Zinsangst, Corona und China waren zuviel für die Plattform-Aktien

Holger Schmidt · Uhr

Ein Notenbankpräsident, der plötzlich schärfer gegen Inflation vorgehen will, eine neue Corona-Variante, die bisherige Impfstoffe möglicherweise überwinden kann, und eine Regierung einer digitalen Supermacht, die ihre Unternehmen zum Rückzug von den Börsen der anderen Supermacht zwingt, bilden gerade eine toxische Kombination für Tech-Werte, die auch viele Plattform-Aktien nach unten gerissen haben. Vor allem kleinere Titel, die in diesem Jahr gut gelaufen sind, wurden zuletzt in großem Stil verkauft. Die Liste der Verlierer ist zu lang. Daher geht der Blick direkt auf die andere Seite: Zu den wenigen Gewinnern unter den Plattformen gehörten in der vergangenen Woche Meliuz: (+ 31 Prozent), Zillow (+11 Prozent), Zynga (+6 Prozent), Ping An Healthcare (+4 Prozent) und Usen Next (+4 Prozent). Am Montagmorgen zeichnete sich immerhin ein leichte Trendumkehr zum Positiven ab.

Besonders hart traf es – wieder einmal – die chinesischen Plattform-Titel. Die chinesische Mobilitätsplattform hat ihr Delisting an der New York Stock Exchange und gleichzeitig die geplante Handelsaufnahme in Hong Kong angekündigt. Für den Transfer werden die US-Aktien in „frei handelbare Aktien“ konvertiert. Allerdings ist die Skepsis unter den Anlegern, dass dieses Manöver ohne Kollateralschäden funktioniert, sehr hoch. Denn neben Didi-Aktien (-23 Prozent) trennten sich die Anleger auch von vielen anderen chinesischen Papieren wie Alibaba (-16 Prozent), Pinduoduo (-21 Prozent), JD.com (-12 Prozent), Bilibili (-20 Prozent) und iQiYi (-28 Prozent). Die Entkopplung der digitalen Supermächte USA und China ist damit einen weiteren Schritt vorangekommen. Parallel hat die Unsicherheit, ob Investitionen in chinesische Plattformen trotz inzwischen attraktiver Bewertungen zu riskant sind, einen neuen Höhepunkt erreicht – obwohl die Regulierungswelle in China weitgehend abgeschlossen ist. Daher bleibt nach dem turbulenten Jahr immerhin die Hoffnung, dass 2022 stabile Rahmenbedingungen herrschen. Denn seit Jahresbeginn sind nur drei chinesischen Plattformen im Wert gestiegen: Renren, Uxin und Netease. Alle anderen relevanten Werte haben bis zu 75 Prozent an Wert verloren.

Für die Plattformen könnte wieder eine längere Phase der Unsicherheit bis ins kommende Jahr beginnen, bevor dann die Quartalszahlen klare Entscheidungsgrundlagen liefern. Ähnlich lief es schon bei den Berichten zum dritten Quartal, als erst überzeugende Zahlen einen längeren Seitwärtstrend in eine mehrwöchige Phase steigender Kurse übergehen ließ.

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Dieser Bericht ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keine Haftung übernommen.

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