Aktien Europa: Konjunktursorge belastet Börsen - Gaslieferungen im Blick

dpa-AFX · Uhr

PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Wieder zunehmende Zins- und Wachstumssorgen haben Europas wichtigsten Aktienmärkten den Wochenauftakt verhagelt. So hatte Russland am Freitagabend angekündigt, Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 Ende August für drei Tage zu unterbrechen. Vor allem Chemiewerte gerieten unter Druck.

Der EuroStoxx 50 fiel unter die 50-Tage-Linie, die als mittelfristiger Trendindikator gilt. Am späten Montagvormittag notierte der Leitindex der Eurozone 1,85 Prozent tiefer bei 3661,34 Punkten. Der französische Cac 40 gab um 1,77 Prozent auf 6380,56 Punkte nach. Der britische FTSE 100 büßte 0,58 Prozent auf 7506,39 Punkte ein.

Hinzu kommt die hohe Inflation, die durch den nach oben schnellenden Gaspreis weiter angeheizt werden könnte. "Die Inflation in den Industriestaaten lässt sich nicht so einfach besiegen und zeigt sich im Augenblick noch resistent gegenüber den Zinserhöhungen. Bestes Beispiel ist die Rekordteuerungsrate in Großbritannien. Daher hat die Angst vor einer strafferen Zinspolitik in den USA zuletzt wieder zugenommen", erklärte Marktexperte Christian Henke vom Broker IG.

Im Fokus der neuen Handelswoche dürfte zudem das am Donnerstag beginnende Notenbanker-Treffen in Jackson Hole, im US-Bundesstaat Wyoming stehen. Anleger spekulieren, dass die US-Notenbank weiter einen strikten Straffungskurs verfolgen dürfte, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen.

Aus Branchensicht verbuchten europaweit Autowerte die größten Kursabschläge, gefolgt von Aktien aus dem Chemiesektor. Unter Druck standen zudem Bankenaktien. Aus diesen Segmenten kamen die fünf größten Kursverlierer im EuroStoxx-50-Index.

Die Aktien der Credit Suisse verbilligten sich um 0,8 Prozent. Die Schweizer Großbank hat mit Dixit Joshi einen neuen Finanzchef gefunden. Er übernimmt per 1. Oktober das Amt von David Mathers, der seinen Abgang bereits im April angekündigt hatte. Joshi kommt von der Deutschen Bank, war aber bereits von 1995 bis 2003 für die Credit Suisse tätig.

Die Anteilsscheine von Vodafone verzeichneten ein unterdurchschnittliches Minus von 0,6 Prozent. Der britische Telekommunikationskonzern steht vor dem Verkauf seines ungarischen Geschäfts. Für umgerechnet 1,8 Milliarden Euro soll der Bereich an die ungarische Staatsholding Corvinus sowie an den IT-Systemintegrator und Telekommunikationskonzern des Landes, 4iG, veräußert werden.

Zu den schwächsten Werten zählten die Papiere der Online-Apotheke Zur Rose . Sie litten unter Kurszielsenkungen mehrerer Analystenhäuser und sackten um mehr als 8 Prozent ab. Unter anderem hatten die Credit Suisse, Deutsche Bank Research und Jefferies ihre Kursziele nach unten geschraubt.

Unter Druck standen auch die Titel von Deliveroo mit einem Rückgang von 6 Prozent. Die Analysten von Morgan Stanley halten die Wachstumserwartungen des Marktes für den Essenslieferanten für überzogen und das volle Ausmaß der schwachen Verbrauchernachfrage ab dem zweiten Halbjahr für unterschätzt./edh/mis

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