Investor Softbank macht größten Verlust in Firmengeschichte

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Tokio (Reuters) - Die Krise der Technologieaktien mit einem Einbruch der Bewertungen hat dem japanischen Großinvestor Softbank den größten Quartalsverlust in der fast 40-jährigen Firmengeschichte eingebrockt.

Von April bis Juni sei ein Fehlbetrag von 3,16 Billionen Yen (umgerechnet fast 23 Milliarden Euro) angefallen, teilte der Konzern am Montag mit. Im Vorjahreszeitraum stand noch ein Gewinn von rund 5,5 Milliarden Euro in der Bilanz. "Die Welt befindet sich in großer Unordnung", sagte Firmengründer Masayoshi Son. Zugleich machte er eine eigene Mitschuld an der Talfahrt aus und erklärte, Softbank habe in zu viele Unternehmen investiert. Die Bewertungen seien in einer Blase gewesen.

Der in Tokio ansässige Investor ist über seine zwei die Geschäftsaktivitäten dominierenden Visions Funds an unzähligen Unternehmen rund um den Globus beteiligt: darunter Fahrdienstvermittler Didi, Onlinehändler Coupang, Uber-Konkurrent Grab und der chinesische Technologieriese Alibaba. Nach Milliardengewinnen vor einem Jahr in Folge zahlreicher gewinnträchtiger Börsengänge setzen Technologieinvestoren wie Softbank und Tiger Global nun die höhere Inflation, politische Unsicherheiten und Konjunkturschwäche zu. Die beiden Vision Funds kamen in den abgelaufenen drei Monaten auf ein Minus von mehr als 21 Milliarden Euro. Das lag auch an der Talfahrt des KI-Startups SenseTime und der Roboterfirma AutoStore.

Son hat bereits angekündigt, künftig selektiver zu investieren und mehr Geld vorzuhalten. Zugleich schließt er auch Entlassungen nicht mehr aus. Es gebe keine "heiligen Orte" mehr. Um Investoren bei der Stange zu halten, hat er ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu 2,9 Milliarden Euro aufgelegt. Bei den durch den Vision Fund privat finanzierten Startups, zu denen der Lieferdienst Blinkit sowie die Reiseplattformen Oyo und GetYourGuide gehören, hat Son eine Abwertung in Höhe von mehr als acht Milliarden Dollar vorgenommen. Experten gehen allerdings davon aus, dass diese noch nicht die aktuelle Tech-Schwäche widerspiegeln.

Softbank setzt nun auf einen baldigen Börsengang des britischen Chipdesigners Arm, der Milliarden in die Kasse spülen soll. Damit in der Zwischenzeit das Geld nicht knapp wird, hat Softbank Beteiligungen an Uber und der Immobilienplattform Opendoor für mehr als fünf Milliarden Dollar verkauft. Die Japaner sind auch zweitgrößter Aktionär der Deutschen Telekom nach dem Bund. Die Bonner streben die Kapitalmehrheit am US-Mobilfunker T-Mobile US an und wollen Softbank deswegen weitere Aktien an der US-Firma abkaufen.

(Bericht von Sam Nussey, geschrieben von Nadine Schimroszik. Redigiert von Olaf Brenner.; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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