Chemikalienhändler Brenntag sieht sich für Krisen gut gerüstet

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Frankfurt (Reuters) - Von drohender Gasmangellage in Deutschland über mögliche Lockdowns vor allem in Asien bis hin zu Lieferengpässen in der ganzen Welt - der Chemikalienhändler Brenntag sieht sich für den aktuellen Krisen-Mix gut gerüstet.

"Bei einer Gasmangellage wären die unmittelbaren Auswirkungen für Brenntag gering", sagte Konzernchef Christian Kohlpaintner am Mittwoch bei der Vorstellung der jüngsten Quartalsbilanz. Lieferketten könnten angepasst werden. "Wenn es irgendwo shortages gibt, können wir vorausschauend zu anderen Lieferanten in der Welt wechseln, um die Produkte nach Europa zu bringen." Entsprechend optimistisch blickt der nach eigenen Angaben weltweit führende Chemie-Distributeur auf 2022.

Bei einer Gasmangellage wäre Brenntag in der Lage, seine Standorte weiter zu betreiben, sagte Kohlpaintner. Gänzlich entspannt gibt sich der promovierte Chemiker aber trotzdem nicht: Brenntag prüfe derzeit in Abhängigkeit von staatlichen Entscheidungen verschiedene Szenarien, betonte Kohlpaintner. Probleme rund um die Gasversorgung setzten der chemischen Industrie zu, und es gebe weiter hohen Druck auf die Lieferketten. Mit Standorten in 78 Ländern sei Brenntag aber bei der Gestaltung seiner eigenen Lieferketten sehr flexibel.

Der Krieg in der Ukraine sei leider weiter beherrschendes Thema, so Kohlpaintner. Und auch Corona lässt das Traditionsunternehmen mit Sitz in Essen, das als Bindeglied zwischen Chemie-Produzenten und weiterverarbeitenden Branchen mit Tausenden Stoffen handelt, nicht los: Drohende Lockdowns vor allem in China dürften die Logistik beeinträchtigen, räumte Kohlpaintner ein. Auch steigende Energiekosten sowie die Inflation in Europa und USA stellten Herausforderungen dar.

Die Auftragslage sowie ein kräftiges Umsatz- und Gewinnplus im zweiten Quartal lassen Brenntag aber trotzdem das obere Ende der erst im Juni angehobenen Gewinnprognose für 2022 anpeilen. "Wir sehen volle Orderbücher im dritten Quartal, das Momentum ist weiter gut", sagte Kohlpaintner. Brenntag geht von einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 1,75 bis 1,85 Milliarden Euro aus. Im Berichtsquartal erhöhte sich das Ebitda um 41 Prozent auf 533,8 Millionen Euro, während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 37 Prozent auf knapp 5,1 Milliarden Euro stieg.

Ein Händler erklärte, mit der guten Brenntag-Bilanz war nach brillanten Zahlen von Wettbewerbern gerechnet worden. Nachdem die im Dax notierten Brenntag-Aktien unmittelbar nach der Bilanzvorlage ein Prozent zugelegt hatten, lagen sie gegen Mittag 0,5 Prozent im Minus.

(Bericht von Elke Ahlswede; redigiert von redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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