onvista Börsenfuchs: Halbjahresbilanz – ein Trost für Börsenbullen

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Quelle: onvista

Hallo Leute!

Halbjahr hin, Halbjahr her – das ist börsentechnisch kein Zeitabschnitt von Bedeutung. Aber wir leben inzwischen ja in einem Alles-ist-kurzfrIstig-Zeitalter. Deshalb werden von allen Akteuren (einschließlich der Medien) seit Tagen Zwischenbilanzen gezogen. Für Aktienanleger war die erste Hälfte 2022 ein Jahr zum Vergessen. Mehr als das: Es waren beschissene Monate für nahezu alle Anlageklassen – von Staatsanleihen bis Bitcoin. Auch der Juni gibt reichlich hohe Minuszahlen her. Ich erspare Euch an dieser Stelle eine Zusammenfassung der Verluste und Vergleiche in Prozentsätzen. Den Analysten und Anlageberater fällt es jetzt verdammt schwer, noch irgendwas Gutes über die Börsenentwicklung in der absehbaren Zukunft zu sagen. Ein typischer Versuch beruht auf der mittlerweile ziemlich niedrigen Bewertung der Aktien: Die Kurse dürften bereits eine schwache Konjunktur einpreisen, sodass bei einer Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Lage im zweiten Halbjahr eine rasche Gegenbewegung eintreten könnte. Aha. Schön wär’s ja. Und die Chinesen haben die Kurve schon gekriegt. Aber Energiekrise, Inflation usw., usw. Bei uns droht eine Rezession!

Trotzdem, ich versuch‘ mal die vollfrustrierten Börsenbullen anders zu trösten: Im zweiten Halbjahr könnte sich das düstere Umfeld der Finanzmärkte aufhellen. Und da die großen Probleme ja zusammenhängen, ist zumindest denkbar, dass ein Fortschritt weitere Fortschritte auslöst. Konkret: Ich versuche mir vor allem vorzustellen, welche Wirkungen eine Entspannung des Ukraine-Konflikts hätte. Wenn die Waffen (erst mal) schweigen und sich die Kriegsparteien an einem Tisch treffen, würde doch die Aussicht entstehen, dass die Energiekrise zügig überwunden und die Lebensmittelknappheit spürbar verringert wird. Die kaputten Lieferketten könnten dann repariert werden, was den Welthandel wieder in Schwung bringen würde. Also keine Rezession.

Strich drunter: Ein solches Szenario klingt tröstlich. Die Weltwirtschaft atmet auf, die politische Atmosphäre wird zunehmend friedlicher (geht das überhaupt mit Putin?). Dies sollte auch dafür sorgen, dass die Inflationsraten in den kommenden Monaten spürbar sinken würden.

Ihr werdet vielleicht abwinken, meine Freunde. Ja, es ist kurz skizziert nur eine Vision, wahrscheinlich eher eine Illusion. Außerdem habe ich die möglichen Einflüsse von neuen Pandemie-Wellen außen vor gelassen. Umgekehrt zeigen solche Gedanken, wie total schwerwiegend die aktuellen Probleme sind, wie gefährlich die geopolitische und weltwirtschaftliche Lage ist. Da spielen Kurs/Gewinn-Verhältnisse u. ä. nur eine Nebenrolle. Sorry, Ihr Bullen, die Bären haben’s momentan leichter.

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