Seite.
Ich denke, auf dem Auge Mensch sind viele Investoren oft blind. Das Geschäftsmodell wird hoch und runter analysiert, der Burggraben bis auf den letzten Millimeter vermessen. Doch bei der Geschäftsführung wird gerne so getan, als wären die Damen und Herren lediglich Schaffner und nicht Lokführer im Zug zum Kursziel.
Auch in Zukunft werden wieder Aktien von durchgeknallten Egomanen auf dem Crash-Altar geopfert. Dagegen hilft nur eines: Ein tiefer Blick in die Augen der Verantwortlichen. Meinetwegen aus der Distanz. Dafür sind die Auflösungen heutzutage gut genug.
Bei der Einschätzung von Menschen liefert das Bauchgefühl oft überraschend korrekte Ergebnisse. Diese Lektion dürften viele ehemalige Wirecard-Investoren nicht so schnell vergessen.
Der Artikel 1 Jahr nach dem Wirecard-Crash: Was wir daraus gelernt haben ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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